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0451 - Drei Gräber bis Soho

0451 - Drei Gräber bis Soho

Titel: 0451 - Drei Gräber bis Soho
Autoren: Jason Dark
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Suko drehte seiner Shao den Rücken zu. Wie sie so dalag, sah es aus, als würde sie schlafen. An ihrem Körper waren keine Verletzungen festzustellen. Sie trug noch das weiße Leichenhemd, das sie freiwillig übergestreift hatte. Niemand hatte sie durch körperliche Gewalt vom Leben in den Tod getrieben, sie war auf eine andere Art und Weise gestorben.
    Durch den Klang der unheimlichen Dämonentrommeln!
    Shao war in einer riesigen Trommel eingesperrt gewesen, und diese Trommelfolter hatte sie nicht überstanden. Irgendwann hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen, hinzu war noch der Sauerstoffmangel gekommen. Das konnte kein Mensch überleben.
    Und Suko, der ebenfalls in eine Trommel eingesperrt worden war, hatte sie gefunden. Auf seinen Armen hatte Shao gelegen, als er mit ihr erst zum Wagen und dann zum Friedhof gegangen war, wo er nun alles für die Leichenfeier vorbereitete.
    Aus dem Karton holte er die Kerzen hervor. Sie bestanden aus grauem Wachs, und ihre Dochte ragten dünn, weiß und krumm aus ihnen hervor. Damit der Wind die Flammen nicht löschte, mussten die Kerzen in kleine Glasbehälter gestellt werden.
    Suko arbeitete ruhig und gezielt. Er hatte acht Kerzen dem Behälter entnommen und ebenfalls die gleiche Anzahl an Glaszylindern. Sehr vorsichtig stellte Suko die Kerzen der Reihe nach hinein. Die letzte ließ er draußen, zündete den Docht an und schirmte die kleine Flamme mit der Handfläche gegen den Wind ab.
    Die Flamme benutzte er, um die restlichen sieben Dochte zu entzünden.
    Schon sehr bald war die unmittelbare Umgebung des Grabes in einen zuckenden Schein gehüllt, der nicht nur über Sukos Gesicht tanzte, sondern auch die Tote erfasste und ein Wechselspiel aus Helligkeit und Schatten über das weiße Totenhemd warf.
    Je zwei Zylinder nahm Suko in die Hände, um sie an bestimmten Stellen leicht in den Boden zu drücken.
    Zwei Kerzen brannten an Shaos Kopf, zwei am Fußende, zwei rechts und zwei links.
    So war sie eingerahmt.
    Suko atmete schwer, als er am Fußende stehenblieb und einen kurzen Blick auf seine Partnerin warf. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, seine Augen zuckten, auch die Lippen bewegten sich.
    Ruckartig wandte er sich ab und holte aus dem Karton eine flache Schale hervor, auf der noch ein Deckel saß. Suko stellte die Schale ab und fasste Shaos kalte Hände an, die er so auf ihren Körper legte, dass die Handflächen nach oben zeigten.
    Für einen Moment betrachtete er Shao, nickte dann, nahm die Schale und stellte sie auf Shaos Handflächen. Der Boden der Schale war breit genug, dass sie auf bleichen Händen sicheren Halt fand, und Suko nickte abermals als er sein Werk betrachtete.
    Sein Gesicht war unbewegt, als er wieder in die Tasche griff und das Feuerzeug hervorholte. Mit der anderen Hand nahm er den Deckel von der Schale und legte ihn zur Seite.
    Sie war ungefähr bis zur Hälfte mit einem dunklen Pulver gefüllt. Suko tunkte den Finger hinein und rührte das Pulver durch, so dass eine kleine Mulde entstand. Aus dem Karton nahm er noch zwei helle Stäbchen, deren Spitzen er gegen die kleine Flamme des Feuerzeugs hielt. Er musste einen Moment warten, dann erst begannen die Stäbchen zu glühen, und er steckte sie sehr behutsam mit den glühenden Spitzen zuerst in das Pulver hinein.
    Zunächst tat sich nichts, so dass Suko bereits befürchtete, es wäre alles umsonst gewesen und die Stäbchen würden verlöschen, dann aber sah er den graugrünen Rauch, der aus der Pulverschale aufstieg und sich auf dem Oberkörper der Toten verteilte.
    Rauchwolken glitten auch in den Schein der acht brennenden Kerzen und wurden verwirbelt, so dass es aussah, als würden geheimnisvolle Figuren aus den Wolken geformt.
    Suko hatte sich erhoben und war einen Schritt zurückgegangen. Am Fußende der Toten blieb er stehen, senkte seinen Blick und blickte auf die Frau, die er so stark liebte.
    Sie wirkte verzerrt und verschwommen. Der Qualm hatte eine Schicht über sie gelegt und bewegte sich zitternd, als würden Hände in ihm herumrühren. Es war ein besonderer Rauch, der nicht in die Höhe stieg oder vom Wind zerteilt oder zerrissen wurde. Es blieb über dem Körper der Toten, als wollte er sie streicheln.
    Suko stand wie ein Fels.
    Er hatte sich breitbeinig aufgebaut. Sein Blick galt der Toten vor ihm, das Gesicht war starr, die Wangenmuskeln zuckten, auch der Mund bewegte sich, aber noch drang kein Wort aus ihm hervor. Nur in den Augen lag ein gewisses Brennen, und seine Kehle fühlte
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