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0596 - Geheimprojekt X

0596 - Geheimprojekt X

Titel: 0596 - Geheimprojekt X
Autoren: Werner Kurt Giesa
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SAN ANTONIO, TEXAS, 10. APRIL 1997,9:15 UHR ZENTRALAMERIKANISCHER ZEIT:
    Der breitschultrige blonde Mann schien so gar nicht in dieses Büro zu passen. Er schwang mit seinem ledergepolsterten Drehsessel herum. Dann maß er den Besucher mit einem nachdenklichen Blick.
    Hinter ihm zeigte das große Panoramafenster eine gepflegte Grünanlage mit einem kleinen Teich, in dem sich Ochsenfrösche sonnten und um die Wette quakten.
    »Und warum die RTC, Sir?« fragte der Blonde. »Warum wir? Wir verfügen nicht über die entsprechenden Spezialcontainer, die Sie für diesen Transport benötigen.«
    »Spezial-Trailer, Mr. Robson«, verbesserte sein Gegenüber. »Diese Auflieger stellen wir. Sie werden in diesen Stunden beladen. Was wir nicht haben, sind die Trucks, die diese Auflieger ziehen sollen. Genauer gesagt, wir haben nicht die zuverlässigen, verschwiegenen Fahrer. Deshalb haben wir uns an Sie gewandt. Die RTC hat schon in der Vergangenheit einige Male zu unserer Zufriedenheit gearbeitet, und wir vertrauen Ihnen, Mr. Robson.«
    »Das muß vor meiner Zeit gewesen sein«, sagte der blonde Texaner.
    »Richtig. Wir haben seinerzeit mit Mr. Rockford und auch mit einem Mr. Jordan gesprochen.«
    »Mr. Rockford hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen und mir die Führung der Rockford Trucking Company übertragen. Mr. Jordan ist leider… tot.«
    »Das tut mir leid, Sir«, sagte der Besucher mit geschäftsmäßiger Routine. »Sie können gern mit Mr. Rockford Rücksprache halten. Wir bezahlen schnell und gut, und wir feilschen nicht um ein paar Frachtmeilen.«
    »Das zweifele ich nicht an, Mr. Shackleton. Mich wundert nur, daß die Tendyke Industries ihren Sicherheitsbeauftragten schickt, um einen Frachtvertrag auszuhandeln. Normalerweise läuft so etwas telefonisch, per Fax oder auch per E-Mail bei guten Kunden. Warum kommen Sie persönlich, und warum schickt man uns ausgerechnet den Boß vom Werkschutz?«
    Der Besucher, der sich als Will Shackleton ausgewiesen hatte, lächelte dünnlippig. »Es geht um eine Angelegenheit höchster Geheimhaltung. Gehen Sie einfach mal davon aus, daß nicht einmal der Geheimdienst von dem Transport erfahren dürfte.«
    »Also etwas Illegales? Sie enttäuschen mich, Sir.« Robson beugte sich vor und streckte die Hand nach der Sprechanlage aus.
    »Nichts Illegales!« entgegnete der Besucher schnell. »Das versichere ich Ihnen. Wir möchten nur verhindern, daß die Konkurrenz etwas davon mitbekommt. Vermutlich ist Ihnen bekannt, Sir, daß weltweit Industriespionage betrieben wird. Und sicher wird Ihnen auch bekannt sein, daß nach dem offiziellen Ende des sogenannten ›Kalten Krieges‹ zwischen Ost und West auch die staatlichen Geheimdienste zur Industriespionage eingesetzt werden. Auch als Geheimagent will man nicht arbeitslos sein, nicht wahr? Sogar die CIA betätigt sich gegen entsprechende Honorierung in dieser Branche.«
    »Ihre Äußerung signalisiert nicht gerade übersteigerten Patriotismus«, bemerkte Robson gelassen.
    Seine rechte Hand war dabei unauffällig unter die Tischplatte gesunken. Der blonde Texaner tippte blind einen Text auf einer verborgenen Tastatur.
    Identitätsüberprüfung Will Shackleton, Sicherheitsbeauftragter der Tendyke Industries. Dringend. RR.
    »Darf ich Ihnen noch einmal unterbreiten, um welches Auftragsvolumen es geht? Und zugleich auch die Sicherheitsanforderungen erläutern?« sagte der Besucher ruhig, ohne auf Robsons Anspielung einzugehen.
    »Bitte, Sir.«
    Während Robson lauschte, wartete er auf eine Antwort.
    Nur wenige Minuten nach seiner Anfrage erschienen Buchstaben auf dem LCD-Zeilendisplay unter seinem Schreibtisch.
    Identitätsprüfung positiv. William Shackleton, 48 Jahre, unverheiratet, Sicherheitsbeauftragter der Tendyke Industries seit 1991.
    Robson nickte bedächtig.
    »Wir akzeptieren den Auftrag«, sagte er nach einer Weile des Zuhörens.
    ***
    PARQUE NACIONAL BARRANCA DEL COBRE, MEXICO:
    »Verdammt kalt da draußen«, stellte Gilbert ›Fire‹ Huntington fest, der gerade seinen Spaziergang beendet hatte. »Man sollte meinen, Mexiko wäre ein heißes Land. Sagt man nicht immer, daß hier alles verdorrt und vertrocknet, daß hier nichts anderes wächst als der Nationalstolz der Mexikaner?«
    »Es ist die Höhenlage, Spitzohr«, erwiderte der Zwerg grinsend und räumte den Pilotensitz.
    Huntington warf ihm einen finsteren Blick voller versteckter Morddrohungen zu, dann nahm er Platz.
    »Das ist wie bei uns in den Alpen«, fuhr der Zwerg
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