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Schwestern schenkt der liebe Gott

Schwestern schenkt der liebe Gott

Titel: Schwestern schenkt der liebe Gott
Autoren: M.Z. Thomas
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Wenn man nach langer Zeit
bekannte Gesichter wiedersieht, gibt es eine Menge zu erzählen. Was hat man
nicht alles erlebt! Man schüttelt sich die Hände. Wie geht’s? Wie steht’s? Die
Augen strahlen. Und selbst ein ausgestopftes Tier wie

    Kroko
    lacht über das ganze Gesicht.
Kein Wunder, denn Kroko, das alte Nilkrokodil, wohnt ja schon seit Jahr und Tag
im Neubaublock in der Gellertstraße, eine Treppe tiefer als
     
    die Familie Günther.
     
    Die Günthers kennen viele von
euch schon aus der Geschichte, in der Guggi sagte: „Brüder sind nicht mit Geld
zu bezahlen“, und für die, die noch nichts von ihnen wissen, stellen wir sie
noch einmal vor: Der Vater arbeitet noch immer als Ingenieur in der
Motorenfabrik von Bresselmanns. Er hat schrecklich viel zu tun. Die Mutter
kocht und stopft, wäscht und bügelt, wie eh und je. Guggi ist genauso wie ihr
ein ganzes Stück gewachsen. Guggi ist die Schwester von Brüder ,
der auf die Welt kam, als Käptn Kraft gerade wieder einen Ozeandampfer bekam.
Brüder ist mittlerweile einer der wildesten Jungen in der Gellertstraße
geworden. Er hat seinen eigenen Kopf, ihr werdet es noch sehen! Natürlich
trefft ihr bei Günthers auch
     
    Puck,
    den Zwergpudel. Er kennt jeden
wieder, auch wenn er ihm noch so lange nicht begegnet ist, wie zum Beispiel
     
    Käptn Kraff,
     
    den alten Seebären mit der
abgrundtiefen Stimme, der inzwischen, ich weiß nicht wie oft, durch den
Indischen Ozean und das Chinesische Meer nach Japan gefahren ist .
Er erscheint unerwartet zu Besuch bei
     
    Tante Käthe,
     
    die ihm seine exotischen
Singvögel, seine Pflanzen, seine ausgestopften Tiere und seine Waffen
aufgehoben hat. Gegenüber dem Neubaublock verkauft noch immer
     
    die Annabodätsch
     
    in ihrem Fliegenpilz-Kiosk
Kokoswürfel und Lakritze, Zigaretten und illustrierte Zeitungen. Jeden Mittag
und jeden Abend geht sie nach Hause. Dort ist
     
    Professor Katermann
     
    mit seinem weitgeschweiften
Künstlerhut und dem unvermeidlichen Regenschirm ein lieber Gast. Wißt ihr noch,
wie Guggi ihm damals vor Brüders Geburt aus Versehen eine Bäckertüte voll
Wasser auf den Kopf fallen ließ? Im Erdgeschoß des Neubaublockes wohnen
     
    Zatterstegs,
     
    die
sich ständig über die Kinder beschweren und Krach mit
     
    dem Hausmeister
     
    haben. Der Hausmeister ist der
Vater von
     
    Peng und Moppi,
     
    ein etwas unangenehmer Herr,
dessen Handgelenk ziemlich locker ist. Aber Peng macht sich nicht allzuviel
daraus. Denn er ist der Häuptling der
     
    ,Roten Eulen’,
     
    die Brüder viel zu schaffen
machen, als er
     
    die Dame Laura,
    Kroko, das Nilkrokodil,
    Mumme, den Bären, und
    Brigga, den Elefanten,
     
    retten
muß. Habt ihr vielleicht schon mal einen Elefanten gerettet? Nein?? Dann paßt
nur gut auf, wie Brüder es macht! Aber vorher noch schnei! den Tintenkuli oder den
Bleistift heraus und schön deutlich aufgeschrieben, wie ihr heißt, damit ihr
genauso zu unserem Buch gehört wie Guggi und Kroko, wie Brüder und Brigga. Aber
schreibt deutlich, sonst brummt Vater wieder:
     
     
     
     
     
    Doch
Moment mal ! Heißt das Buch nicht:
    „Schwestern schenkt der liebe
Gott“?
    Oder habe ich mich etwa
verlesen? Bis jetzt war doch nur von einer Schwester die Rede, von Guggi. Oder
nicht? Steckt vielleicht wieder irgendein Geheimnis dahinter? Rasch, laßt uns
anfangen, dann werden wir es hoffentlich erfahren.

Wenn man ein Baby
bekommt
     
    Die Gellertstraße geht ein
Gepfeif herunter, nicht schön zwar, aber desto lauter, geht auf zwei Beinen,
als gehöre die ganze Gellertstraße und das bißchen Erdkugel, das daranhängt,
ihm. Das ist Brüder.
    Seitdem ihn seine Mutter nach
dem denkwürdigen Tage, an dem er geboren wurde, in einem Steckkissen,
achtdreiviertel Pfund schwer, nach Hause gebracht hat, sind eine Handvoll Jahre
vergangen. In dieser Zeit hat Brüder vier Paar Schuhe
durchgelaufen. Und fünf Hosen durchgewetzt. Nicht zu zählen die Strümpfe, die
er zerlöchert, nicht zu zählen die Beulen, die er sich gerannt, die blutigen
Knie, die er sich geschlagen hat. Das Leben ist nicht einfach.
    Wirr hängen ihm die Haare in
die Stirn, als er ehrlich abgekämpft von seinem Tagewerk, aber keineswegs müde
nach Hause zurückkehrt.
    Alle Männer in dieser Stadt
haben einen Beruf. Bruders Vater ist Ingenieur und konstruiert Automotoren.
Andere Männer sind Straßenbahnschaffner oder Fernfahrer oder Mechaniker. Brüder
aber begnügt sich nicht mit einem Beruf, er hat ein
halbes Schock
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