Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Athyra

Athyra

Titel: Athyra
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
 
     
PROLOG
     
     
    Frau, Mädchen, Mann und Junge saßen gemeinsam wie gute Kameraden im Wald um ein Feuer.
    »Jetzt, wo Ihr hier seid«, sagte der Mann, »können die Erklärungen bis nach dem Essen warten.«
    »Also schön«, sagte die Frau. »Das riecht sehr gut.«
    »Danke«, sagte der Mann.
    Der Junge sagte nichts.
    Das Mädchen schnupperte geringschätzig; die anderen achteten nicht darauf.
    »Was ist es?« fragte die Frau. »Ich erkenne es –«
    »Ein Vogel. Müßte gleich durch sein.«
    »Er hat ihn getötet«, sagte das Mädchen anklagend.
    »Ja?« fragte die Frau. »Hätte er nicht sollen?«
    »Töten ist alles, was er kann.«
    Der Mann antwortete nicht; er drehte nur den Vogel am Spieß.
    Der Junge sagte nichts.
    »Kannst du nicht etwas tun?« fragte das Mädchen.
    »Du meinst, ihm was anderes beibringen?« schlug die Frau vor. Niemand lachte.
    »Wir sind durch den Wald gelaufen«, sagte das Mädchen. »Nicht, daß ich hier sein wollte –«
    »Nein?« fragte die Frau und sah den Mann scharf an. Er ignorierte sie. »Er hat dich gezwungen mitzugehen?« fragte sie.
    »Na ja, gezwungen hat er mich nicht, aber ich mußte.«
    »Hmmm.«
    »Und dann habe ich ganz plötzlich Angst gekriegt, und –«
    »Angst wovor?«
    »Vor – na, vor diesem Ort. Ich wollte woanders lang. Aber er wollte nicht.«
    Die Frau warf einen Blick auf den bratenden Vogel und nickte, als sie ihn erkannte. »So machen sie das«, sagte sie. »So finden sie ihre Beute, und so schrecken sie Raubtiere ab. Das ist eine Art psychische Fähigkeit, die –«
    »Ist mir egal«, sagte das Mädchen.
    »Essen ist fertig«, sagte der Mann.
    »Ich habe mich mit ihm gestritten, aber er hat mich gar nicht beachtet. Er hat sein Messer gezogen und es in die Büsche da geworfen –«
    »Ja«, sagte der Mann, »und hier ist es.«
    »Ihr hättet«, sagte die Frau, die ihn unvermittelt ansah, »einfach drumherum gehen können. Die greifen nichts an, das so groß ist wie wir.«
    »Eßt jetzt«, sagte der Mann. »Wir können uns hinterher weiterzanken.«
    Der Junge sagte nichts.
    Die Frau sagte: »Wie Ihr wollt. Aber ich bin doch neugierig –«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Ich mag es nicht, wenn etwas mit meinen Gedanken spielt«, sagte er. »Außerdem schmecken sie gut.«
    Der Junge, der Savn hieß, hatte die ganze Zeit über geschwiegen.
    Aber das war unter den Umständen auch nicht anders zu erwarten.

 
     
ICH HEIRATE KEINEN SCHWEINEBAUERN,
ICH HEIRATE KEINEN SCHWEINEBAUERN,
BEI DEM WÜRD ICH DOCH GLATT VERSAUERN.
HEISSA HEISSA BUM BUM!
EINS NACH VORN UND EINS ZURÜCK,
LINKSRUM, RECHTSRUM UND ZURÜCK,
SAG, WO SUCHST DU DANN DEIN GLÜCK?
HEISSA HEISSA BUM BUM!
     
     
    Savn war der erste, der ihn sah, und übrigens auch der erste, der die Vorboten sah. Die Vorboten benahmen sich, wie sie es immer tun: sie wurden erst erkannt, nachdem etwas passiert war. Als Savn sie erblickte, sprach er nur seine Schwester Polinice an. Er sagte: »Der Sommer ist fast vorbei; die Jheregs paaren sich schon.«
    »Welche Jheregs, Savn?« fragte sie.
    »Da vorne die, auf Tems Haus.«
    »Oh. Ich sehe sie. Vielleicht gehören sie aber auch zusammen. Jheregs bleiben ein Leben lang bei einem Partner, weißt du?«
    »Wie Ostländer«, sagte Savn, nur um mit seinem Wissen zu protzen, denn Polyi war inzwischen über achtzig und fing allmählich zu glauben an, daß ihr Bruder doch nicht alles wußte, und mit dieser Einstellung konnte er sich noch nicht abfinden. Polyi antwortete nicht, und Savn schaute sich die Jheregs ein letztes Mal an, wie sie oben auf dem Haus saßen. Das Weibchen war größer und wurde dunkelbraun, während der Sommer dem Herbst wich; das Männchen war kleiner und heller. Savn tippte, daß das Männchen im Frühling grün oder grau wäre, das Braun des Weibchens hingegen einfach wieder heller wurde. Eine Weile sah er ihnen dabei zu, wie sie darauf warteten, daß etwas starb. Da hoben sie vom Dach ab, kreisten einmal um Tems Haus und flogen nach Südosten davon.
    Savn und Polyi liefen, völlig ahnungslos, daß das Schicksal ihnen ein geflügeltes Omen gesandt hatte, weiter zu Tems Haus und teilten sich einen großen Salat mit Tems eigener Sauce, in der sogar das Leinöl irgendwie lecker schmeckte. Jetzt, wo der Flachs geerntet wurde, gab es bei Tem fast nur Salat mit Brot und dünner, salziger Suppe, deshalb war es ganz gut, wenn sie es mochten. Es schmeckte auch besser als der trocknende Flachs roch, aber Savn nahm den Geruch ohnehin nicht mehr wahr. Käse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher