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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman
Autoren: Ulf Schiewe
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einem Aufschrei meine Arme um ihn, halb blind vor Freudentränen.
    »Raol, mein Sohn. Endlich, endlich bist du da!«
    Irgendwie ist es schon seltsam, wie in solchen Augenblicken einem die verrücktesten Dinge in den Kopf schießen. Als ich nun endlich meinen Sohn in den Armen hielt, dachte ich,
putan,
Jaufré, jetzt musst du alles noch einmal erzählen, und schüttelte den Kopf. Nun, viel zu tun gibt es ohnehin nicht auf Rocafort. Besonders an den langen Winterabenden.
    Und Raol und ich, wir würden nun alle Zeit der Welt miteinander haben.
     
     
     
    E•N•D•E

Anmerkungen des Autors
    N ach altem fränkischem Recht wurde das Fürstenerbe unter Brüdern aufgeteilt, was nicht selten zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte. Um dem entgegenzuwirken, entstand das Erbrecht des erstgeborenen Sohns. In den führenden südfranzösischen Adelshäusern der Epoche gab es einen Übergang zwischen beiden Erbfolgeformen. Obwohl Graf Guilhem von seinem Vater den Titel erbte, wurde Raimon noch als Co-Regent benannt, wenn auch mit einem deutlich geringeren Erbanteil versehen. Warum Guilhem seinem Bruder die Grafschaft Toulouse in 1088 überließ, ist nicht bekannt, und über seinen Tod widersprechen sich die Quellen. Der im Roman beschriebene Streit zwischen den Brüdern mag niemals stattgefunden haben. Aber wenn der Zweitgeborene mit den Jahren immer mächtiger wird, plötzlich den Grafentitel annimmt und seiner Nichte Felipa das Erbrecht verweigert, dann lässt sich dahinter durchaus ein erbitterter Machtkampf nach altem Muster vermuten.
    Über Raimons erste Frau ist im Dunstschleier der Geschichte fast nichts bekannt, nicht einmal ihr Name, außer, dass diese Ehe Jahre später annulliert wurde, ein Umstand, der aus Raimons Sohn Bertran einen Bastard machte. Ich habe ihr den Namen Anhes gegeben und die Auflösung ihrer Ehe durch eine verbotene und verhängnisvolle Liebschaft begründet.
    Odo de Monisat, der Onkel Jaufrés und Erzbischof von Narbonne, ist eine erfundene Figur. Sein realer Vorgänger war der berühmt-berüchtigte Guifred de Cerdanha (†1079), der achtzig Jahre alt wurde und die Macht des Erzbistums von Narbona stark erweitert hatte. Nach ihm folgten vier Erzbischöfe, deren Regentschaft von eher kurzer Dauer war. Diese habe ich mir erlaubt, durch meinen Odo zu ersetzen.
    Wer sich über das selbstbewusste Auftreten adeliger Frauen wundert, muss wissen, dass diese durchaus gewisse Rechte beanspruchten. Obwohl dem Gemahl zu Gehorsam verpflichtet, waren sie erbfähig, besaßen eigenes Vermögen und herrschten über Burg oder Grafschaft, wenn der Ehemann abwesend war, was aufgrund von Kriegszügen häufig vorkam oder wenn das Erbrecht dies zuließ. Sie verwalteten den Besitz, manche führten sogar Krieg. Als Förderinnen der Dichtung waren sie hochverehrt.
    Zur Zeit des Romans verlief die Aude tatsächlich mitten durch die Stadt Narbonne, dort wo heute nur noch ein bescheidener Kanal (Canal de la Robine) daran erinnert. Vermutlich die für den mittelalterlichen Mühlenbetrieb immer ausgedehnter angelegten Aufstauungen hatten zu einer allgemeinen Versandung geführt, so dass sich der Fluss plötzlich, im 14. Jahrhundert, ein neues Bett weiter nördlich gesucht hatte. Der Verlust der Verbindung zur Aude führte zum allmählichen wirtschaftlichen Niedergang der Stadt.
    Die Namen von Personen und historischen Orten in Südfrankreich habe ich, soweit es sich ermitteln ließ, in mittelalterlichem Okzitan wiedergegeben. Gelegentlich habe ich Verse bekannter Troubadoure in die Geschichte eingebaut. Das letzte Liebeslied für Berta stammt aus einem bekannten Lied des Guilhem  IX ., Herzog von Aquitanien, dem ersten Troubadour, wie er genannt wurde. Auch die Schwurformel des
homagium
ist überliefert.
    Diverse Anekdoten entsprechen der Wahrheit, wie Almodis’ abenteuerliche Entführung und die überraschende Einnahme Tortosas. Die Person Raimon Pilet ist ebenfalls überliefert.

Historische Personen
    Raimon Sant Gille,
Graf von Tolosa und Tripolis (*1042 – †1105), zweitgeborener Sohn des Grafen Pontius, einer der großen Führer des Ersten Kreuzzugs, starb im Heiligen Land.
    Guilhem,
Graf von Tolosa (*1040 – †1094), überließ den Grafentitel aus ungeklärten Gründen seinem Bruder Raimon (1088), verstarb vermutlich in einer Schlacht gegen die Mauren in Spanien.
    Bertran,
Graf von Tolosa und Tripolis (*1065 – †1112), Raimons ältester Sohn aus erster Ehe, der durch die spätere Aufhebung dieser Ehe
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