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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman
Autoren: Ulf Schiewe
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wenige Stunden später, war wieder Ruhe eingekehrt, und Adela leistete mir in der
aula
bei einem Becher Wein Gesellschaft.
    »Wie geht es deinem werten Gemahl«, erkundigte ich mich höflich.
    »Er ist nach Narbona gereist«, antwortete sie.
    »Und zu welchem Zweck?«
    »Geschäftliches, Vater.«
    »Aha.«
    Offensichtlich wollte sie mir nicht mehr sagen, denn sie wusste, dass ich ihren Herrn Ehemann nicht sonderlich schätzte. Wahrscheinlich brachte er Adelas Einkünfte beim Glücksspiel durch oder bei den Huren der Stadt. An unser Erbe würde er jedenfalls nicht kommen, davor würde ich den Riegel schieben. Adela sollte alleiniges Verfügungsrecht über ihr Erbteil erhalten.
    »Vater«, sagte Adela. »Ich muss mit dir reden.« Etwas angespannt blickte sie an sich herunter und legte die Hand auf ihren Bauch. »Kann man es schon sehen?«
    »Was soll man sehen können?«
    »Dass ich wieder schwanger bin.«
    »Nein, wirklich? Aber das ist wunderbar!«, rief ich erfreut. »Von meinen Kindern bist du die Einzige, die mir Enkel schenkt.« Ich fand, in letzter Zeit war sie noch schöner geworden. Oder lag es an der Schwangerschaft?
    »Da ist noch etwas anderes.«
    Eine kleine Falte war auf ihrer Stirn erschienen. Ich wartete geduldig, worauf dies hinauslaufen würde.
    »Es ist schon einige Jahre her, dass Berta gestorben ist«, sagte sie nach einigem Zögern. »Und ich finde, du solltest wieder heiraten, Vater.«
    »Was? In meinem Alter? Gott behüte mich! Ein Eheweib im Haus, und schon ist man nicht sein eigener Herr. Nein, nein,
filheta!
Ich bin ganz zufrieden, so wie es ist.«
    »Aber Männer …«
    Sie wurde verlegen und sprach nicht weiter.
    »Was ist mit den Männern, Tochter?«
    »Ihr braucht doch immer etwas im Bett«, meinte sie und wurde rot.
    »Frauen nicht?«, fragte ich unschuldig.
    »Nicht so wie Männer«, erwiderte sie hitzig. »Ich meine, so viele Kerle huren herum, dass es eine Schande ist.«
    Ha! Sie meint wohl ihren eigenen Kerl, dachte ich grimmig.
    »Wirklich?«
    »Natürlich. Jeder weiß das. Und unser Pastor hält die Wollust für die schlimmste Sünde.«
    »Na, der hat Sorgen!«
    »Keuschheit das höchste Gut.«
    »Albernes Pfaffengeschwätz!«
    Nun hatte ich sie richtig angestachelt, denn ihre Augen funkelten. »Selbst in der Ehe hat man sich an die Gebote der Kirche zu halten, Vater. Am Tag des Herrn und auch an Fest- und Fasttagen soll man sich enthalten. Wir sind schließlich Christenmenschen und keine Tiere!«
    Was war denn das für ein Geschwätz? So kannte ich sie gar nicht. »Und wie bist du dann schwanger geworden?«, fragte ich spöttisch.
    »Das ist etwas anderes«, rief sie gereizt. »Du willst mich nicht verstehen! Was ich meine … Dem Volk wird gesagt, dass Gott zürnt, wenn sie sündigen und die Gebote der Keuschheit missachten. Aber ihr Herren Edelmänner, ihr treibt in Wahrheit doch die reinste Vielweiberei. Keine Magd ist vor euch sicher. Setzt schamlos eure Bastarde in die Welt und haltet euch an gar nichts, was einen guten Christen ausmacht.«
    »So! Tun wir das?«
    Was, zum Teufel, ging hier vor? Wahrscheinlich hatte sie sich bei ihrem Beichtvater über ihren Gatten ausgeweint. Und ein scheinheiliger Schlingel wie unser alter
Paire
d’Aguiliers hätte dies gleich zu seinem Vorteil genutzt, um sie nach allen Regeln der Kunst auszuplündern. Ein betrogenes Weib, das sich in die Arme der Kirche flüchtet, ist bekannterweise großzügig mit ihren Spenden.
    »Dein Mann betrügt dich also«, sagte ich.
    Sprachlos sah sie mich an. Ganz plötzlich war ihr Zorn auf mich verflogen. Sie ließ die Schultern hängen, und ihre Augen wurden feucht.
    Dieser verfluchte Kerl. Ich bring ihn um! Und Adela merkte natürlich, dass in mir die Wut hochstieg.
    »Nein, Vater, das ist es nicht!«, wehrte sie hastig ab. »Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich sorge mich nur um dich und denke, es wäre besser, du hättest eine Frau, die sich um dich kümmert.«
    »Ich verstehe.« Wir schwiegen eine Weile. Wenn sie nicht darüber sprechen will, dachte ich, dann kann ich ihr nicht helfen. »Cortesa kümmert sich schon viel zu viel um mich«, knurrte ich schließlich. »Mehr Fürsorge brauche ich weiß Gott nicht.«
    Adela sah mich durchdringend an.
    »Hast du etwas mit Cortesa, Vater?«, fragte sie auf einmal.
    »Um Gottes willen! Wie kommst du denn darauf?«, rief ich erstaunt. »Sie ist die Köchin, Kind!«
    »Eben, Vater. Und so etwas gehört sich nicht.«
    Ich hob beschwörend die Hände. »Cortesa,
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