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Der Bastard von Tolosa / Roman

Der Bastard von Tolosa / Roman

Titel: Der Bastard von Tolosa / Roman
Autoren: Ulf Schiewe
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Schicksal in einem Kloster.«
    »Und Hamid? Es geht ihm gut, so hoffe ich.«
    »Er ist bei bester Gesundheit. Seine Pferdezucht ist prächtig gediehen. Magdalena hat ihm zwei Töchter geboren, von denen eine mit Severins Sohn verheiratet ist. Enric kümmert sich um den Rosshandel, und ich bin gesegnet, denn jedes Jahr schenkt Hamid mir eines seiner besten Fohlen.«
    »
Senher
Severin ist also wirklich geblieben?«
    »Nicht nur das. Er hat viel Wald und Brachland urbar gemacht.« Ich musste lachen. »Weißt du, wie meine Nachbarn mich nennen? Sie nennen mich den
Castelan
der Gesetzlosen. Wegen Vilapros’ alter Bande. Graf von Tolosa bin ich nicht geworden, dafür Baron der Gesetzlosen. Doch sie haben mir Glück gebracht, denn mit diesen Familien hat Severin eine blühende, kleine Siedlung errichtet.«
    »Ihr habt nicht mehr von Martin gesprochen.«
    »Ich rede nicht gern davon«, sagte ich. »Martin ist ein guter Krieger geworden. Er hat sich Alfons Jordan angeschlossen und war dabei, als sie Tolosa freigekämpft haben. Später wurde er enger Vertrauter des jungen Grafen. Ich war stolz auf ihn. Es gab auch eine Braut, eine
donzela
aus bester Familie. Aber dann ist er in einem Grenzgefecht gefallen.« Ich seufzte. »Es ist das Los des Kriegers. Zum Glück hat seine Mutter dies nicht mehr erleben müssen.«
    Was hatte der alte Albin gesagt? Es ist bitter, wenn ein Vater seinen Sohn begraben muss.
    ***
    Am nächsten Tag traf Adela ein.
    Unten auf der Dorfwiese, wo wir sie und ihr bewaffnetes Gefolge empfingen, sprang sie vom Pferd und rannte, um mir in die Arme zu fallen.
    »Vater!«, kreischte sie ausgelassen, ganz als sei sie noch mein kleines Mädchen. Dabei war sie inzwischen eine stattliche
domna
geworden.
    »Filheta!«,
rief ich und drückte sie an mich. »Endlich seid ihr da. Lass mich dich ansehen.«
    Sie war in einfacher Reisekleidung und in Beinkleidern, so wie Berta sie gern zum Reiten getragen hatte. Auf dem Kopf trug sie einen breitkrempigen Hut gegen die Sonne, den sie nun herunterriss, um ihre langen Locken auf die Schultern fallen zu lassen. Ihre Wangen waren gerötet, und die dunklen Augen ihrer Mutter blitzten mich schelmisch an. Als ausgewachsene Frau war sie noch viel hübscher geworden. Wer konnte ihr widerstehen? Jedenfalls kein für weibliche Schönheit so empfänglicher alter Tor wie ihr Vater. Ich küsste sie herzlich.
    Ein Bewaffneter hob die Kinder vom Reisewagen. Zuerst schloss ich Arnaut, meinen Enkel, in die Arme. Dann hob ich die kleine Ada hoch in die Luft, bis sie vor Vergnügen quietschte. Adela entdeckte unsere
cosiniera,
die schon ungeduldig bei ihrem Gesinde stand und vor lauter freudiger Erwartung übers ganze Gesicht strahlte.
    »Cortesa!«, schrie Adela, und die beiden fielen sich in die Arme. Sie umarmte Maria, begrüßte Brun und seine Männer, Joan
lo Catalan,
meinen
villicus,
machte die Runde des Gesindes und hatte ein gutes Wort für jeden im Dorf. Zuletzt war sie wieder bei Cortesa angelangt, und die beiden Frauen schnatterten aufgeregt wie junge Gänse.
    »Cortesa?«, flüsterte Aimar ungläubig. »Die Köchin ist Cortesa?«
    »Aber natürlich. Hatte ich das nicht gesagt?«
    »Und Maria?«
    »Die Tochter meines treuen Dieners Alexis.«
    Der junge Mönch betrachtete die Köchin mit noch mehr Ehrfurcht als zuvor. Gewiss versuchte er, sich vorzustellen, wie sie damals diesen kräftigen Soldaten aufgespießt hatte. Als sich das Durcheinander ein wenig beruhigte, legte ich Aimar meine Hand auf die Schulter schob ihn einen Schritt vor.
    »Adela,
mon cor.
Dies ist Bruder
Aimar, Prior Jacobus’ Schüler und unser zukünftiger Kaplan auf Rocafort.«
    Sie musterte ihn freundlich, Aimar machte den Mund auf und zu und wusste nichts zu sagen. War es, weil ich ihn unseren Kaplan genannt hatte? Denn der Gedanke war mir selbst gerade erst gekommen. Nein, die Ursache seiner Verwirrung war Adela, die ihn mit ihrem wärmsten Lächeln anstrahlte, ein Lächeln, das jeden jungen Mann um den Verstand gebracht hätte, Mönch oder nicht.
    »Ein Kaplan auf Rocafort?«, fragte sie hocherfreut. »Endlich, Vater. Es wurde aber wirklich Zeit dafür.«
    Und bevor Aimar wusste, wie ihm geschah, hatte sie sich bei ihm untergehakt und schleppte ihn zur Kapelle hinauf. Cortesa und ich warfen uns einen belustigten Blick zu, aber dann verlangten die Kinder unsere ganze Aufmerksamkeit. Ich nahm Arnaut bei der Hand, Cortesa hob die kleine Ada auf den Arm, und allesamt stiegen wir zur Burg empor.
    Am Nachmittag,
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