Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
gerechnet.
    »Ich guck mal, ob die Kiste noch funktioniert.« Peter wollte den Computer vom Boden aufheben, aber ich hielt ihn zurück:
    »Ich würde den jetzt nicht wegbewegen, die Polizei könnte was dagegen haben.«
    Kaum ausgesprochen, polterten zig Stiefelpaare die Treppe herunter.
    »Hier sind wir!«, schrien wir beide unisono.
    Die nächste Stunde war leidlich spannend. Jürgen Rexforth, der immer noch im Land der Träume unterwegs war, wurde ab transportiert, Grabowski und ich mussten alles zu Protokoll geben und versprechen, im Laufe des Vormittags auf der Wache zu erscheinen, um weitere Fragen zu beantworten, denn Reichert war nicht mitgekommen, was alles andere als ärgerlich war.
    Die Polizisten wussten mittlerweile auch, dass Emily unschuldig war, wie ein junger Beamter berichtete. Sie war spazieren gegangen, hatte die Schüsse gehört und die Waffe gefunden.
    Eine Gestalt war weggerannt, aber sie hatte Jürgen nicht erkannt. Als sie mich und Lisa entdeckte, wollte sie mir die Waffe geben, war aber so nervös, dass ihr die Knarre aus der Hand gefallen war. Sie musste beim Verhör so verstört gewesen sein, dass ihr jeder glaubte. Bis zum Ergebnis der ballistischen Untersuchung hätte sie trotzdem in Haft bleiben müssen. Jetzt würde sie freikommen.
    Gegen drei Uhr nachts war alles geklärt, und wir bretterten auf dem Moped zum »Schwatten Jans«, stellten es dort ab und marschierten zum Hagenhof.
    Ich überlegte kurz, ob ich nach Hause fahren sollte, entschied mich aber dagegen, da ich keine Lust auf meine Sippe hatte. Außerdem waren auf dem Hagenhof genügend Schlafzimmer frei.
    Im Haupthaus genehmigten wir uns zwei Bierchen, die man freundlicherweise im Kühlschrank deponiert hatte, danach schickte ich Karin eine SMS, und dann hieß es: Wecker stellen und Äuglein schließen.

    Nach zu wenig Schlaf erwachte ich deutlich vor der eingestellten Weckzeit, es war erst acht. Egal. Nach einem kurzen Blick in Grabowskis Schlafgemach — kurz deshalb, weil sein Schnarchen meine Lauscher zerfetzte — plünderte ich Kühlschrank und Brottrommel. Just als ich mit vollem Bauch das Geschirr ins Spülbecken gestellt hatte und duschen wollte, schneite Johannes Rexforth in die Küche.
    »Hallo, Dieter.« Er sah suboptimal aus. Seine Augen waren von dunklen Schatten umrandet, und das zerzauste Haar glänzte fettig.
    »Wie geht’s dir?«, fragte ich pflichtbewusst.
    »Lass stecken. Zusätzlich zu dem Schock habe ich das Problem, dass ich überhaupt nicht weiß, wie es hier weitergehen soll. Bär hat die ganze Administration gedeichselt. Dürfte ich dich um etwas bitten?«
    »Schieß los.« Angesichts der Lage ließ ich das Kriegsbeil ruhen.
    »Könntest du weiterhin als Buchhalter hier arbeiten? Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich das Ganze sonst bewältigen soll.«
    Ich sagte erst einmal nichts, sondern goss mir ein Glas frische Landmilch ein.
    »Ich verdopple auch dein Gehalt.«
    »Weißt du eigentlich schon, wer deinen Vater getötet hat?«, ließ ich ihn weiter schmoren.
    »Emily, oder? Ich kann es zwar immer noch nicht glauben, aber...«
    »Emily war es nicht, sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Es war dein werter Bruder.«
    »Jürgen? Nein, du verarschst mich, oder?«
    Mein Gesichtsausdruck zeigte eindeutig, dass ich dies nicht tat.
    »Das heißt, Jürgen hat Vater und Hauser getötet, und Lisas Tod war nur eine unglückliche Verkettung von Zufällen?«
    Rumms, knallte er auf den Dielenboden. Ich tätschelte ihm ein bisschen die Wangen, bis er wieder zu sich kam.
    »Dein Bruder wollte mich in den Hades befördern, hat aber stattdessen Lisa getroffen. Das arme Kind. Aber jetzt zu dir: Ich werde dir noch eine Zeitlang auf dem Hof helfen.« Ich dachte dabei primär an mein Erbe, welches einen soliden Job erforderte. »Aber wer bezahlt eigentlich meine Ermittlungen, jetzt, da dein Vater nicht mehr lebt?«
    »Wofür? Etwa dafür, dass meine komplette Familie ausradiert ist?«
    »Leck mich!« Meine Nerven waren stärker strapaziert, als ich gedacht hatte. »Wenn du deine Meinung ändern solltest, ruf mich an. Ich stehe im Telefonbuch.«
    Ich war mir sicher, dass ich mindestens einen Anruf auf dem Beantworter haben würde, wenn ich nach Hause kam, insbesondere, weil mir Johannes auf meinem Weg nach draußen mehrmals hinterherrief. Ich überhörte das. War zwar eine kindische Reaktion, aber selbst ein Nannen konnte nicht immer perfekt sein.

    Reichert hatte miese Laune. Zum einen, weil ich wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher