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Eine Liebe auf Korfu

Eine Liebe auf Korfu

Titel: Eine Liebe auf Korfu
Autoren: LOUISE ALLEN
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1. KAPITEL

    Korfu – April 1817
    Jemand versuchte einen Mord zu begehen. Offenbar direkt vor ihrem Haus … Kampfgeräusche waren zu hören, verzweifelte, keuchende Atemzüge.
    Müde seufzte Alessa auf, drückte den Weidenkorb an ihre Hüfte und eilte um die Ecke, zurück zu einer dunklen Stelle, wo sie ihre Last vor neugierigen Blicken verstecken konnte. Um elf Uhr abends herrschte, bis auf den Radau vor ihrem Haus, tiefe Stille in den vertrauten Straßen der Stadt, und scheinbar waren sie menschenleer. Doch wie es schien, trieben sich zwielichtige Gestalten hier herum.
    Zumindest eine befand sich auf dem kleinen Platz zwischen der Rückfront der Kirche Sankt Stefanos, Spiros Bäckerei und zwei Häusern, die so hoch emporragten, dass auch tagsüber nur ein paar Stunden lang Licht auf das Pflaster fiel. Alessa zog ein Messer aus der Scheide in ihrem Stiefel und verschmolz mit den nächtlichen Schatten.
    Während sie in die schmale Gasse bog, sah sie den Widerschein der Laterne über Spiros Eingang. Auch durch die Kirchenfenster fiel Licht, und der Schein der Öllampe, die Kate bei Einbruch der Dunkelheit vor die Tür der gemeinsamen Behausung gestellt hatte, erhellte ein wenig die Szenerie.
    Breite Schultern versperrten Alessa die Sicht. An die Wand gelehnt, stocherte der Mann mit einem Fingernagel in seinen Zähnen. Der Geruch nach Fisch, Knoblauch und ungewaschener Haut wehte ihr entgegen, so vertraut, dass sie kaum die Nase rümpfte. Natürlich, der Fischer Georgi, stets in der Nähe von Ereignissen zu finden, von denen er vielleicht profitieren könnte, ohne sich zu überanstrengen …
    Lautlos schlich sie zu ihm und drückte die Messerspitze auf die schmutzige Stelle zwischen seiner Lederweste und dem Gürtel. Er zuckte zusammen und erstarrte.
    „ Hérete, Georgi“, flüsterte sie ihm auf Griechisch ins Ohr und presste das Messer noch fester in den Fettwulst. „Ich glaube, Sie müssen verschwinden. Oder sollen die Männer von Sir Thomas, dem Lord High Commissioner, erfahren, was Sie tun, wenn Sie Ihr kaiki in mondlosen Nächten aufs Meer hinausrudern? Dafür würden sie sich brennend inte ressieren.“
    Mit einem gemurmelten Fluch fuhr er herum, schob sich an ihr vorbei und stapfte davon. Sie wartete, bis seine Schritte verhallten, dann huschte sie zum Ende der Gasse.
    Auf dem kleinen Platz kämpften zwei Männer. Den einen kannte sie. Petro, ein kraftvoll gebauter Gauner, schwenkte mit einer Hand einen Knüppel, mit der anderen ein Messer. Aber seinen Gegner, der die bösartigen Attacken abzuwehren suchte, sah sie zum ersten Mal. Zunächst nahm sie an, er würde ein Rapier schwingen. Doch wie sie nach wenigen Sekunden bemerkte, war seine einzige Waffe ein dünner Spazierstock, mit dem er das Messer wegschlug. Wohlweislich wich er dem Knüppel aus, der den Stock zertrümmern würde.
    Der Mann kann fechten, dachte Alessa anerkennend und beobachtete, wie er blitzschnell den Spazierstock bewegte, seine flinken, tänzelnden Schritte. Trotzdem würde er seinen Angreifer nicht besiegen. Was sollte sie tun? Sicher war er ein Gentleman, denn er trug einen eleganten Abendanzug. Nur der Hut, der am Boden lag, und das zerzauste Haar beeinträchtigten die vornehme Erscheinung. Geschickt verteidigte er sich gegen seinen Widersacher.
    Wäre nicht ausgerechnet Petro sein Gegner, hätte er womöglich eine Chance zu entkommen, und sie könnte ihn seinem Schicksal überlassen. Aber diesem blutrünstigen Schurken war ein englischer Gentleman – offenbar ein Neuling auf der Insel – nicht gewachsen.
    Alessa schlich an der Mauer entlang zu den Eingangsstufen ihres Hauses, verärgert über diese Gewaltaktionen vor dem Fenster ihrer Kinder. Nun zwang der Fremde den bulligen Petro nach hinten. Oder, was eher zutraf, der tückische Halunke trat einen taktischen Rückzug an.
    Und dann sah sie, was ihn dazu bewog. In den Schatten am Fuß des Brunnens verborgen, wartete das Wasserrohr wie ein Fallstrick auf einen achtlosen Fuß. Sie zwang sich, einen Warnruf zu unterdrücken, damit man nicht auf sie aufmerksam wurde. Und da strauchelte der Fremde auch schon und fiel auf ein Knie. Sofort hob er den Gehstock, den Petro mit seiner Keule beiseitestieß, um sie im nächsten Moment auf die Schläfe des Gentlemans zu schlagen.
    Der Engländer brach auf dem Brunnensockel zusammen, und Petro beugte sich mit einem zufriedenen Grinsen zu ihm hinab. In seiner Hand glitzerte das Messer.
    Nein, das war zu viel. Eine Bluttat vor ihrem Haus würde
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