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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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an einem klobigen Eichentisch, vor ihm ein Laptop, hinter und neben ihm debil grinsende Männer mit roten Wangen. Dass ich das noch erleben durfte: Peter saß in einer Kneipe, war fast nüchtern und führte ernsthafte Gespräche über Zinsstaffeln und Deckungsbeiträge.
    »Komm rüber, Dieter!«
    »Ist das ein UMTS-Stick an deiner Kiste?«
    »Klar, was denn sonst?« Er schaute triumphierend in die rotgesichtige Runde.
    »Darf ich mal kurz meine Mails checken?«
    »Siehst du nicht, dass ich hier mitten in einer wichtigen Beratung stecke?«, regte Gurkennase sich künstlich auf.
    »Es ist wichtig.«
    »Okay, zwei Minuten, weil du es bist.«
    Peter speicherte seine Dateien ab, dann verzog ich mich mit dem Kasten in eine Ecke und rief meinen Account auf. Die Geburtstagseinladung von Gerd Klatt, dem Besitzer meiner früheren Essener Stammkneipe »ChaCha«, überflog ich nur kurz, dann fand ich, worauf ich schon lange gewartet hatte. Ungeheuerlich, aber logisch, was ich dort zu lesen bekam.
    Ich loggte mich wieder aus, gab Peter den Laptop zurück und verschickte eine SMS.
    »Danke, du findest mich am Tresen.« Ich ließ Grabowski wieder seine Arbeit machen und erkämpfte mir einen Platz an der Zapfanlage. Zur Verarbeitung der Mail benötigte ich drei Pils. Als die vierte Gerstenkaltschale hingestellt wurde, entdeckte ich fünf Hocker weiter ein bekanntes Gesicht. Schnell das kühle Blonde im Körper verstaut, dann hieß es aufstehen.
    »So sieht man sich wieder.« Ich klopfte Tobias Hardt auf die Schulter.
    »Hi, Dieter, was treibt dich hierher?« Er war genauso überrascht über meine Anwesenheit wie ich über seine.
    »Lass uns draußen reden.«
    Als Tobias meine Mimik registrierte, kam er ohne Zögern mit ins Freie. Vor einem Dickicht, das zum letzten Mal während des Hundertjährigen Kriegs gepflegt worden sein musste, ließen wir uns auf einer Holzbank nieder, mit dem Rücken zur Kneipe.
    Um den geneigten Leser nicht zu langweilen, kürze ich meine Aussagen und Hardts Reaktionen ab:
    Günter tot — Freude.
    Lisa tot — Entsetzen, Schock, Trauer, Wut, Verzweiflung, Lethargie.
    »Ich hol uns was zu trinken.« Wir konnten beide einen Schluck vertragen. Hardt kam mir um zwanzig Jahre gealtert vor, als er sich in Bewegung setzte.
    Du bist aber schnell mit den Drinks, dachte ich, als ich es hinter mir knacken hörte. Dann gab es einen Schlag auf die Rübe.

Johannes der Täufer

    »Ich Idiot!«, verfluchte ich mich innerlich, als ich aus der Ohnmacht erwachte und mich in einem Kellerraum wiederfand. Die nackte Glühbirne an der Decke beleuchtete einen an einen Stuhl gefesselten, hirnamputierten Privatschnüffler sowie ein hölzernes Wandregal, vollgestopft mit Mülltüten, Umzugskartons und anderem Krimskrams. Just als ich in der Ecke eine Werkzeugkiste ausmachte und Hoffnung in mir aufkeimte, vernahm ich Schritte auf der Treppe. Die Kellertür öffnete sich und voilà:
    Der Mörder stand vor mir!
    Jedoch nicht lange, denn er schob sich eine Holzkiste zurecht und ließ sich darauf nieder.
    »Wer weiß noch davon, dass ich es war?«, legte er los.
    Ich zuckte müde mit den Schultern.
    »Wie bist du auf mich gekommen?«, bohrte der Killer weiter. Er machte nicht den frischesten Eindruck. Die Frisur war völlig zerzaust, die Alkoholfahne verschlug mir den Atem, und die Augen waren blutunterlaufen.
    »Wenn man sich mit dem Teufel einlässt, nimmt die Seele Schaden«, driftete ich ins Philosophische ab. »Lisas Tod ist allein deine Schuld.«
    »Halt’s Maul, siehst du nicht, wie ich leide?«
    »Mein Mitleid hält sich in Grenzen.« Ich suchte fieberhaft nach einer Lösung für meine Misere. Utopisch zu glauben, dass der Knabe mich laufen lassen würde, insbesondere, da er eine Pistole aus der Jacke zog. Also weiterreden und Zeit gewinnen.
    »Mir war ziemlich schnell klar, dass der Killer vom Hagenhof sein musste, insbesondere als ich vom angeblichen Unfall deiner Mutter erfahren habe.«
    Johannes schaute mich kalt an. »Mein Vater hat den Tod verdient. Das Schwein hat Mama kaltblütig umgelegt, um diese Fotze zu heiraten. Und dieser missratene Pferdeknecht hat ihm dabei geholfen.« Jetzt auch noch Tränen.
    »Hör auf zu flennen, du bist doch keinen Deut besser. Guck dir doch mal an, wohin dein Rachefeldzug geführt hat.«
    Habe ich gerade »Johannes« gesagt? Ich war doch etwas durcheinander, denn natürlich saß mir nicht Johannes, sondern Jürgen gegenüber.
    Der liebe Jürgen, und da sagte man immer, wo gesungen wird, da
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