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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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lass dich nieder, böse Menschen kennen keine Lieder. Drauf geschissen. Vielleicht kam die Namensverwechslung aber auch nur zustande, weil Hannes bis vor Kurzem mein Hauptverdächtiger Nummer eins war, und ehrlich gesagt wäre er mir als Mörder auch lieber gewesen als DJ Jürgen. Aber das Leben war kein Wunschkonzert.
    »Hör auf 1 .«, schrie er mich an, erhob sich und knallte mir seine Faust vors Kinn. Mein Schädel wippte geschmeidig nach hinten, aber ich ignorierte die Schmerzen und blickte ihm direkt ins Gesicht. Er konnte dem Augenkontakt nicht standhalten und ließ sich wieder auf die Kiste fallen.
    »Es waren natürlich einige Komponenten im Spiel, die die Aufklärung erschwert haben«, plauderte ich munter weiter. »Zum Beispiel die Kaninchenmorde oder Hausers finanzielle Probleme und seine Verbindung zu diesem Buchmacher oder die zunächst undurchsichtige Rolle, die Tobias Hardt gespielt hat. Außerdem warst du mir sympathisch, sodass ich dich nie ernsthaft als Täter in Betracht gezogen habe. Aber dann hatte ich ein erhellendes Gespräch mit Tobias, der mir von Erikas angeblichem Unfall berichtet hat. Spätestens da war klar, dass es einer vom Hof sein musste.«
    Kurze Pause zum Luftholen. Wie viele Wörter benutzten Männer pro Tag? Zweitausend, hatte ich, glaube ich, mal irgendwo gelesen. Hatte ich mit Sicherheit bereits überschritten.
    »Bevor du heute Abend das Massaker angerichtet hast —«
    »Nur mein Väter sollte dran glauben. Und du. Ohne deine Schnüffelei wäre alles gut. Wenn du nicht plötzlich meine Schwester umarmt hättest, wärest du an ihrer Stelle tot«, heulte er.
    »Also, bevor du das Massaker angerichtet hast, wusste ich —«
    »Nannen!«, schrie er mich an und knallte mir den nächsten vor den Latz. »Kein Wort mehr darüber, verstanden?«
    Heftige Schmerzen durchzuckten meinen Kopf und lähmten mich.
    »Ruhig, Jürgen, ruhig. Okay, nächster Versuch: Irgendwann im Laufe der Ermittlungen ist mir klar geworden, dass dein Vater der Knackpunkt war, nicht die Kaninchen, nicht Hausers finanzielle Probleme, und auch nicht Adri Hues, auf den ebenfalls ein Anschlag verübt worden ist. Wer kam als Täter in Frage? Johannes, Lisa, Tobias, Emily und du. Keiner von euch hatte ein Alibi. Dass du zum Beispiel Mucke auf einer Fete gemacht hast, hat meiner Überprüfung nicht standgehalten. Dein Kollege hat nämlich ausgesagt, dass du für mindestens eine Stunde verschwunden warst.«
    »Wusste ich doch, dass auf den kein Verlass ist.«
    »Was ich natürlich hatte, war der Wisch neben dem toten Karnickel, auf den >Du bist der Nächste, Rexforth< geschmiert war. Also habe ich mir gedacht, aktivier ich mal meinen alten Kumpel in Essen, einen Ruderbootverleiher am Baldeneysee, der nebenbei ein paar Euros als Hobbygrafologe verdient. Dazu musste ich natürlich Schriftproben einsammeln.«
    »Habe ich nicht bemerkt.«
    »Das macht halt einen guten Schnüffler aus.« Ich rechnete nicht ernsthaft mit Beifall. »Lisas und Emilys Schriftproben habe ich mir bei einem Scrabble-Abend beschafft. Von Adri habe ich in seiner Wohnung einen Notizzettel mitgehen lassen. Johannes hatte mir freundlicherweise die Adressen seiner Kumpel aufgeschrieben. Hausers und Hardts Unterschriften gab es in Hülle und Fülle auf den Lieferscheinen, und Lisa war so nett, mir auf der Steinmann-Fete eine Autogrammkarte von dir zuzustecken. Die Proben habe ich dann nach und nach eingescannt und meinem Kollegen zugemailt. Unschwer zu erraten, welche mit der Schrift auf dem Zettel übereinstimmte.«
    »Du wusstest also die ganze Zeit, dass ich es war?«, fragte Jürgen überrascht.
    »Schön wär’s gewesen, aber leider hat mein Kollege einige negative Eigenschaften, unter anderem Langsamkeit. Schließlich verleiht er Ruderboote, keine Jetski. Lisa und Emily hatte er schon abgeglichen, sodass ich von deren Unschuld wusste. Deine Autogrammkarte habe ich leider als Letztes rübergemailt.«
    »So einfach?«
    »So einfach.«
    »Mein Vater war ein Mörder. Seit Mamas Tod versuche ich, das zu beweisen. Ich habe herausgefunden, dass Tobias früher was mit meiner Mutter gehabt hat, und habe sein Zimmer durchsucht. Der Briefwechsel mit meiner Mom hat dann die letzten Zweifel beseitigt. Und dann hieß es: Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
    Weiterreden, Junge, das verlängert mein Leben, dachte ich im Stillen.
    »Als der erste Anschlag auf diesen Kretin fehlgeschlagen ist, habe ich mir den missratenen Pferdeknecht vorgeknöpft. Nach intensiver
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