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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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den Pferdeknecht Gregor Hauser umgebracht und das Gleiche auch mit Adri Hues versucht?«
    »Sieht ganz danach aus.« Ich wusste es besser, aber im Moment hielt ich dies für die eleganteste Lösung. »Ich will keine schmutzige Wäsche waschen, aber ich vermute, dass Emily sich den Hof unter den Nagel reißen will, um ihn dann zu verkaufen. Sie träumt nämlich immer noch von der großen Schauspielkarriere. Aber wie bereits erwähnt: Ich arbeite hier als Buchhalter und nicht als Privatdetektiv, sonst hätte ich das Ganze vielleicht sogar verhindern können.«
    »Hauen Sie bloß nicht so auf die Kacke!« Der Dorfpolizist schien mir meine Story abzukaufen. »Wer war denn außer Ihnen und meinem Freund Peter noch auf dem Hof, als das Blutbad angerichtet wurde?«
    Gurkennase hatte von der Schießerei nichts mitbekommen, da er während der Vertragsmailerei seinen von einem russischen Laster gefallenen iPod angeworfen und seine Lauscher mit Silbermond durchgespült hatte. Da er im Gegensatz zu mir einen guten Draht zu Reichert besaß, brauchte er nur eine zehnsekündliche Aussage machen und durfte dann wie geplant zum »Schwatten Jans« jetten. Wie ich ihn beneidete.
    »Die Gäste sind alle längst abgereist, und Stefan Jahnknecht ist schon zu Hause. Die weiteren männlichen Familienmitglieder, also Jürgen und Johannes, habe ich nicht gesehen. Es hat den Anschein, als seien Grabowski und ich die einzigen Zeugen.«
    Während Emily in einem Krankenwagen mit Polizeibegleitung in Richtung Krankenhaus startete, sauste Johannes’Volvo auf den Hof. Als er aus dem Wagen kletterte, blickte er etwas irritiert aus der Wäsche. Hier war mehr Staatsmachtpräsenz als beim Kaffeeklatsch der Hells Angels mit den Bandidos.
    »Was ist los?« Er marschierte direkt auf die einzigen beiden Gesichter zu, die er kannte.
    »Ich muss Ihnen eine sehr betrübliche Mitteilung machen«, stotterte Reichert unbeholfen und berichtete in kurzen Worten von den Vorfällen. Dann musste wieder ein Krankenwagen gerufen werden, denn Johannes hatte sich erdreistet, seiner Stiefmutter ins Reich der Träume zu folgen. Nun gut, zwei Familienmitglieder auf einen Schlag zu verlieren, war kein Pappenstiel.
    Als die Ambulanz mit Blaulicht eintraf, war der Stammhalter aber wieder bei Bewusstsein, Wacholder sei Dank. So durften die Sanitäter nach einem kurzen Check wieder die Biege machen.
    »Das kann nicht sein, doch nicht Emily. Die ist zwar etwas seltsam, aber für eine Mörderin hätte ich sie nie gehalten«, stammelte Johannes, wobei ihm die Tränen in Sturzbächen die Wangen hinunterliefen. Recht hatte er, und so durfte er sogar eines meiner Papiertaschentücher benutzen.
    »Wäre ich nicht weg gewesen, würden Lisa und Papa vielleicht noch leben...« Seufzend ließ er sich auf den Brunnenrand fallen.
    »Wo sind Sie denn gewesen?« Reichert stellte die Frage, die auch mich interessierte.
    Johannes schnappte sich einen Spatenstiel, der an den Brunnen gelehnt war, und zeichnete Hieroglyphen auf den Boden. »Ich habe Zäune ausgebessert an der Nordweide. Irgendwelche Hirnis haben dort Löcher reingeschnitten. Wenn ich die erwische!«
    »Allein in der Nacht?«
    »Was soll das? Natürlich allein, oder sehen Sie hier Horden von Mitarbeitern rumspringen, aus denen ich auswählen kann? Und tagsüber hatte ich keine Zeit. Mit einer Laterne klappt das schon.«
    »Alte Polizistenkrankheit«, entschuldigte sich Reichert, denn der Fall war für ihn geklärt.
    »Weißt du, wo Jürgen ist?« Ich ließ mich neben Johannes nieder. »Ich habe einen guten Draht zu ihm und würde ihm die schrecklichen Geschehnisse gern persönlich mitteilen.«
    »Der hockt bestimmt wieder in seinem Studio und bastelt an irgendwelchen Songs, der große Star.«
    »Wir machen das, Nannen«, schaltete sich mein künftiger Schwiegervater ein. Es folgten noch einige Routinefragen und die Abnahme des Versprechens, morgen auf der Wache zu erscheinen, dann durfte ich endlich Grabowskis Verfolgung aufnehmen.

    Der Parkplatz vor dem »Schwatten Jans« war fast autofreie Zone. Ich hatte den halben Kilometer per pedes zurückgelegt und währenddessen versucht, Karin telefonisch zu erreichen, jedoch erfolglos. Also erhielt sie nur eine Kurzmitteilung, dass ich heute auf dem Hagenhof übernachten würde.
    Trotz der schwachen Parkplatzfrequentierung war die Gaststätte knüppelvoll. Nachdem ich mich durch eine Traube folkloristisch gekleideter Thekenturner geboxt hatte, fand ich Gurkennase im Hinterzimmer. Er saß
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