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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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bist.« Ihre Stimme wurde laut. »Dein Hof ist mit traumatisierten Seelen verseucht.«
    »Isolde, bitte. Das dürfte deinen Sohn schockieren. Dieter, atmen Sie tief ein und lassen alle negativen Energien los.« Sauerbiers Hand legte sich auf meine Schulter.
    Ich befreite mich von seiner Pranke.
    »Dieter. Ich habe mir Ihre Tiere angesehen und sie ausgependelt. Die sind vollkommen durch den Wind. Eines ist klar: Das wird ein aufwendiger Job. Zunächst müssen sämtliche Räumlichkeiten mit Salbei ausgeräuchert werden. Dann müssen wir die Seelen zurückholen. Insbesondere das Schwein ist von einem schlechten Geist aus einem früheren Leben besessen. Wenn das nicht wirkt, reißen wir die Ställe ab, reinigen die darunterliegende Erde und errichten neue Gebäude, die positive Energie ausstrahlen. Zufällig besitzt mein Bruder ein Bauunternehmen, das uns kurzfristig aus der Bredouille helfen kann. Was ist mit Ihnen? Ihre Aura wirkt ein wenig fahl. Darf ich Sie kurz auspendeln?« Ruckzuck zog er eine Kette aus der Jacketttasche, an der ein kegelförmiges Metallstück baumelte. Isolde nickte begeistert.
    »Dieter muss traumatisiert sein. Kein Wunder bei diesen Baracken. Ich glaube, wir müssen alles abreißen.«
    »Es hat sich ausgependelt, Isolde. Hier werden keine baulichen Veränderungen vorgenommen oder meine Tiere terrorisiert.«
    »Dein Väter hat mir freie Hand gegeben«, erklärte Isolde kalt. »Was habe ich nur für ein Kind auf die Welt gebracht? Die arme Hildegard ist vollkommen mit den Nerven runter. Und deine Tiere sind dir auch egal.«
    Jerome fügte enthusiastisch hinzu: »Sie werden von den positiven Auswirkungen begeistert sein.«
    Meine Halsader schwoll. Ruhig, Dieter, beschwor ich mich. Aufregung schadet deiner Gesundheit. Als ich zu einer hasserfüllten Tirade über Mütter, Business-Schamanen und traumatisierte Seelen ansetzen wollte, rollte ein Taxi auf den Hof.
    »Moin, moin.« Ein gut gelaunter Klaus Nannen stiefelte auf uns zu. »Sagt man das nicht bei euch in Norddeutschland?«
    »Ich lebe im Westen. Wie geht es dir?«
    »Egal. Von Mallorca aus liegt alles im Norden. Lasst uns ins Haus gehen. Wer ist dieser junge Mann?«
    »Ein Scharlatan, der auf Mutters Geheiß Haus und Hof kaputtsanieren will.«
    Klaus wirkte einen Augenblick verunsichert, fing sich aber rasch.
    »Sie meint es sicher gut. Aber momentan brauchen wir Sie nicht.«
    »Was ist mit meinen Anfahrtskosten?«, fragte Jerome verärgert. Auch Mamas schlechte Laune war unübersehbar.
    »Haben Sie einen schriftlichen Auftrag?«, fragte Klaus ungehalten.
    »Nein, das —«
    »Dann tschüss. Ich möchte mit meiner Familie allein sein.«
    Der Schamane zückte sein Handy und zuppelte verärgert von dannen.
    Karin fuhr aufs Gelände.
    »Ist das die Schwiegertochter in spe? Phantastisch. Dann sind jetzt alle wichtigen Menschen beieinander.«
    Herzlich umarmte er Karin, die sich als Karin Nannen vorstellte. Brav. Ich wurde mit dem längsten Kuss der Welt begrüßt.
    »Na, ihr beiden Turteltäubchen habt euch wohl vermisst.« Dad grinste. Nur Mutters Gesicht wirkte mit jeder Minute missmutiger.
    Als wir in meinem Wohnzimmer angelangt waren, legte Vater das Jackett ab.
    »Schwiegertochter. Sekt für alle, wenn du so lieb bist.«
    Wir konnten uns nicht vorstellen, was Papa für eine Überraschung aus dem Ärmel schütteln wollte.
    Als wir die Gläser mit dem Blubberwasser in den Händen hielten, hüpfte er plötzlich wie ein junges Reh auf mich zu und umarmte mich, wobei er eine ordentliche Dosis Schampus auf den Boden schüttete. Mutter nippte währenddessen missmutig an ihrem Glas.
    »Los, Armdrücken!« Vater zog mich zum Wohnzimmertisch, setzte sich und brachte seine Rechte in Kampfposition. Ich war zu perplex, um mich zu wehren, und so wurde der seltsame Kampf um den Münsterland-Cup eröffnet. Karin feuerte ihren Gatten an, Isolde grinste verkniffen. Drei Gewinnsätze waren vereinbart, und nach fünf hart umkämpften Duellen hieß der Sieger... Ach, Schwamm drüber.
    Als Nannen senior auch noch dreißig Liegestütze mit einer Hand und fünfzig Sit-ups aufs Parkett legte, schwante mir, woher der Wind wehte.
    »Der Schwachkopf von Arzt hat die Untersuchungsergebnisse vertauscht, könnt ihr euch das vorstellen?«
    »Langsam, Vater. Das kommt jetzt doch ein wenig überraschend.«
    »In den teuersten Kliniken rennen die größten Deppen herum. Ich habe nur eine harmlose Zyste am Hals. Ist das nicht unglaublich?«
    »Erbe futsch«, schoss es mir
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