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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin
Autoren: Melanie Metzenthin
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Halberstadt, Ostern 1254
    I hr solltet Eure Schönheit nicht an einen kleinen Kläffer
verschwenden, Fräulein Antonia. Ihr braucht einen Mann.« Eberhard von Regenstein grinste, als er sah, wie sehr seine Worte die junge Frau überraschten. Antonia von Birkenfeld stand in der Nähe des Domportals unter der großen Eiche und hielt einen dieser kleinen weißen Hunde im Arm, die derzeit in Mode waren. Sogar während der heiligen Messe hatte das lächerliche Fellbündel still zu ihren Füßen geruht. Sie warf einen kurzen Blick zur Seite, als wolle sie sich v ersichern, ob sie allein war. Ihre Eltern, Graf und Gräfin von Birkenfeld, standen ein wenig abseits und sprachen mit dem Scholasticus Volrad von Kranichfeld. Wie es schien, überschütteten sie ihn gerade wieder mit Goldstücken für seine neue Domschule. Nun gut, Eberhard war es recht, dafür hatte seine Familie sich mit der größten Spende für den Neubau des Halberstädter Doms hervorgetan.
    »Ihr braucht einen richtigen Mann«, wiederholte er. »Einen, der Euch mit seiner Leidenschaft erfüllt. Dann habt Ihr es nicht mehr nötig, Eure Zärtlichkeit an ein Tier zu verschwenden.«
    »Einen richtigen Mann?« Antonia musterte Eberhard mit blitzenden Augen und setzte den Hund auf den Boden. »Ihr meint so einen wie Euch?«
    Ah, er hatte das kleine Luder richtig eingeschätzt. In ihr brannte das südländische Feuer, vermutlich ein Erbe ihrer orientalischen Großmutter. Er trat näher.
    »Warum nicht? Ihr hättet gerade das rechte Alter.«
    »Für Euch?« Sie hielt seinem Blick mit schamloser Offenheit stand und erinnerte ihn für einen kurzen Moment an ihren Vater. Sie hatte seine hellbraunen Augen, das gleiche schwarze Haar, nur dass ihres lang und seidig bis über die Hüften fiel, gehalten von einem Reif aus versilberten Rosenblättern. Ihr Surcot aus feinster dunkelblauer Seide passte ausgezeichnet dazu und betonte ihre weibliche Figur. Obwohl Eberhard Antonias Vater nicht ausstehen konnte, sah er in ihr ein Juwel, mit dem er sich gern geschmückt hätte.
    »Wäre es nicht an der Zeit, Regenstein mit Birkenfeld zu verbinden?« Er lächelte sie an. Eine gute Mitgift würde sie auch einbringen, eine der drei Eisenerzminen, die ihrem Vater gehörten. Und dass sie ihm im Bett Freude bereiten würde, stand außer Frage.
    »Ihr glaubt, Ihr wärt der rechte Mann für mich? Herr Eberhard, bedenkt, Eure Tochter ist nur um ein Jahr jünger als ich.«
    »Männer sind wie Bäume«, erwiderte er und berührte den Stamm der Eiche. »Ihre Stärke wächst mit dem Alter. Frauen hingegen sind wie Rosen – man muss sie rechtzeitig pflücken, bevor sie verwelken.«
    »Ihr seid mir ein rechter Poet, Herr Eberhard.« Sie lachte. »Soll ich mich geschmeichelt fühlen, dass ein starker Baum wie Ihr bereit ist, eine unscheinbare kleine Rosenknospe wie mich zu pflücken?«
    »Ihr könntet keine bessere Partie machen, Fräulein Antonia. Niemand vermag es mit der Stärke der Regensteiner aufzunehmen.«
    »Und natürlich trügt Ihr mich auf Euren starken Händen und würdet mich mit Eurem sprichwörtlichen Witz und Geist erfreuen.« Sie kicherte. Eberhard nickte zufrieden. Auch wenn sie eine Birkenfelderin war, so schien sie ihm doch verständiger als der Rest ihrer Sippe. Eine Frau, die wusste, was gut für sie war.
    »Ihr werdet mir gewiss viele Söhne gebären«, sagte er. »Den passenden Körper habt Ihr ja, runde Hüften und volle Brüste, die sich nach Liebkosung sehnen.«
    Antonia räusperte sich. »Herr Eberhard, glaubt Ihr nicht, dass Ihr mit Euren Worten ein wenig zu weit geht?«
    Ah, jetzt spielte sie wieder die Schamhafte! Umso besser. Sollte sie nach außen ruhig kühl und beherrscht wirken, den leidenschaftlichen Funken würde er allein entfachen, wenn sie erst die Seine war. Und dass sie ihm gegenüber nicht abgeneigt war, hatte sie ihm durch ihre offenen Blicke deutlich genug gezeigt.
    »Ich reise morgen für einige Wochen nach Worms«, erklärte er. »Werdet Ihr bei Eurem Vater ein gutes Wort für mich einlegen, wenn ich nach meiner Rückkehr bei ihm vorspreche?«
    »Herr Eberhard, mein Vater ist sicher entzückt, wenn Ihr ihn um meine Hand bittet.« Sie blitzte ihn mutwillig an. »Ihr wisst doch, wie viel er von Euch und Eurer Familie hält. Da stört es ihn gewiss nicht, dass Ihr zweiundzwanzig Jahre älter als ich und bereits verwitwet seid. Einen starken Baum erkennt er schließlich auch an den Jahresringen.« Sie blickte auf Eberhards Leibesmitte, die nicht mehr
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