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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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hellwach und lief nervös in der Küche auf und ab, wobei sie heftig mit ihrem Schwanz hin und her schlug.
    »Joel, um Himmels willen, bringen Sie die Hunde hier raus und rufen Sie einen Krankenwagen, oder ich mache es«, rief ich.
    Ich saß auf den kalten Fliesen neben Kelly und nahm ihre kleine, schlaffe Hand. Ich versuchte, ihren Puls zu fühlen, aber ich wußte nicht genau, wie man das anstellt. Sie gab zwar keinerlei Lebenszeichen von sich, aber ich hielt weiter ihre Hand, während Joel die Hunde in ein anderes Zimmer brachte und anschließend telefonierte. Als Therapeut muß man wahrscheinlich äußerst kontrolliert sein, und zweifellos muß man sich noch stärker unter Kontrolle haben, wenn man sich den Großteil seines Lebens als jemand ausgibt, der man nicht ist oder der man ursprünglich nicht war. Und so zitterte Joels Stimme am Telefon auch keineswegs, und er klang genau wie immer, als er ganz ruhig sagte: »Es ist das blaßgelbe Haus mit dem Gartenzaun.« Dann legte er auf, kam wieder in die Küche, ging zu dem riesigen Kühlschrank, nur ein paar Schritte von Kellys Leiche entfernt und starrte auf die Tür, als würde er die Inventarlisten studieren.
    »Sie hat eine Nachricht hinterlassen«, sagte er schließlich in einem Ton, als würde es sich dabei um eine Einkaufsliste handeln, oder als wäre sie nur mal eben zum Laden um die Ecke gelaufen und würde gleich zurück sein. Er stand immer noch mit dem Rücken zu mir und hielt eine von Kellys Rezeptkarten in die Höhe.
    In diesem Moment spürte ich, wie ein hysterischer Anfall in mir aufstieg und mir die Kehle zuschnürte. Ich ließ Kellys Hand los, und sie fiel leise platschend auf die Fliesen. »Aus der Küche von Kelly Baker«. Mühsam unterdrückte ich ein wildes Auflachen. Nichts konnte absurder sein, oder vielleicht hatte Kelly die ganze Absurdität ihres Lebens auf einer kleinen, blaulinierten Karteikarte mit Prägedruck zum Ausdruck bringen wollen. Ich mußte daran denken, daß Elaine, für die ein Leben ausschließlich als Hausfrau bedeutet hätte, bei lebendigem Leib begraben zu sein, diesen Symbolismus sicher richtig interpretiert hätte. Dann wurde ich wieder ernst und sachlich.
    »Was hat sie geschrieben?«
    Aber Joel blieb stumm.
    »Hat sie ein Geständnis abgelegt?«
    »Gewissermaßen«, antwortete er. »Sie gesteht eine Depression und Unfruchtbarkeit.« Er drehte sich um und lehnte seinen Kopf gegen die Kühlschranktür. Seine Augen bewegten sich unruhig hin und her, als suche er irgend etwas an der Decke. Dabei sprach er weiter: »Ich wollte Weggehen, irgendwohin. Aber sie hat sich geweigert. Sie hat sich die ganze Sache viel mehr zu Herzen genommen als ich. Sie war eine von diesen zierlichen Frauen, die in Krisenzeiten plötzlich übermenschliche Kräfte entwickeln. Ähnlich wie eine Mutter, die einen umgestürzten Baumstamm heben kann, wenn ihr Kind darunter eingeklemmt ist.« Zum ersten Mal seit ich in der Küche war, sah er auf Kellys Körper. »Oder vielleicht noch eher wie jemand, der sich vor ein schnellfahrendes Auto wirft, um zu verhindern, daß es jemand anderen erfaßt und tötet. « Er machte eine Pause und fügte dann, scheinbar zu sich selbst hinzu: »Sie hat mehr an meine Identität geglaubt als ich selbst. «
    Elaine hätte dazu gesagt: Das ist es, was die Ehe bei den Frauen bewirkt.
     
    Kelly war natürlich wirklich tot. Sie wußte schließlich, wie man mit einem Küchenmesser umgeht. Als die Ambulanz kam und ihren Körper fortbrachte, fuhr Joel mit ihnen. Ich bestätigte dem Arzt gegenüber lediglich, daß Kelly sich erstochen habe und sagte, sie habe mir einmal erzählt, wie verzweifelt sie darüber sei, daß sie keine Kinder bekommen konnte. Weiter sagte ich nichts.
    Wäre es wärmer gewesen, hätte ich die beiden Ridgebacks mit zu mir in den Garten genommen, aber bei minus siebzehn Grad und ohne Hundehütte konnte ich das nicht machen. Nachdem Joel und Kelly fort waren, wären die Hunde dankbar jedem Menschen gefolgt, der sich um sie kümmerte, und so mußte ich sie nicht einmal an die Leine nehmen, als ich sie zu meinem Bronco führte und in den Kombi springen ließ. Als ich bei Steve ankam, war er gerade im Behandlungszimmer, aber Rhonda, eine seiner Assistentinnen, nahm mir die beiden Ridgebacks ab. Ich holte Rowdy und fuhr mit ihm nach Hause. Meine bandagierte Hand in eine Plastiktüte gewickelt, stand ich lange unter der heißen Dusche und kam mit roten Flecken und etwas benommen wieder heraus. Ich zog mir
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