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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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einzige, die das genau weiß. Niemand war in dieser Sache ihm gegenüber fair.«
    »Zu Kimi war auch niemand fair«, gab ich zurück.
    »Wer gibt einem Hund denn heutzutage noch Hüttenkäse zu fressen?«
    »Es gibt da ein paar Leute, das müßten Sie doch wissen. Das ist eigentlich so ähnlich wie Sinequan. Es ist nicht mehr schick, aber die Leute nehmen es immer noch, nicht wahr? Ist es das, was Sie in die Schokolade getan haben? Sie sind also tatsächlich in einen kulinarischen Trott verfallen? Dabei dachte ich, es wäre verpönt, immer wieder die gleichen Zutaten zu verwenden. Ist das nicht eines der grundlegenden Prinzipien der Kochkunst?«
    Und natürlich fing sie an dieser Stelle wieder an zu weinen. »Ich würde nie, niemals einem Hund weh tun wollen.«
    »Ich bin bisher durchaus fair gewesen«, sagte ich. »Ich habe Joel vierundzwanzig Stunden Zeit gegeben.
    Und wissen Sie auch, warum? Weil Sie mir beide leid taten, und weil mir auch seine Patienten leid taten. Was Donna und Elaine ihm angetan haben, war wirklich sehr ungerecht.«
    »Es hätte jedem passieren können«, meinte Kelly. »Haben Sie mal daran gedacht? Jedem männlichen Therapeuten hätte es passieren können, und eigentlich sogar jedem Mann.«
    »Ich weiß. Aber diesmal war es kein Mann. Es war Joel.«
    »Und was, um alles in der Welt, hätten wir tun sollen?«
    »Vielleicht an einen anderen Ort ziehen? Noch mal von vorne anfangen? Ihr altes Leben hinter sich lassen«, schlug ich vor.
    »Wir sind keine Verbrecher.«
    »Das habe ich nicht gesagt, und das meine ich auch nicht.«
    »Wie würde es Ihnen denn gefallen, vertrieben zu werden, sich verstecken zu müssen und noch mal von vorne anzufangen? Und dann verbringen Sie den Rest Ihres Lebens in der Angst, daß es doch noch jemand herausfinden könnte.« Dann sah sie Nip und Tuck an und sagte: »Und was wäre mit den Hunden passiert?«
    Ich konnte ihr nicht ganz folgen. »Was sollte mit ihnen passieren?« fragte ich. »Denen hätte das doch nichts ausgemacht.«
    »Wir hätten irgendwo untertauchen sollen, richtig? Wie Kriminelle, ja? Und wie hätten wir dann die Hunde noch weiter vorführen sollen? Sagen Sie mir doch mal, wie wir sie für eine Hundeschau oder ein Turnier hätten anmelden sollen. Unsere Namen wären doch in jedem Verzeichnis und jedem Katalog aufgetaucht.
    Und wie hätten wir aus Tuck eine Zuchthündin machen sollen, wenn wir nicht sagen durften, wer wir sind? Hätten wir sie Junge werfen lassen sollen, die wir nicht registrieren lassen könnten, weil wir es nicht mehr wagen könnten, ihnen unseren Namen zu geben?« Die Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    Ich habe immer bereitwillig zugegeben, daß ich nicht ganz zurechnungsfähig bin, wenn es um Hunde geht. Und ich war auch wirklich überzeugt von dieser Tatsache, bis ich endlich begriff, was Kelly da sagte. Im Vergleich zu ihr war ich bei diesem Thema das reinste Muster an Rationalität und Vernunft. Ich glaubte ihr natürlich, aber Rita erklärte mir später, daß Kelly keineswegs wegen der Hunde so verzweifelt war. Sie hätte nicht darüber geweint, daß sie Nip und Tuck nicht mehr auf den Hundeschauen präsentieren konnte, sondern über den Verlust dessen, was Rita »die auf gegenseitiger Übereinkunft beruhende Legitimität ihres Zusammenlebens mit Joel« nannte. Und laut Rita hatte sie auch nicht über Hundebabys geweint, sondern über die Menschenbabys, die sie nie haben konnte. Ich dagegen verstand es so, daß Kellys Problem und ihre Verrücktheit darin lag, daß sich für sie der Unterschied zwischen Menschen und Hunden verwischt hatte. Es ist allerdings möglich, daß sowohl Rita als auch ich mit unseren Interpretationen recht haben.
    »Den Hunden wäre es doch egal gewesen, wenn sie nie mehr auf eine Hundeschau gegangen wären«, sagte ich jetzt zu Kelly. »Alles, was die beiden interessiert, sind Sie, Kelly - Sie und Joel, und vielleicht ein paar andere Hunde. Es wäre ihnen jedenfalls sicher gewesen, daß Joel vorgibt, ein Mann zu sein.«
    Als ich das sagte, starrte sie mich an und schüttelte mit heftigen, nervösen Bewegungen den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wovon sie reden«, sagte sie mit gepreßter Stimme.
    Ich sprach weiter: »In solchen Dingen kann man Hunde einfach nicht täuschen. Kimi hat sich nicht täuschen lassen, und ihre Hunde bestimmt auch nicht. Aber es kümmert sie nicht. Sie interessieren sich eben nicht für Äußerlichkeiten. Sie wollen ihr Fressen, und sie wollen es warm haben. Und dann
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