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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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die beiden muskulösen Hunde einen dramatischen Kontrast zu ihrer schmalen, mädchenhaften Figur ab. Auf einem kleinen Tisch im Flur stand eine Vase mit weißen Lilien. Der schwere Duft der Blumen vermischte sich eigentümlich mit dem kräftigen Aroma frisch gebackenen Brots.
    Kelly zog Nip zur Küche, und Tuck lief hinterdrein, wobei sie mich nicht aus den Augen ließ, während ich ihnen folgte. Auf einer der Anrichten in der Küche stand ein riesiger Mixer, aus dem eine mit Brotteig ganz verklebte Knetspirale ragte. Neben diesem Gerät lag ein großes Backblech und ein Schneidebrett mit vier saftigen Blutorangen darauf, eine davon bereits geschält und zerteilt, und außerdem noch ein Messer mit weißem Griff und einer schmalen, feingezackten Klinge. Am Herd zeigte ein kleines, rotes Licht an, daß der Backofen eingeschaltet war. Eine futuristisch aussehende Maschine machte ein tröpfelndes Geräusch und verströmte den Duft frischgerösteten Kaffees. Kelly war offensichtlich gerade dabei, das Frühstück zu bereiten. Aber bei ihr war das keineswegs eine normale Mahlzeit, nein, sie machte daraus das ideale Frühstück schlechthin: der beste Kaffee, perfekte Orangen, selbstgebackenes Brot.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?« Kelly ließ das Hundehalsband los und wies auf einen Hocker, der vor der steinernen Arbeitsfläche in der Mitte der Küche stand. Die Hunde hatten inzwischen aufgehört zu knurren und lagen nun beide ausgestreckt auf dem Fliesenfußboden. »Ich werde Ihnen allerdings nichts zu essen anbieten«, setzte Kelly noch hinzu.
    »Das ist gut«, meinte ich. »Ich würde es auch nicht annehmen.« Aber ich setzte mich auf den Hocker. Vor mir auf der Anrichte lag ein Stoß blaulinierter Karteikarten. In den beiden oberen Ecken jeder Karte befanden sich zwei winzige, stilisierte Zeichnungen von Blumen in rotem Prägedruck, und dazwischen, ebenfalls in Rot, standen die Worte »Aus der Küche von Kelly Baker«.
    Auf einer der Karten war in Schönschreibeschrift das Rezept für Kellys Rosinenbrot verzeichnet. Die anderen Karten waren leer. Ich setzte meine Ellbogen auf den Granitstein und stützte mein Kinn auf die gute Hand. »Sie haben wohl meine Nachricht erhalten, nehme ich an«, sagte ich.
    Kelly öffnete die Backofentür und sah hinein. Dann drehte sie sich zu mir um, ließ die Arme matt zur Seite fallen und fing an zu weinen.
    »Sie müssen wissen, meinen Hunden tut niemand so etwas an«, fuhr ich mit fester Stimme fort. »Hören Sie, niemand darf ihnen weh tun. Das können Sie nicht mit den Hunden machen, und das können Sie nicht mit mir machen. Ich weiß nicht, wie Sie jemals denken konnten, daß Sie damit durchkommen. Und hören Sie schon auf zu heulen. Wo zum Teufel ist eigentlich Joel? «
    Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wischte sie dann an der Schürze ab. »In seinem Büro. Er ist die ganze Nacht aufgeblieben.«
    »Und was hat er gemacht?«
    »Er schreibt seine Fälle auf, jeden einzelnen. Er sagt, er will alle seine Patienten an andere Therapeuten verweisen, für die er die notwendigen Informationen zusammenstellen muß. Das macht er immer bei einer Empfehlung. Er gibt den Patienten nicht einfach irgendwelche Namen und sagt ihnen, sie sollten es mal da versuchen.«
    »Wie überaus verantwortungsbewußt von ihm«, spottete ich.
    »Das ist es auch!« Zum ersten Mal klang sie wütend. »Die meisten machen sich nämlich nicht einmal die Mühe, die Therapeuten, zu denen sie die Leute schicken, vorher anzurufen und zu fragen, ob sie das Interesse oder überhaupt die Zeit haben.«
    »Er ist das Paradebeispiel eines von ethischen Grundsätzen geleiteten Menschen, nicht wahr?« sagte ich sarkastisch.
    »Da haben Sie verdammt recht«, rief sie. »Und ich weiß auch nicht, was daran so komisch ist.«
    »Ich weiß, daß es nicht komisch ist. Obwohl einiges von dem, was hier in letzter Zeit vorgefallen ist, einen guten Witz abgeben würde.«
    »Das mit ihren Hunden tut mir so schrecklich leid«, sagte Kelly.
    »Und mir tut es schrecklich leid um Elaine«, antwortete ich. »Und um Donna Zalewski, dabei kannte ich sie noch nicht einmal.«
    Als sie die Hand in meine Richtung ausstreckte, dachte ich einen Moment lang, daß sie mich packen und vom Stuhl zerren würde, aber sie sammelte nur die Rezeptkarten ein, sortierte sie zu einem kleinen Stoß und klopfte damit mehrmals auf die Steinplatte, bis alle Ränder gerade waren.
    »Joel hat nichts getan«, sagte sie schließlich. »Sie sind die
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