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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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Ich schrieb gerade eine Geschichte über eine Frau, die gestorben war und als ihr eigener Hund wiedergeboren wurde. Die Idee dazu hatte ich aus einem Traum, und den Traum hatte ein Artikel im Boston Globe ausgelöst, über einen Wahnsinnigen, der in Montreal Amok gelaufen war und in der Überzeugung, daß Feministinnen sein Leben zerstört hätten, dreizehn Frauen erschossen hatte.
    Allerdings kam ich mit der Geschichte nicht so richtig voran, denn mein Traum hatte von der Frau gehandelt, nicht von dem Hund, und ich stellte nun fest, daß ich eigentlich mehr an ihm als an ihr interessiert war. Ich wußte nicht, wie es weitergehen sollte, nachdem die Frau ins Leben zurückgekehrt war: Mußte der Hund dann verschwinden? Oder lebten sie miteinander in seinem Körper? Letztere Variante gefiel mir zwar besser, aber da stellte sich die Frage, wem dieser Hund mit den zwei Seelen gehören sollte, nachdem die Vorbesitzerin ja nun, zumindest oberflächlich betrachtet, das Zeitliche gesegnet hatte. Irgendjemand mußte der Besitzer sein. Ich konnte ihn nicht einfach herrenlos in der Gegend herumstreunen lassen, wo er sich gegen räuberische Straßenköter zu verteidigen hätte, in Mülleimern nach vergammelten Fischabfällen und Hühnerknochen wühlen und sich in irgendeiner dunklen Ecke zusammenrollen müßte, die schwarze Schnauze zum Schutz gegen die Kälte unter seine weiße, flaumig weiche Schwanzspitze gesteckt - es handelte sich nämlich um einen Alaskan Malamute - und niemand wäre da, der dafür sorgen würde, daß er regelmäßig seine Wurmkuren und Impfungen bekam. Sogar in einer von mir erfundenen Geschichte bin ich zwangsläufig für den Hund verantwortlich. Ich hatte mir das ausgedacht und konnte ihn - oder sie? - nicht mit einer Besitzerin allein lassen, die kürzlich verstorben war, sich jetzt unsichtbar in seinem Körper aufhielt und unter diesen Umständen vermutlich ausschließlich mit ihren eigenen Problemen beschäftigt war; und sich deshalb nicht um ihn kümmern konnte.
    Nehmen wir doch einmal an, diese Geschichte wäre mir und meinem Hund passiert: Wäre ich gestorben und als mein eigener Hund, Rowdy, wiedergeboren worden, wer hätte dann für uns sorgen sollen? Wer könnte das besser, als ich selbst? Ich bin in vielerlei Hinsicht die ideale Hundehalterin, und sollte sich meine Seele wirklich einmal mit Rowdys pelzigem Körper und seinem eigensinnigen Verstand verbinden, wären wir somit der ideale Hund. Eine gute Voraussetzung für Vollkommenheit hätten wir bereits dadurch, daß wir ein Alaskan Malamute wären, und wenn dann noch meine Persönlichkeit dazukäme, wären wir einfach unschlagbar. Wir würden zum Beispiel sofort folgen, wenn ich uns rufe. Wir würden damit aufhören, die Zuckerdose vom Tisch zu stehlen, sie auszuschlecken und unter der Heizung im Schlafzimmer zu verstecken. Von der Leine gelassen, würden wir ganz brav bei Fuß gehen, würden nicht bei jeder Kehrtwendung störrisch Zurückbleiben, und wir würden zu mir aufsehen wie ein ergebener Golden Retriever statt wie der eigenwillige Schlittenhund, der wir bisher waren. Wir drei wären also wirklich das perfekte Team: Rowdy und meine beiden Ichs.
    Rowdy und ich, wir waren schon nicht so schlecht zu zweit, oder, wenn man so will, zu viert: Rowdy - Ich - der Teil von ihm, der in mir lebt - der Teil von mir, der in ihm lebt. Das ist es, worum es geht mit einem Hund. Man riskiert den Tod. Gib' dem Hund deine Seele, und du stirbst ein kleines bißchen. Dann wirst du wiedergeboren als dein eigener Hund. Und das funktioniert wechselseitig, was erklären mag, daß ich mich nur zur Hälfte als Mensch fühle. Ich habe meine Seele Dutzenden von Hunden gegeben, und ich trage ihre Seelen in mir.
    Es ist eine Art zu leben, die ich mir nicht ausgesucht habe, obwohl ich das, hätte ich die Wahl gehabt, bestimmt auch getan hätte. Ich habe mich nie eingeengt gefühlt, und ich bin auch nicht allergisch. Ich kenne es nicht anders. Schließlich hat es schon im Mutterleib begonnen, oder sogar noch früher, zählt man die Jahre vor meiner Geburt dazu. Meine Eltern haben nämlich Golden Retriever gezüchtet und ausgebildet, lange, bevor ihnen einfiel, ein Wesen auf die Welt zu bringen, dessen Geburt man nicht beim American Kennel Club, dem Amerikanischen Hundezüchterverein, registrieren lassen kann. Vielleicht dachten sie auch, daß es bei mir gehen würde. Oder vielleicht hatten sie vor, meine Geburtsurkunde unauffällig unter die Papiere für die beiden
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