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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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Retriever-Würfe zu mischen, die unmittelbar vor mir das Licht der Welt erblickt hatten. Ich sollte wirklich einmal im Zuchtstammbuch der Golden Retriever nachschauen, ob nicht auch mein Name drin steht: Holly Winter, Hündin; Stammrüde; Buck Winter; Stammhündin; Marissa Winter.
    Aber der American Kennel Club hat keinen Grund, etwas Schlechtes über mich zu sagen. Ich nehme mit meinen eigenen Hunden nicht mehr an Hundeschauen teil, jedenfalls nicht an solchen, bei denen es nur um das Aussehen eines Hundes geht, und nicht um seinen Charakter. Aber ich gehe mit ihnen zu Gehorsams-Wettkämpfen. Als ich noch mit Golden Retrievern gearbeitet habe, waren wir ziemlich erfolgreich. Und Rowdy? Da man in Sachen Gehorsam nicht viel von einem Alaskan Malamute erwarten kann, außer vielleicht ein paar Heiterkeitserfolgen, bin ich nicht minder stolz darauf, daß er den Titel C.D. erzielt hat, als wenn meine Retriever ein U.D. erreicht haben. C.D. und U.D. sind Titel, die auf Hundeturnieren vergeben werden. C.D. heißt Companion Dog, also Begleithund. Das ist so etwas wie ein Abiturzeugnis. C.D.X., Companion Dog Excellent, also Begleithund mit Auszeichnung, ist vergleichbar mit einem Universitätsabschluß. Gebrauchshund, U.D. für Utility Dog, ist sozusagen die Promotion, aber für diesen Titel, muß man mehr Zeit, Mühe und Hirn investieren. In Cambridge, Massachusetts, wo ich lebe, gibt es zum Beispiel Tausende von Doktoren und fast gar keine U.D.s Darum ist Cambridge auch so ein merkwürdiger Ort. Es gibt dort zu viele überqualifizierte Menschen und zu viele unterqualifizierte Hunde.
    Aber zurück zu meiner Geschichte: Anstatt also meine regelmäßige Kolumne für Dog's Life fertigzustellen, schrieb ich eine Erzählung über eine verstorbene Frau, die als ihr eigener Hund wiedergeboren wurde. Vielleicht tat ich das auch, um nicht weiter an der Kolumne arbeiten zu müssen, deren Thema mir Kopfzerbrechen bereitete. Es sollte nämlich diesmal darum gehen, wie man einen zweiten Hund in den Haushalt integriert. Der Grund für meine Schwierigkeiten mit diesem Thema bestand nun darin, daß ich befürchtete, Rowdy, der zu meinen Füßen unter dem Küchentisch schlief, würde entweder meine Handschrift oder meine Gedanken lesen. An meiner Idee, ich könnte sterben und in seinem Körper wieder ins Leben zurückkehren, hätte er sicher nichts auszusetzen gehabt, aber allein bei dem Gedanken, daß er womöglich seine liebsten Schlafplätze, meine Aufmerksamkeit, und - Gott behüte! - vielleicht sogar seinen Freßnapf mit einem anderen Hund teilen müßte, hätte ihm vor Entsetzen das Nackenfell zu Berge gestanden. Und er hätte auch bestimmt sofort gewußt, daß ich dabei nicht an irgendeinen Hund dachte, sondern an einen zweiten Malamute.
    Ich schrieb also weiter an meiner Geschichte, und in dem Moment, als ich die Frau ihren letzten Atemzug tun ließ, klingelte das Telefon. Der Anrufer war Steve Delaney, Rowdys Tierarzt und mein Freund.
    »Hallo, bist du beschäftigt?«
    »Ich schreibe«, antwortete ich.
    »Ich muß dich um einen Gefallen bitten. Man könnte es einen Notfall nennen«, sagte er und lachte leise. »Ich würde es ja selber erledigen, aber ich kann hier nicht weg, weil mein Wartezimmer voll ist. Außerdem kannst du sicher besser damit umgehen als ich - es handelt sich nämlich um ein massives Fehlverhalten. Eine Hundebesitzerin traut sich nicht mehr von ihrem Küchentisch runter. Sie hat mich von da aus angerufen und um Hilfe gebeten. Das Problem ist nämlich, daß ihre Malamute-Hündin sie nicht vom Tisch läßt. Sie wußte nicht, wen sie sonst anrufen sollte.«
    »Es ist ihr erster Malamute, stimmt's?«
    »Stimmt.«
    »Ist es ein Welpe?«
    »Das eigentlich nicht mehr, aber sie ist noch jung. Jedenfalls hat die Frau sie noch nicht lange. Und es ist ihr erster Hund überhaupt.«
    Sich als ersten Hund einen Malamute zuzulegen, ist ungefähr so, wie wenn man bei der Europameisterschaft als Torwart der Nationalmannschaft sein erstes Fußballspiel absolviert. Wenn man gewußt hätte, auf was man sich da eingelassen hat, hätte man es nicht getan. Man kann realistischerweise nur hoffen, daß man es überlebt, und nicht, daß man gewinnt.
    »Okay. Und wo wohnt sie?«
    »Upland Road.« Er nannte mir die Hausnummer. »Das ist bei dir in der Nähe.«
    Ich wohne in einem dreistöckigen Haus an der Ecke Appleton Street und Concord Avenue, unweit der neuen Observatory Hill Häuser, die die Harvard Universität als preiswerte
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