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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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Positives für sie war. Oder hätte sein können. Denn es gab natürlich auch damit Probleme.«
    »Große Probleme?«
    »Sie war einer von diesen Menschen, die grundsätzlich und überall Probleme haben, in jeder Beziehung.
    Man hatte sie mißbraucht, zum Opfer gemacht, und sie war schwer depressiv. Sie hatte eine Menge Ängste. Aber die Sache ist die, daß ich den Hund nicht als ein Problem ansah.«
    »Ich glaube, Sie hatten recht damit«, sagte ich. »Vielleicht war es eine Einstellungssache.«
    »Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht mehr so sicher. Ich glaube, daß vielleicht etwas mit Kimi nicht stimmt. Vielleicht hat es mit den Hormonen zu tun«, meinte Elaine verlegen.
    »Sie meinen die Schilddrüse?« Kimis Fell sah dicht und glänzend aus, und sie suchte nicht die Wärme des Feuers, was eines der Symptome für Schilddrüsenerkrankungen bei Hunden ist.
    »Das mag albern klingen, aber sie hebt das Bein«, erklärte Elaine. »Wie ein Rüde. Das macht sie nicht immer, aber ziemlich häufig. Zum Beispiel an Bäumen oder Feuerhydranten.«
    »Sie ist ein Malamute. Hat man Ihnen nichts über Malamutes erzählt.«
    »Das ist mein erster Hund«, erinnerte sie mich scharf.
    »Also, Malamutes sind nicht so wie andere Hunde. Das fängt schon mal damit an, daß es viele Malamute-Hündinnen gibt, die genauso dominant sind wie ein Rüde. Deshalb hebt sie das Bein, es ist so etwas wie ein Herrschaftsanspruch und bedeutet nicht, daß mit ihr etwas nicht in Ordnung ist. Viele andere Hündinnen tun es übrigens ebenfalls, nicht nur Malamutes.«
    Elaines Miene hellte sich auf und sie strahlte wie Kimi, nachdem sie die Milch geschleckt hatte.
    Ich fuhr mit meiner Lektion fort. »Auch bei Wölfen ist der Rudelführer manchmal weiblich. Sie wissen ja, daß alle Hunde vom Wolf abstammen, aber nur bei diesen nordischen Hunden sieht man es noch wirklich. Sehen Sie sie doch bloß an. Sieht sie nicht aus wie eine Wölfin, die dazu geschaffen wurde, einen Schlitten zu ziehen? Für diese Hunde ist es daher absolut wichtig zu wissen, wo ihr Platz im Rudel ist. Sie wollen wissen, wer der Rudelführer ist. Und weil sich Kimi mit Ihnen um die Vorherrschaft streitet, hebt sie ihr Bein und treibt Sie auf den Tisch. Wenn sie einmal kapiert hat, daß Sie hier der Boß sind, wird sie wesentlich umgänglicher sein. Sie ist weder anormal noch bösartig.»
    Ich war äußerst überrascht über die Wirkung meines kurzen Einführungskurses in die Hundekunde: Elaine legte ihren Kopf zur Seite und sah jetzt aus wie der gute, alte RCA-Hund auf dem Schallplattenlabel von »His Master's Voice«, der dem Grammophon lauscht. »Soll ich Ihnen etwas Lustiges erzählen? Wissen Sie, was ich mache?« Sie sah Kimi ganz entzückt an, so als hätte sie gerade begriffen, wie ähnlich sie sich waren.
    »Sie werden es nicht glauben, aber ich gebe Kurse für Frauen. Selbstbehauptungskurse.«
    Wir lachten beide.
    Sie fuhr fort: »Ich habe sogar ein Buch über Frauen und Macht geschrieben. Ich kann's nicht glauben...«
    Ich konnte es sehr wohl glauben. In der Hundekosmologie meiner Eltern stellte sich die natürliche Ordnung des Universums in einem ewigen Kreislauf des Zusammenfindens von Hund und Mensch her, aber das hätte Elaine nicht verstanden. »Was für ein merkwürdiger Zufall«, sagte ich deshalb bloß. »Wenn das so ist, dann sind Sie wahrscheinlich bei dem perfekten Hund für Sie gelandet. Und außerdem haben Sie offensichtlich das Bedürfnis nach einem Hund.
    Was ich nie an der Frauenbewegung verstanden habe, ist, daß wir ganz von allein stark sein wollen. Das ist einfach unmöglich.«
    Sie setzte sich kerzengerade auf, und ihr Körper spannte sich.
    Aber ich fuhr unbeirrt fort: »Ich meine, all das Gerede über körperliche Gleichheit und Autarkie ist einfach ausgemachter Blödsinn. Ich bin jung, und ich bin kräftig, aber ich könnte ewig trainieren und wäre nicht imstande, die Hälfte von dem Gewicht zu stemmen, das ein Mann schafft, der einmal die Woche in den Sportklub geht. Stimmt's?«
    »Viele Frauen sind nicht so sportlich wie ein Mann«, sagte Elaine steif.
    »Was ich meine, ist doch, daß es egal ist. Warum sollte ich überhaupt Gewichte heben?... Mal abgesehen von dem Fall, daß man so etwas mag, was ich nicht tue. Wenn ich Muskeln will, warum lege ich mir nicht einfach einen großen Hund zu?«
    »Als Ersatz für einen Mann?« Elaines Augen blitzten angriffslustig. Sie und Kimi bildeten übrigens eine Ausnahme zu meiner persönlichen Erfahrung, daß
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