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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte
Autoren: Susan Conant
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schlecht«, sagte ich.
    Er ging nicht darauf ein, sondern antwortete: »Nur
    noch fünf Minuten, bitte. Ich muß das hier fertigmachen, und ich muß wissen, daß ich alles erledigt habe.«
    »Sie benimmt sich sehr merkwürdig.«
    »Das ist normal, wenn eine Lebenslüge zerbricht.«
    »Wir müssen das jetzt zu Ende bringen. Ich weiß, daß ich Ihnen vierundzwanzig Stunden Zeit versprochen habe, aber das war vorher. Haben Sie denn meine Nachricht nicht verstanden? Kelly hat es doch auch begriffen.«
    »Ich bin die ganze Nacht hier gewesen«, erwiderte er. »Sie ist nur ein paarmal hier herunter gekommen.«
    »Ich habe eine Nachricht auf Ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »Wo haben Sie angerufen, hier oder zu Hause?«
    »Unter der Nummer, die man in einem Notfall anrufen soll. Ich nehme an, es war bei Ihnen zu Hause.«
    »Das Gerät ist oben im Haus«, sagte er. »Ich habe es noch nicht abgehört. Oh Gott, ich hoffe nur, daß nicht einer von meinen Klienten angerufen hat.«
    »Joel, wachen Sie auf, um Himmels willen. Es geht um etwas viel Schlimmeres als das. Als ich gestern von Ihnen wegging, hat mir Kelly ein Päckchen mit Schokoladencroissants geschenkt. Zu Hause haben sich meine Hunde das Päckchen geschnappt, und danach ging es ihnen schlechter, als wenn sie nur Schokolade gefressen hätten. Viel schlechter sogar. Sie sind so krank geworden, daß ich sie nicht einmal mehr aufwecken konnte. Das habe ich auch in meiner Nachricht auf dem Anrufbeantworter gesagt. Hat Kelly Ihnen denn das nicht erzählt?«
    Er seufzte betroffen: »Ihre schönen Hunde.«
    »Sie erholen sich wieder«, meinte ich. »Sie haben es überlebt, allerdings nur knapp.«
    »Weiß Kelly, daß sie in Ordnung sind?«
    »Nein«, antwortete ich. »Kommen Sie jetzt, bitte. Sie benimmt sich wirklich sonderbar.«
    Er öffnete eine Tür im Wartezimmer und eilte die mit Teppich ausgelegten Stufen hinauf. Als ich oben ankam, war er bereits durch eine Hintertür in die Küche gelaufen. Er hatte sie nicht hinter sich geschlossen, aber als ich ihm folgen wollte, versperrte Tuck mir den Weg. Sie stand auf ihren kräftigen, leicht gespreizten Beinen und ihr Knurren hielt mich davon ab, an ihr vorbei zu schlüpfen. Als ich Joels Stimme hörte, nahm ich an, er würde zu seinem anderen Hund sprechen. Er murmelte etwas, aber ich konnte seine Worte nicht verstehen, und ich konnte auch weder ihn noch Kelly sehen.
    »Joel? Tuck läßt mich nicht vorbei«, rief ich. »Kelly, würden Sie bitte den Hund zurückrufen!«
    Ich hörte, wie etwas weich und dumpf auf den Steinfußboden fiel, dann sah ich Joel. Sein Hemd war voller Blut.
    »Tuck«, sagte er ganz ruhig. »Tuck, komm her.«
    Der Ridgeback hörte auf, mich anzuknurren, und ich öffnete die Tür weit. Ich wartete darauf, daß Joel etwas sagen würde, aber er stand nur da und starrte mich an. Sein Gesicht war vollkommen leer und ausdruckslos, so als sei der Mensch dahinter verschwunden.
    »Joel?«
    »Sie hat es mit einem Messer getan«, sagte er mit tonloser Stimme. »Ich nehme an, sie hatte nicht viel Zeit und keine andere Wahl.«
    »Wo ist Nip?« fragte ich entsetzt.
    Joel wies mit seinem Kinn in den Raum. »Da hinten. Dachten Sie etwa...? Sie haben sie wohl nicht besonders gut gekannt, nicht wahr? Kelly würde doch niemals einem Hund etwas an tun.«
     

  »Lassen Sie mich zu ihr.« Für Joel klang meine Bitte wahrscheinlich makaber, aber es ist oft schwer zu sagen, ob ein Mensch oder ein Tier wirklich tot ist. Ich finde, im Zweifelsfall sollte man nicht mit dem Tod, sondern mit dem Leben rechnen.
    Kelly Baker jedoch, die ausgestreckt neben dem steinernen Block in der Mitte der Küche lag, hatte jeden Zweifel an ihrem Zustand mit blutiger Konsequenz ausgeräumt. Sie hatte die Schürze abgelegt und das Messer mit dem weißen Griff tief in ihre Brust gestoßen. Es war das gleiche scharfgezackte Messer, mit dem sie zuvor die Orangen geschält und zerteilt hatte. Ich kniete neben ihr auf dem Boden nieder.
    »Joel, bringen Sie die Hunde weg. Und rufen Sie einen Rettungswagen.« In diesem Moment wollte ich keine Hunde im Raum haben. Die Ridgebacks versuchten gar nicht erst, sich Kelly zu nähern. Nip hatte sich vielmehr in einer Ecke zum Schlafen zusammengerollt. Rhodesian Ridgebacks, die Meisterschläfer unter den Hunden, hüten ihren Schlaf, als sei es eine Diamantenmine, zu deren Bewachung sie abgerichtet wurden, und weder Kellys Selbstmord noch unsere Stimmen hatten Nips Träume gestört. Tuck war hingegen
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