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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber
Autoren: Glen Cook
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1. Kapitel
     
    Ich sollte eigentlich mit dem Mädchen anfangen. Die besten Geschichten fangen immer mit einem Mädchen an. Es sollte so fantastisch aussehen, dass sich selbst ein Sargdeckel heben würde, wenn es vorbeiging. Es sollte in heißem Badewasser sitzen, dessen Schaum bis hinauf zu seinen schönen, süßen großen … Ohren reichte. Außerdem sollte es nicht genau wissen, warum die Jungs mit den gebrochenen Nasen hinter ihm her sind, oder vielleicht wollte das Mädchen das auch einfach nicht verraten. Es sollte einen übermütigen Blick haben und nicht davor zurückschrecken, auch mit Mister Richtig herumzutollen.
    So sollte es eigentlich sein. Diesmal jedoch fing es gleich mit dreien dieser entzückenden verruchten Dämoninnen an, und jede Einzelne von ihnen hätte jeden Mann auf dreißig Schritte Entfernung dazu gebracht, sich den Hals zu verrenken.
    Übrigens, ich bin Garrett, alias Mister Richtig. Obwohl ein eifersüchtiger Bekannter einem Frager vielleicht etwas anderes auf die Nase binden würde: Ich bin einsfünfundachtzig groß, sehe gut aus und bin ein Ex-Marine. Na klar, sicher hat meine Visage ein paar Ecken und Kanten, aber die unterstützen nur mein charaktervolles Äußeres. Sie machen der hingerissenen Süßen klar, dass sie einen richtigen Mann vor sich hat. Oder vielleicht auch einen Burschen, der so blöd ist, dass man ihn an seinen Weichteilen spazieren führen kann.
    Dean, mein Koch, Haushälter, Pförtner-General und Hausmeister (das allerdings nur in seinem eigenen Kopf), hatte Ausgang. Ich musste also selbst auf das rhythmische Klopfen reagieren. Es war Mittag, und ich schlürfte gerade genießerisch meine erste Tasse Tee. Ich war noch ein bisschen zerzaust und fast nur mit meinem raubeinigen Charme bekleidet. Ich hatte mir eine ausgiebige Nachtruhe verschrieben, weil ich eine Pestilenz der Großen Alten überstanden hatte, alten Göttern, die das heutige Traumviertel eher wie ein Haufen weltverschlingender Termiten denn wie altersschwache Himmelsbewohner bevölkerten.
    Was soll's? Richtige Frauen mögen ihre Kerls ein bisschen rau an den Kanten.
    Ich presste ein blutunterlaufenes Auge ans Gluckloch. Der Tag sah schlagartig besser aus. »Heureka!« Meine Schwelle wurde von Schmollmündern überschwemmt, die alle aus genau den richtigen Zutaten zusammengesetzt waren. Jugend. Schönheit. Kurven, Schwünge und Bahnen, die selbst eine ganze Gruppe geifernder Geometer auf der Stelle veranlasst hätten, sich diesem besonderen Arbeitsfeld zu widmen. Und direkt hinter ihnen drängte sich ein Haufen besonders hässlicher Schläger, die offenkundig das Element der Bedrohung verkörperten.
    Ich riss die Tür auf. »Wie viel Glück kann ein Mann haben?«
    Die Blonde war Alyx Weider. Sie glotzte mich an wie einen Zombie, der soeben aus seiner Gruft gestiegen war. Sie maß einsfünfundsechzig und war so schlank wie ein Nerz, aber die Natur hatte bei ihr mit Extras nicht gerade gegeizt. »Garrett? Bist du das?« Was denn, trage ich etwa eine Verkleidung?
    »Du bist erwachsen geworden.« Sie war erwachsen geworden.
    Jetzt war die Rothaarige an der Reihe. »Hör auf zu sabbern, Garrett.« Darf ich vorstellen: Tinnie Tate, Beruf: Rothaarig. Und sie nahm den Besuch ernst. Sie war meine halbe Ex-Freundin. »Du machst den ganzen Boden nass. Dean wird dich zwingen, aufzuwischen.«
    Es war das erste Mal seit Monaten, dass Tinnie mit mir sprach. Und natürlich musste sie gleich wieder von Hausarbeiten anfangen.
    »Du siehst heute Morgen wirklich entzückend aus, Darling. Kommt rein.« Ich beäugte die dritte Frau. Sie war brünett, und sie hatte sich selbst keinen Gefallen getan, zusammen mit Tinnie und Alyx hier aufzutauchen. Sie trug schlichte Kleidung und hatte sich auch keine besondere Mühe mit ihrer Frisur gemacht. Neben Tinnie und Alyx sah sie aus wie ein graues Mäuschen. Aber nur auf den ersten Blick. Ein geschultes, scharfes Auge erkannte sofort, das sie die hinreißendste dieser drei Grazien war. Und mein Auge ist in dieser Beziehung scharf wie ein Rasiermesser.
    Außerdem kannte ich sie nicht.
    »Du arbeitest wirklich hart an deinem Junggesellendasein, hm?«, fragte Tinnie.
    »Häh?« Normalerweise bin ich mit einem Verstand wie ein Rapier gewappnet, na ja, vielleicht eher mit einem wie eine Gladiole. Aber wenn Tinnie auftaucht, verkrümelt sich mein Verstand sofort.
    »Du siehst aus wie eine Leiche am Spieß, Garrett. Und zwar leicht aufgewärmt.« Tinnie kann mit Worten umgehen. So wie der
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