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Kismet in Kairo

Kismet in Kairo

Titel: Kismet in Kairo
Autoren: Jason Dark
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Sie hörte das ferne Singen und wußte nicht, was es zu bedeuten hatte.
    Aber ihr wurde klar, daß sie es nicht ignorieren durfte. Tief in ihrem Gedächtnis hatte sich dieser Funke entzündet und war zu einer gewaltigen Flamme geworden, die wie ein Gespenst die Bilder umtanzte.
    Bilder einer besonderen Art. Bilder des Vergessens. Märchenhaft, geheimnisvoll. Zahlreiche Rätsel verbergend. Bilder, die an der Nahtstelle zwischen der Urzeit und dem Beginn der Zivilisation lagen.
    Szenen der Welt. Der Verschiebungen auf den Kontinenten, der großen Entdeckungen und des Vergessens.
    Fatima wußte, daß sie eine Erbin war. Das ferne Singen galt einzig und allein ihr. Es war eine Botschaft, und sie durfte diese auf keinen Fall überhören.
    Sie war ausersehen.
    Und so stand sie auf.
    Die Welt hatte sich verändert, aber die Welt wartete auch auf sie, das stand fest. Fatima war bereit, Zeichen zu setzen, denn sie wollte die Menschen wieder an ihre Ursprünge erinnern und dem Wort Kismet eine besondere Bedeutung geben…
    ***
    Walter Hogland röchelte. In seinem Rachen hatte sich Schleim gesammelt. Er kam mit dem, was er in den letzten Nächten durchgemacht hatte, nicht mehr zurecht. Es war so schrecklich gewesen, so grauenhaft und nicht erklärbar.
    Aber in dieser Nacht war es besonders schlimm. Träumte er? Lag er wach? Befand er sich in einem Zwischenstadium?
    Er wußte es nicht, denn es war alles anders geworden. Das war kein normaler Schlaf mehr, das war auch kein normaler Traum, bei ihm mischten sich Realität, Fiktion und ein erotischer Alptraum.
    Was stimmte?
    Alles stimmte.
    Hogland hielt die Augen weit offen. Er wollte sehen, wer oder was dort zu ihm gekommen war. Er spürte den leichten Luftzug, der durch das offene Fenster drang und dabei mit den feinen Gardinen spielte, die wie Geister in den Raum geweht wurden. Es war still in diesem großen Hotel in Kairo, aber er hörte trotzdem die Geräusche.
    Wo? Was? Wie?
    Die Fragen nagelten sich in seinem Kopf fest. Er lag auf dem breiten Bett und wußte nicht mal, ob er die Augen offen oder geschlossen hatte.
    In seiner Umgebung hatte sich nichts verändert, und doch war alles anders geworden.
    Ich bin wach.
    Nein, ich schlafe!
    Er kam nicht mehr zurecht. Uber seinem Bett bewegte sich etwas. Es erinnerte ihn an eine Spirale, die sich wie ein Nebelstreif drehte und ihn auf dem Bett festhielt. Schon in den letzten Nächten hatte Walter sie erlebt, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie war überall an seinem Körper gewesen. Sie hatte ihn gestreichelt, sie hatte ihn liebkost.
    Sie hatte mit ihm Dinge getan, die er sich nicht erklären konnte, und er hatte sich nach dem Aufwachen so matt und erledigt gefühlt. Die Decke neben ihm war feucht gewesen. Nicht allein von seinem Schweiß, auch von seiner Ejakulation.
    Jemand hatte sich mit ihm beschäftigt. Immer wieder in den letzten Nächten, und er wußte nicht, wer da an sein Bett herangetreten war, weil er selbst den Zustand zwischen Traum und Wachsein nicht lösen und sich für die eine oder andere Seite entscheiden konnte. Gesehen hatte er niemanden, keine Gestalt mit festem Körper, und trotzdem war es ihm vorgekommen, als hätte ihn jemand wie in einer anstrengenden Liebesnacht gefordert.
    Hogland fürchtete sich. Er machte sich Vorwürfe, nicht schon früher abgereist zu sein, aber das wäre schlecht möglich gewesen, denn er hätte mit einer vorzeitigen Abreise seine ägyptischen Kollegen vor den Kopf gestoßen.
    Also war er geblieben. Nur noch bis morgen, nein, bis heute, denn Mitternacht war vorbei. In wenigen Stunden würde er zum Flughafen fahren und in die Maschine nach London steigen.
    Das Hotel, in dem er wohnte, lag zwar mitten in Kairo, aber trotzdem ruhig, denn ein großer Park schützte den Bau vor dem Lärm, der auch in der Nacht nicht abriß. Er hörte sogar das Plätschern des Wassers im Hotelpark, denn dort standen zahlreiche Brunnen und brachten Kühle.
    Nicht in das Zimmer.
    Es war stickig geworden. Die Klimaanlage hatte er abgestellt. Im Winter brauchte er sie nicht, hatte er gedacht. Ein Irrtum. Jetzt schwitzte er. Nur mußte sich Walter Hogland eingestehen, daß das Schwitzen nicht allein von der Wärme herrührte. Es lag an ihm. In seinem Innern fühlte er den Vulkan. Er brodelte. Die Hitze schoß in Wellen durch seinen Körper.
    Zudem machte ihm das Wissen zu schaffen, nicht mehr allein zu sein.
    Es war niemand zu sehen.
    Er spürte es nur. Dieses Andere, dieses Gefährliche, das aus
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