Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kismet in Kairo

Kismet in Kairo

Titel: Kismet in Kairo
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
liegen und schaute auf den hellen Teppich; der verschwamm vor seinen Augen.
    Aus Walters Mund drang ein leises Stöhnen. Er riß sich zusammen.
    Dabei bewegte er sich wie ein alter Mann, der große Mühe hatte, von einem Zustand in den anderen zu gelangen.
    Wieder brach ihm der Schweiß bei diesen Bewegungen aus. Auf der Bettkante blieb er zunächst sitzen, starrte vor sich hin und versuchte, seinen unangenehmen Zustand zu überwinden.
    »Ich bin doch kein Greis!« flüsterte er vor sich hin. »Warum bin ich so fertig?«
    Eine Krankheit konnte es nicht sein. Er kannte diese morgendlichen Zustände ja, aber es war irgendwie alles anders geworden. So schrecklich fremd, so schlimm, so bedrückend.
    Mit einer großen Kraftanstrengung erhob sich Walter. Auf recht wackligen Beinen blieb er stehen. Der Gesichtsausdruck des Mannes wirkte gequält, als hätte er unter einer Folter gelitten.
    Unsicher waren die ersten Schritte. Walter mußte sich festhalten, um nicht umzufallen.
    Die Welt um ihn herum war völlig normal, dennoch kam sie ihm anders vor. Sie schwankte und drehte sich. Mal sauste sie in die Höhe, mal sackte sie wieder ab. Sie war in einer ständigen Wellenbewegung, die auch die Möblierung des Zimmers mit einschloß.
    Er ging weiter. Sein Ziel war das Bad. Ein großzügig angelegter Raum, in dem man sich als Gast wohl fühlen konnte. Noch immer schwitzte er, aber er spürte zugleich auch den kalten Schauer, der über seinen Rücken hinwegrann. Da trafen die beiden unterschiedlichen Ströme zusammen. Kälte und Hitze.
    Das flaue Gefühl im Magen blieb. Er merkte, daß er pausieren mußte und stützte sich an der Wand mit der beigefarbenen Tapete ab. Dicht neben ihm hing ein Bild, das eine Pyramide im Licht der untergehenden Sonne zeigte. Etwas Schöneres gab es kaum auf dieser Welt, aber dafür hatte der Mann keinen Blick.
    Er kannte die Pyramiden. Er war hineingekrochen. Er war durch diese Gänge gehuscht oder gerobbt. Man hatte ihn an geheimnisvolle Orte geführt, die die normalen Touristen nicht sahen, und Hogland war schon beeindruckt gewesen.
    An diesen bestimmten Stellen hatte ihn der Hauch der Frühgeschichte umweht, aber mit seinen Forschungen war er so recht nicht weitergekommen. Er hatte wissen wollen, was damals, vor den ersten Dynastien, passiert war. Da hatte es auch dieses Land gegeben und die Menschen ebenfalls.
    Nur – welche Menschen?
    Walter Hogland hatte bestimmte Vorstellungen, über die er auch schon geschrieben hatte. Und er besaß einen so gut wie hundertprozentigen Beweis, der von seinen Kollegen allerdings mit Skepsis betrachtet wurde.
    Hogland machte weiter. Er hoffte zumindest, weitermachen zu können, denn jetzt, auf dem Weg ins Bad, fühlte er sich wie ein Greis. Er schlurfte den Rest der Strecke, stieß die Tür mit der Schulter auf und hatte sehr schnell den Lichtschalter gefunden.
    Sicherlich gab es prächtigere Bäder, dieses aber gefiel ihm gut. Die Wanne, die Dusche, die hellen Fliesen mit den orientalischen Ornamenten darauf. Jede einzelne Fliese schien ihre eigene Geschichte zu erzählen.
    Der Raum empfing ihn mit einem warmen Licht und einer Wärme, die sich überall verteilt hatte. Der große goldgerahmte Spiegel über dem breiten Waschbecken reflektierte das Sonnenlicht.
    Wie ein unendlich müder Mensch bewegte er sich auf den Spiegel zu. Er wollte sich darin betrachten. Wie starrte sich jemand an, der in der Nacht ein Erlebnis gehabt hatte, das ihm kaum jemand abnahm?
    Der Spiegel war da: Er war gnadenlos und zeigte alles, kaschierte nichts.
    Walter Hogland klammerte sich am Waschbeckenrand fest. Er mußte es tun, sonst wäre er in die Knie gesackt und zu Boden gefallen. Was er da sah, war kaum zu fassen. Dort starrte ihm eine Person entgegen, die nicht nur in der vergangenen Nacht ihrer männlichen Kraft beraubt worden war.
    Sein Gesicht störte ihn, sein Aussehen.
    So sah man aus, wenn man ein paar Tage auf den Schlaf verzichtet hatte.
    Walter Hogland war um Jahre gealtert!
    ***
    »Das bin ich nicht!« flüsterte der Mann. »Verdammt noch mal, das bin ich nicht!« Er spürte, wie es in ihm hochstieg. Die Übelkeit raubte ihm die Luft. Walter mußte sich nach vorn beugen, er röchelte und spie aus.
    Mehrmals. Dann schmerzte ihn plötzlich der Magen, aber Walter richtete sich nicht auf, sondern drehte das Wasser an.
    Es schäumte in das Becken, wo es dem Abfluß entgegengurgelte. Der Mann beugte sich noch weiter vor und trank hastig ein paar Schlucke, nachdem er den Mund
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher