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Kismet in Kairo

Kismet in Kairo

Titel: Kismet in Kairo
Autoren: Jason Dark
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ausgespült hatte.
    Nach einer Weile richtete er sich wieder auf. Viel besser ging es ihm nicht, aber es ließ sich ertragen. Durch den offenen Mund holte er Luft.
    Zwar schaute er dabei in den Spiegel, nur zeichnete sich sein eigenes Bild dort verschwommen ab, als wollte ihn die Gnade des Schicksals vor dem Anblick bewahren.
    Es lag nicht am Spiegel, sondern an seinen Augen, in denen sich das Wasser gesammelt hatte und für den trüben Blick sorgte. Einige Male stöhnte er auf, und Walter hatte den Mut, weiterhin in den Spiegel zu schauen.
    Er war tatsächlich in der letzten Nacht um mindestens zehn Jahre gealtert. Auch in den frühen Stunden der letzten drei Tage hatte er sich matt gefühlt und nicht besonders ausgesehen. Was er allerdings jetzt zu sehen bekam, schlug dem Faß den Boden aus. Das war einfach schlimm, und es hatte ihm einen brutalen Schlag versetzt, mit dessen Folgen er erst einmal zurechtkommen mußte.
    Er ließ den Rand des Waschbeckens los und hob seine Hände an. Er fuhr mit den Fingern durch sein Gesicht, er knetete die Haut, als wollte er feststellen, ob sie sich verändert hatte.
    War sie weicher geworden? Ja, das glaubte er. Sie hatte die Straffheit verloren und hatte den Alterungsprozeß ebenfalls durchgemacht.
    Ein alter Mann war er über Nacht geworden.
    Ja, er gab es jetzt zu. Ein alter Mann mit schütterem Haar und müden Augen, die alles Elend der Welt gesehen zu haben schienen – und daran zerbrochen waren. Falten wie Furchen. Sie hatten sich tief in die nicht mehr straffe Haut gegraben. Er wußte nicht mal, ob sie schon immer dagewesen waren. Walter kam sich vor wie jemand, der sein anderes Leben vergessen hatte.
    Furchtbar…
    Seine Lippen waren auch eingefallen. Er konnte nicht lächeln. Als er sie bewegte, da sah es aus, als wollte er anfangen zu weinen, aber er riß sich zusammen.
    Hinter seiner Stirn pochte es. Er spürte auch die Schläge am Hals. Das Herz hatte schwer zu arbeiten, und alles war so anders geworden.
    Einfach schrecklich.
    Müde stieß er sich ab und drehte sich auch um. Im Bad war er allein. Er mußte sich festhalten. Ihm war übel, was nicht am Essen oder am Trinken lag, sondern einzig und allein an dem, was er in der vergangenen Nacht erlebt hatte.
    Das war sie gewesen. Fatima. Die schöne Frau. Die Fee wie aus dem Märchen, die sich letztendlich als Vampir entpuppt hatte, oder als eine Abart davon.
    Walter Hogland verließ das Bad nicht. Der Gedanke an den Vampir hatte ihn praktisch festgeleimt. Er stand neben der Tür und dachte über sich nach.
    VAMPIR!
    Nein, Blut hatte diese Person nicht getrunken. Er hätte die Einstiche an seinem Hals sehen müssen. Außerdem gehörte er nicht zu den Menschen, die unbedingt an Vampire glaubten, aber es gab auch Vampire, die sich nicht unbedingt vom Blut anderer ernährten.
    Plötzlich riß jemand einen Schleier von seinem Gedächtnis weg. Auf einmal konnte er klar denken, sogar glasklar. Sein Wissen kam ihm wieder zugute.
    Walter Hogland hatte sich mit den alten Kulturen beschäftigt, und er war dabei nicht nur streng wissenschaftlich vorgegangen. Er war tief hineingetaucht in die Mythen und Legenden der alten Völker, weil er davon überzeugt gewesen war, daß es vor ihnen noch andere Kulturen gegeben haben mußte, die allerdings im Dunkel der verflossenen Jahrtausende verschwunden waren. Gerade die Geschichte und das Leben der alten Ägypter war prall gefüllt mit Legenden und Sagen, in denen sich die unterschiedlichsten Wesen tummelten.
    Fabeltiere, Götzen, Götter und Geister. Einige von ihnen hatten Namen oder Bezeichnungen, die man einfach nicht vergessen konnte, wenn man sich ein wenig für die Geschichte interessierte.
    Der Mann wußte jetzt Bescheid, was ihm widerfahren war und wer ihn besucht hatte.
    Es war ein Succubus gewesen!
    Er lachte auf, es klang bitter, denn er wollte seine eigene Schlußfolgerung nicht akzeptieren, doch es blieb ihm leider nichts anderes übrig. Das mußte ein Succubus gewesen sein. Während er die Kleidung abstreifte, um sich unter die Strahlen der Dusche zu stellen – nach diesem Gedanken ging es ihm wieder besser, drehten sich seine Gedanken um den Begriff Succubus.
    Das warme Wasser prasselte auf seine ebenfalls schlaffer gewordene Haut, das alles lag allein in der Schuld des Succubus, dieses weiblichen Teufels, dieser Verführerin, die Männer in den Träumen verfolgt, um die Jugend und Kraft aus deren Lust zu ziehen. Nur deshalb konnten sie auch weiterhin existieren und
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