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Kismet in Kairo

Kismet in Kairo

Titel: Kismet in Kairo
Autoren: Jason Dark
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überleben. Nur aus diesem Grunde wurden sie nicht älter, aber ihre Opfer alterten, während ein Succubus über Tausende von Jahren existieren konnte, vorausgesetzt, er bekam immer wieder die Chance, seine eigene Stärke aus der eines anderen Menschen zu holen.
    Wie benommen stellte Walter die Dusche ab und verließ sie. Er schüttelte den Kopf, denn er dachte darüber nach, warum es ausgerechnet ihm passiert war.
    In Kairo, der größten Stadt Afrikas, gab es unzählige Männer, die auch als Opfer für den Succubus geeignet gewesen wären, aber ausgerechnet auf ihn hatte sich dieser weibliche, wenn auch schöne Teufel konzentriert.
    Warum?
    Während sich Walter abtrocknete, dachte er über die Gründe nach.
    Dabei fiel ihm kaum auf, mit welch mühsamen Bewegungen er das Handtuch über seine Haut führte. Der Blick war ins Leere gerichtet, aber seine Gedanken drehten sich weiter. Er selbst war auch nicht in der Lage, sie zu stoppen.
    War er vielleicht deshalb ein Opfer geworden, weil er sich gerade mit gewissen Vorgängen beschäftigte, die tief in der Vergangenheit verborgen lagen? Er gehörte zu den Mythen- und Legendenforschern. Er hatte Wahrheiten herausgefunden, die nicht nur seinen Kollegen nicht in den Kram paßten, sondern womöglich auch anderen, eben denjenigen, mit denen er sich beschäftigt hatte.
    Walter Hogland wußte Bescheid, aber viele Fragen blieben trotzdem noch offen.
    Das mußte es sein. Seine Forschungen hatten ihn an etwas herangebracht, das seine Nähe nicht unbedingt haben wollte. Er war in Bereiche vorgestoßen, die ihm verschlossen bleiben sollten, deshalb auch die Rache. Noch etwas wurde ihm klar. Wenn er hier noch länger blieb, würde er irgendwann vergehen, deshalb war es gut, daß er in wenigen Stunden abflog. Dieser Gedanke trieb ihn förmlich aus dem Bad heraus. Er fing damit an, seinen Koffer zu packen.
    Er tat es hastig. Er faltete nichts zusammen, sondern stopfte alles hinein.
    Zusätzlich besaß er noch eine Tasche, die er auch vollstopfte. Dann richtete er sich auf und mußte eine Pause einlegen, denn die Arbeit hatte ihn geschafft.
    Wieder fand er seinen Platz auf der Bettkante. Er starrte zum Fenster, hinter dem sich in der Ferne die Morgensonne bereits am Himmel abzeichnete.
    Sie war zu einem Kreis geworden, der wie ein helles Auge leuchtete, und Walter konnte sich gut vorstellen, daß die alten Ägypter von der Sonne und auch vom Sternenhimmel fasziniert gewesen waren. Er war für sie ein großes Rätsel gewesen. Sie hatten den Kreislauf der Sterne berechnet und diese Daten dann für den Bau der Pyramiden eingesetzt.
    Wenn er den Blick zu sehr anhob, schien ihm die Sonne genau ins Gesicht. Da mußte er schon die Augen schließen, aber die Bewegung innerhalb des ansonsten starren Balls bekam er schon mit.
    Walter Hogland war irritiert. Er schloß die Augen. Dann öffnete er sie wieder und rechnete damit, daß diese seltsame Bewegung verschwunden war.
    Das war sie jedoch nicht.
    Jemand stand im Kreis der Sonne oder zwischen ihr und dem Mann. Es war eine Gestalt, eine Frau, ein Geist. Nicht unbedingt durchscheinend, aber vorhanden.
    Lange Haare, die im Licht goldfarben schimmerten. Ein wunderschönes, weiches Gesicht und ein Kleidungsstück, das mehr einem Umhang glich und türkisfarben schimmerte.
    Das war sie, das war Fatima. Aber das war auch der Succubus, und der einsame Mann fühlte sich, als hätte ihm jemand eine Faust tief in den Magen gerammt.
    Die Schöne lächelte ihn an. Sie stand, wenn er es genau nahm, gar nicht mal weit von ihm entfernt. Dennoch glaubte er, Lichtjahre von ihr entfernt zu sein.
    Er merkte die Revolte in seinem Körper. Das Blut stieg ihm in den Kopf.
    Es lag einzig und allein an dem Gefühl der Angst, das er nicht unterdrücken konnte.
    In den letzten drei Nächten hatte ihn dieser weibliche Teufel besucht, um ihm die Kraft aus dem Körper zu rauben. Nie hätte er gedacht, daß sie auch am Tage erscheinen würde. Zumeist waren derartige Geschöpfe Nachtwesen, und er streckte die Arme von sich weg, als wollte er sie einfach nur zurückstemmen.
    Aber sie blieb.
    Sie rührte sich nicht.
    Sie starrte ihn an. Sie lächelte.
    Es war ein geheimnisvolles und rätselhaftes Lächeln. Auch die Sphinx lächelte, die Mona Lisa ebenfalls, und dieses Lächeln ordnete er zwischen dem der beiden anderen an.
    »Was willst du?« brachte er keuchend hervor. »Meine Güte, was willst du von mir…?«
    Das Lächeln blieb. Es war die einzige Antwort, die ihm gegeben
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