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Dorian

Dorian

Titel: Dorian
Autoren: K. C. Hayes
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    Prolog

    Schloss Turzburg, Brada-Rumanien 1560

    Mit Tränen in den Augen wickelte Ileana ihren kleinen Sohn in das kostbare mit Brokat bestickte Leinentuch, seine kleine Händchen streckte er ihr entgegen und gab auf seine typische Weise zu verstehen, dass er Hunger hatte.
    „Mein Mann… ich kann ihn noch nicht hergeben, ich hatte ihn neun Monate unter meinen Herzen getragen, bitte gib uns noch etwas Zeit.“ Radu blickte seiner Frau entschlossen in die Augen, als er ihr das kleine Bündel aus den Armen nahm. Stolz strich er über das sternförmige Feuermal, das sich auf der nackten Schulter befand.
    „Heute ist seine Blutweihe… sein Schicksal ist vorherbestimmt… glaube mir, er wird ein gutes Leben führen. Ein besseres, als wir ihn bieten könnten. Dein Bruder wird sich gut um ihn kümmern.“
    Ileana dachte daran mit ihrem Sohn einfach fortzulaufen, doch ihr Bruder, der Hohepriester hätte sie durch ihre gemeinsame Blutlinie überall gefunden. Sie hatte keine Wahl… sie hatte etwas besonderen das Leben geschenkt, aber damit war auch ihr eigenes Schicksal besiegelt.
    Gemeinsam mit ihrem Mann durchschritt sie den langen Gang zum Zeremonienraum. Ehrfürchtig verneigten sich die Mönche mit ihren Fackeln zu ihrer Seite.
    Nicolaj erwartete sie schon. Der Hohepriester hatte sein Gesicht unter der Kapuze seiner roten Kutte versteckt. In der Dämmerung konnte sie auf der Rückseite in goldenen Stichen das Abbild Baphomets erkennen. Der heiligste der Vampire stand hinter einem aus Stein geschlagenem Altar, geschmückt mit silbernen Kerzenständern, die mit schwarzen Kerzen bestückt waren. Weiße Lilien verfingen sich in spitzen Dornen und rankten wie Tränen an den Seiten herunter und ein Efeukranz umrahmte einen Opferkelch aus kostbarer Jade, dessen Inschrift auf eine schon Jahrhunderte lange Tradition hinwies. Er war gefüllt mit dem geweihten Blut seiner Urahnen. Ein Mondstrahl bahnte sich seinen Weg durch die aus Bleikristall gefertigten Kapellenfenster und traf auf das gusseiserne Pentagramm, welches über dem Altar an eisernen Ketten hin und her schwang.
    Eine helle Lichtgestalt in Form einer betagten Frau mit langem grauem Haar schwebte unter der Kuppel der kleinen Kirche. Ihr Gesicht war unter einem weißen Schleier versteckt, denn es hieß, ein Blick in ihre Augen und sie würde dich deiner Seele berauben.
    „Das Orakel… schau nur Radu.“ flüsterte Ileana ehrfurchtsvoll. Es existierte wirklich.
    Die Mönche betraten leise und mit gesenktem Kopf den Raum und hielten ihre Fackeln fest vor ihren Körpern. Die Flammen wechselten ihre Farbe in ein helles rot. Ihr Oberhaupt nahm Radu seinen Sohn aus dem Arm und übergab ihm den Priester.
    Ileana sank neben ihrem Mann auf die Knie und verfiel in ein stilles Gebet.
    „ Jetzt, an dem die Nacht gekommen ist… heißen wir Dich, der das entscheidende Mal trägt willkommen. Geweiht sollst Du sein durch das Blut deiner Vorfahren.“
    Nicolaj benetzte die Lippen des kleinen Jungen mit der heiligen Kostbarkeit. Er hob ihn vorsichtig in die Höhe.
    „Schaut Orakel. Er ist unter uns! Preiset mit mir den Auserwählten, gekennzeichnet durch den Stern unseres ersten Vampirs Vlad Tepes. Verneigt Euch vor euren neuen Fürsten, dessen Name Lascar sein soll. Seine Ankunft wurde von unserer Heiligkeit, der erhabenen Schöpferin, der Strigol-Dynastie, vorausgesagt und der Tag wird kommen, an dem sich der Mond blutrot verfärbt und seine Majestät die Herrschaft übernehmen wird, gekrönt soll er sein durch die Ankunft des Antichristen. Die Menschen werden ihre Blutsklaven sein und in ewiger Finsternis ihr Leben fristen.“
    Die Mönche nahmen ihre Kapuzen ab und verfielen in einen apathischen Singsang und ihre Augen fingen wie Kohlestückchen an zu glühen, bis ein lautes Geheul der Vampire die Fenster erzittern lies. Das Orakel schleuderte zwei gewaltige Blitze in das Pentagramm und nickte Nicolaj zu.
    „Meine Schwester, ich danke Dir das Du unserem Volk einen neuen Fürsten geschenkt hast.“
    Ileana nahm ihr Kind ein letztes Mal in den Arm und küsste es auf die Stirn. Behutsam legte sie es in die kleine Holzwiege hinein. Der Moment des Abschieds war gekommen.
    „Unser neuer Anführer wird große Opfer verlangen. Ihr, die Ihm das Leben schenktet… seid ihr bereit für ihn zu sterben und ihm dadurch eure Wertschätzung zu zeigen?“
    Ileana und Radu verneigten sich vor dem kleinen Lascar.
    „Dann soll es so euer Wille sein, geht zusammen von dieser Welt… mit
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