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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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ist sinnlos, dort raus zu gehen, wenn wir das nicht erreichen können.«
    Neal sah Steve ein paar Sekunden nachdenken.
    »Na gut«, sagte Steve. »Schau, was du tun kannst.«
    Sie gingen wieder runter. Neal schob sich an der Wand entlang zum Küchenfenster und rief: »Mr. Hansen! Sagen Sie Ihren Deppen, sie sollen mal die Klappe halten! Ich will reden!«
    Es gab eine Pause, das Gegröle erstarb.
    »Was machst du da, Neal?« fragte Ed.
    »Klappe! Lad’ die Gewehre«, entgegnete Neal.
    »Was willst du, Carey?« brüllte Hansen.
    »Ich will wissen, was Sie wollen!«
    Nach ein paar Sekunden Schweigen antwortete Hansen: »Ich will den Juden!«
    » Welchen Juden, Hansen? Hier gibt’s drei!«
    Ed schaute Neal an und zog die Augenbrauen hoch.
    Neal flüsterte: »Ich könnte doch einer sein, oder nicht?«
    Hansen brauchte über eine Minute, das zu verarbeiten. Dann brüllte er: »Welche drei ?«
    Neal brüllte: »Hansen, ich spiele diese Spiele nicht mit Ihnen! Wir machen es so: Die Frauen und das Kind können gehen! Und wir haben einen Verwundeten! Der auch! Wenn die in Sicherheit sind, kommen wir raus.«
    »Der Verwundete! Ist das der einarmige Mann?«
    »Genau!«
    »Ist er auch Jude?«
    »Er ist so irisch wie ein Besäufnis!«
    »Ich muß eine Minute darüber nachdenken!«
    »Nicht zu lange! Das ist mein letztes Angebot!«
    Neal wartete und genoß das süße Schweigen. Wenn man versucht, um sein Leben zu feilschen, dachte er, gewinnen selbst die kleinen Vergnügen an Wert.
    Dann hörte er Hansen rufen: »Warum willst du das Kind?«
    »Ich schicke es zurück zu seiner Mutter!«
    »Warum ist das so verdammt wichtig?«
    »Deswegen bin ich hergekommen!«
    Langes Schweigen. Neal spürte, wie ihm der Deal durch die Lappen ging.
    »Hey, Hansen!« brüllte Neal. »Das wollte auch Jory! Deswegen hat er mich in die Höhle geführt!«
    Ein langer Augenblick.
    »In Ordnung!« brüllte Hansen. »Abgemacht! Aber du weißt, daß ich dich umbringen will!«
    Ach was. »Ich will dich auch umbringen, Bob!« brüllte Neal. »Aber werden wir auch einen fairen Kampf haben?«
    »Was soll das heißen?« brüllte Hansen.
    »Sie haben ein Dutzend Männer! Wir sind nur drei! Warum nehmen nicht ein paar Ihrer Jungs mal eine Auszeit?«
    »Warum sollten sie?«
    Gute Frage. »Weil es persönlicher ist, Hansen!« brüllte Neal. »Sie haben doch keine Angst vor drei Juden, oder, Bob?« Komm schon, Bob. Setz auf Vorurteile statt auf Hirn. Das ist unsere einzige Chance.
    Neal, Steve und Ed warteten, sie sahen einander an.
    Es schien ewig lange zu dauern, bevor Hansen rief: »Okay! Drei von uns gegen euch drei!«
    »Vier.«
    Joe Graham stand auf der Treppe. Er klammerte sich am Geländer fest, um nicht umzukippen.
    »Vier«, wiederholte Graham. »Ihr Nieten könnt doch jede helfende Hand gebrauchen, und ich habe immerhin noch eine davon.«
    »Dad, du kannst kaum gehen.«
    »Das liegt nur daran, daß ich dauernd über meinen Schwanz stolpere.«
    »Du verschwindest«, sagte Ed. »Das ist ein Befehl.«
    Graham packte sich an die Eier. »Befiehl denen mal was.«
    Ed sah Neal an und zuckte mit den Achseln.
    Neal rief zum Fenster raus: »Doch lieber vier, Hansen! Vier von uns gegen vier von euch!«
    »Und keinen von euren Judentricks!« entgegnete Hansen. »Hier draußen im Freien! Im Pferch!«
    »Keinen von deinen Judentricks, Ed«, spottete Neal. Dann rief er: »Okay!«
    »Schick die Frauen raus!«
    Ed schüttelte den Kopf und deutete auf seine Uhr.
    »Nein!« rief Neal. »Ich trau’ Ihnen nicht! Wir warten bis zur Dämmerung, wenn wir die Straße sehen können!«
    Hansen grölte: »Okay! Aber das muß reichen! Wenn die Sonne aufgeht!«
    Neal sah Steve an. »Du hast nicht zufällig einen Wetterbericht, oder?« 
     
    Cal Strekker hatte alles gehört und traute seinen Ohren nicht. Er konnte kaum glauben, daß Hansen auf diesen »fairen Kampf«-Blödsinn hereinfiel.
    Aber vielleicht funktionierte es, dachte er. Vielleicht führte es dazu, daß alle Zeugen dessen, was geschehen war, am Ende erledigt waren. Und wenn es nicht so lief, dann … mußte er dafür sorgen, daß es so lief. Es gab noch andere Gruppen, die kämpfen wollten. Der Kampf würde weitergehen.
    Er gönnte seinem Knöchel ein paar Minuten Ruhe, dann ging er weiter. Er wollte einen guten Überblick über den Pferch haben, und er wollte vor Anbruch der Dämmerung an Ort und Stelle sein. 
     
    Es wurde rasch hell.
    Der Sturm war vergangen, eine leuchtend orangene Sonne erhob sich über den
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