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Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Titel: Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed
Autoren: Anonymous
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Milgor schmatzte behaglich und genoss hörbar seine Beute, eine süße Lariku -Frucht, die er unbemerkt von dem Tablett genommen hatte, auf dem die Reste des Frühstücks des Raisa lagen. Natürlich war es streng verboten, dieses Frühstück auch nur anzurühren, und kein Kridan würde es wagen, die unberührten Reste zu essen. Allein die Tatsache, dass es für den heiligen Raisa war, machte es für jeden normalen Kridan tabu.
    Doch Milgor war ein Gengo und kein Kridan, und er hielt nichts davon, die Reste eines so köstlichen Mahls zu verschwenden. Was für den Raisa gut genug war, schmeckte ihm natürlich erst recht. Obwohl das lemurenartige Tier wie alle Vertreter seiner Art eine gewisse Intelligenz besaß, war Milgor nicht in der Lage zu begreifen, warum er die Frühstücksreste nicht anrühren sollte und bediente sich nach Herzenslust, wann immer er die Gelegenheit dazu bekam. Natürlich hatte er längst gelernt, dass es Nachteile mit sich brachte, wenn er erwischt wurde und traf alle Vorkehrungen, um eben das möglichst zu vermeiden.
    Allerdings brächte es ihm nie richtigen Ärger ein. Schließlich hatte er dem Raisa das Leben gerettet, als der noch ein Küken gewesen war.
    Ursprünglich war Milgor ein Gefährte für Satren-Nor gewesen, der jetzt einer der Lehrer des jungen Raisa war und hatte ihn nahezu überall hin begleitet. So eines Tages auch zu einer öffentlichen Prozession, bei der der junge Raisa zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, indem man ihn in einem, auf hohen Pfählen sitzenden Nestbett angeschnallt durch die Straßen von Matlanor fuhr. Doch irgendjemand hatte das Gefährt sabotiert und die Haltegurte zerschnitten. Als es auch noch ins Wanken geriet, stürzte das Küken heraus, und nur Milgors schnelle Reaktion, mit der er den stürzenden Raisa aufgefangen hatte, hatte dessen Tod verhindert.
    Seitdem war der Gengo ein Held, auch wenn diese inzwischen viele Jahre zurückliegende Tat für die meisten Kridan längst vergessen war. Satren-Nor und Seran-Pakor, der junge Raisa, vergaßen sie nicht – und deshalb stibitze Milgor ab und zu etwas von den Essensresten des Raisa.
    Jetzt hockte der Gengo hinter einer Truhe im Studierzimmer, die halb von einem schweren Vorhang verdeckt wurde und knabberte an seiner Beute. Von diesem Versteck aus hatte er fast den ganzen Raum im Blick, ohne selbst gesehen zu werden. In jedem Fall aber konnte er den Teller im Auge behalten und sich noch rechtzeitig eine weitere Portion sichern, sobald ein Diener hereinkam, um ihn wegzuräumen. Und er musste auch Satren-Nor und Seran-Pakor beobachten, die beide an einem Tisch beim Unterricht saßen. Wenn Milgor sich aufmachte, um sich einen Nachschlag zu holen, sollte er besser einen Moment erwischen, in dem beide gerade nicht in seine Richtung blickten. Denn wenn Satren-Nor schlechte Laune hatte, bestrafte er Milgor persönlich für seine Futterdiebstähle.
    Seine Aufmerksamkeit wurde jetzt allerdings abgelenkt, als er Satren-Nor schwer seufzen hörte, nachdem dieser den Raisa nachdrücklich zu mehr Konzentration ermahnt hatte.
    Milgor war schon öfter aufgefallen, dass Seran-Pakor nicht mehr so konzentriert bei seinen Studien war wie früher. Er schaute sehr viel öfter im Zimmer umher, statt auf die Schriften, die er studieren sollte, und er folgte Satren-Nors Ermahnungen längst nicht mehr in demselben Maß wie sonst. Das irritierte nicht nur Satren-Nor, sondern auch Milgor. Ein Gengo war nun einmal wie ein Gengo war und das änderte sich sein ganzes Leben lang nicht – sah man davon ab, dass er natürlich älter wurde und Erfahrungen sammelte. Aber darüber hinaus blieb er immer derselbe. Und seine Freunde blieben Freunde.
    Bisher hatte er geglaubt, dass das bei den Kridan auch so wäre. Doch jetzt stellte er fest, dass sich das Verhältnis zwischen Satren-Nor und dem jungen Raisa verändert hatte. Und er verstand einfach nicht warum.
    Allerdings war das im Moment völlig unwichtig. Milgors feine Ohren vernahmen die Schritte des Dieners, der kam, um den Frühstückstisch abzuräumen. Der Gengo vergewisserte sich schnell, dass die beiden Kridan am Tisch zu beschäftigt waren, um ihn zu bemerken. Dann huschte er ungesehen zum Teller, raffte zusammen, was er greifen konnte und war wieder in seinem Versteck verschwunden, bevor der Diener die Tür geöffnet hatte. Zufrieden mit dem Ergebnis seines Beutezugs setzte er seine Mahlzeit fort und vergaß das unverständliche Verhalten seiner beiden
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