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GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

Titel: GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
Autoren: John Norman
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HEYNE-BUCH Nr. 06/3433
    im Wilhelm Heyne Verlag, München
     
     
     
    Titel der amerikanischen Originalausgabe
     
    RAIDERS OF GOR
     
    Deutsche Übersetzung von Thomas Schlück
    Das Umschlagbild schuf Oliviero Berni
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    4. Auflage
     
    Redaktion: Wolfgang Jeschke
    Copyright © 1971 by John Lange
    Copyright © 1975 der deutschen Übersetzung
    by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
    Printed in Germany 1983
    Umschlaggestaltung: Atelier Heinrichs & Schütz, München
    Gesamtherstellung: Ebner Ulm
     
    ISBN 3-453-30.951-0
    1
     
     
    Ich roch das Meer, das schimmernde Thassa, das den Legenden zufolge endlos war.
    Ich bückte mich auf meinem Binsenboot, schöpfte e i ne Handvoll Wasser und kostete es. Das Thassa konnte nicht mehr weit sein.
    Das dreieckige Temholz-Paddel steuerte mein kleines Fahrzeug, das kaum für einen Mann ausreichte. Es b e stand aus biegsamen langen Vosk-Binsen, die mit Sumpfranken zusammengebunden waren. Rechts vor mir sah ich plötzlich unter Wasser den gelben Bauch eines Wassertharlarion aufblitzen, der hastig zuschlug und mit seiner Beute abzog – wahrscheinlich ein Vosk-Karpfen oder eine Marsch-Schildkröte. Aus dem Schilf zu meiner Rechten flatterte ein buntgefiederter Vogel und stieg kreischend und flügelschlagend zum Himmel auf. S e kunden später verlor er sich wieder in dem endlosen Bi n senwald, den schwankenden Sporenstengeln, den Same n trägern der vielfältigen goreanischen Vegetation im G e zeitensumpf. Nur ein Wesen in der Marsch wagt sich am Himmel sehen zu lassen – das Raubtier Ul, der geflügelte Tharlarion.
    Ich vermochte nur wenige Meter weit zu schauen; oft reichte mein Blick kaum über den Bug des kleinen Bootes hinaus, so eng standen die Binsen und die Rencepflanzen.
    Es war der vierte Tag der sechsten Wartenden Hand, kurz vor der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche, die nach dem allgemeinen goreanischen Kalender den Monat Se’Kara einleitet. Nach dem Kalender Ko-ro-bas, das seine Jahre – wie die meisten goreanischen Städte – nach den Listen ihrer Administratoren zählt, hatten wir das elfte Jahr der Administration meines Vaters Metthew Cabot. Nach dem Kalender Ars, das darf ich vielleicht auch erwähnen, lebten wir im ersten Jahr der Wiederei n setzung von Marlenus, des Ubar aller Ubars. Am klarsten ist vielleicht die Jahresangabe, die das Chaos gorean i scher Zeitrechnung überbrückt – danach hatten wir das Jahr 10.119 Contasta Ar, seit der Gründung Ars.
    In dem kleinen Boot lagen meine Waffen, daneben e i ne Wasserflasche und ein Behälter mit Brot und getroc k netem Boskfleisch. In einer Scheide trug ich ein gorean i sches Kurzschwert, dazu besaß ich einen Helm und, in Leder gewickelt, einen goreanischen Langbogen aus biegsamem Ka-la-na-Holz, aus dem Holz der gelben Weinbäume Gors, an jedem Ende von eingekerbten Boskhorn gekrönt, außerdem eine Anzahl von Feder- und Flugpfeilen. Ein Bogen dieser Art wird nicht von allen goreanischen Kriegern benutzt, genießt jedoch Respekt. Er hat die Größe eines ausgewachsenen Mannes, ist in der Mitte etwa vier Zentimeter breit und drei Zentimeter dick, und das Spannen erfordert erhebliche Körperkräfte. Die Durchschlagskraft der mit ihm abgeschossenen Pfe i le ist enorm. Auf kurze Entfernung durchdringen sie zehn Zentimeter dickes Holz, auf zweihundert Meter kann man einen Mann noch an einem Baumstamm festnageln, auf vierhundert Meter noch einen Bosk töten. Die Pfeile lassen sich überdies blitzschnell abfeuern. Der Langb o gen hat jedoch auch erhebliche Nachteile – er kann nur im Stehen bedient werden und ist vom Sattel aus oder im Nahkampf kaum zu gebrauchen, auch kann man ihn nicht ständig schußbereit halten wie eine Armbrust.
    In den Händen eines Experten ist der Langbogen zwar die gefährlichere Waffe; doch es gab im großen und ga n zen nur wenige, die die Kraft und das scharfe Auge ha t ten, gute Langbogenschützen zu sein. Ich war stolz auf meine Geschicklichkeit mit dieser Waffe.
    In meinem kleinen Boot kniend, paddelte ich vorsic h tig weiter.
    Es ist die Waffe eines Bauern, klang eine wohlbekan n te Stimme in meiner Erinnerung auf, und ich lächelte. So hatte der Ältere Tarl gesprochen, mein früherer Waffe n meister in Ko-ro-ba, meiner Heimatstadt, die man auch »Die Türme des Morgens« nannte. Ich betrachtete den langen, lederverhüllten Bogen aus weichem Holz, der zu meinen Füßen lag.
    Es stimmte, daß der Bogen eine Waffe der Bauern war.
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