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GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

Titel: GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go
Autoren: John Norman
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Zweifel aufkommen. Ich durfte nicht weiterpaddeln. Doch ich führte mein kleines, leic h tes Boot an dem Zeichen vorbei. Ich mußte nach Port Kar.
    Die Schreie der Marschgänse folgten mir.

2
     
     
    Durch eine Lücke in den Binsen sah ich das Mädchen, etwa fünfzig Meter entfernt. Fast im gleichen Augenblick blickte sie auf und entdeckte mich.
    Sie stand in einem kleinen Renceboot, kaum größer als mein Fahrzeug, das etwa zwei Meter lang und sechzig Zentimeter breit war. In ihrer Hand ruhte ein krummer Wurfstock, mit dem die Rencebauern Vögel jagen.
    Ich steuerte mein kleines Boot auf sie zu und ließ es schließlich treiben. Sie hatte offenbar erfolgreich gejagt, denn vier tote Vögel lagen zu ihren Füßen.
    Sie sah mich ruhig an.
    Ihr Blick war klar; sie hatte dunkelblondes Haar und blaue Augen; ihre Beine waren ein wenig kurz und zie m lich stämmig, ihre Schultern vielleicht ein wenig zu breit, aber sie war ausgesprochen hübsch. Sie trug ein kurzes, ärmelloses Kleidungsstück aus gelbbraunem Rencetuch. Das Haar wurde hinter dem Kopf von einem purpurnen Reptuch zusammengehalten – ein Zeichen, daß ihre Gruppe direkt oder indirekt Kontakt mit zivilisierten G o reanern hatten, denn Reptuch wurde in dieser Gegend nicht hergestellt, schon gar nicht hier im Delta. Das Mädchen war zweifellos die Tochter eines Rencebauern, und ihre Renceinsel war sicher ganz in der Nähe; sicher stammten die Stoffzeichen von ihrer Gruppe.
    Sie stand aufrecht in dem kleinen Boot, wobei sie sich unmerklich bewegte und unbewußt das Gleichgewicht hielt – eine Übung, die mir noch immer schwerfiel. Sie machte keine Anstalten, mich anzugreifen oder zu fli e hen, sondern sah mir ruhig entgegen.
    »Hab keine Angst«, sagte ich.
    »Hast du die Warnzeichen nicht gesehen?« fragte sie.
    »Ich habe keine bösen Absichten gegenüber dir und deinem Volk.« Ich lächelte. »Ich beanspruche den Sumpf nur bis zur Breite meines Bootes.« Dies war die Abwan d lung eines auf Gor üblichen Grußes, wenn man fremde Gebiete durchreist – nur die Spannbreite der Flügel me i nes Tarns, nur die Breite meines Tharlarion, je nach B e förderungsmittel.
    »Bist du aus Port Kar?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Welches ist deine Stadt?« wollte sie wissen.
    Ich trug keine Insignien auf meiner Kleidung, auch nicht auf meinem Helm oder Schild. Meine rote Kriege r tunika war ausgebleicht und fleckig.
    »Du bist ein Geächteter«, sagte sie. »Wohin willst du?«
    »Nach Port Kar«, erwiderte ich.
    »Packt ihn!« rief sie.
    Sofort ertönte aus allen Richtungen lautes Gebrüll, und Dutzende von Rencebooten tauchten aus dem Schilf, jeweils von einem Mann am Heck gestakt, während ein zweiter am Bug einen dreizackigen Sumpfspeer hob.
    Es war sinnlos, mein Schwert zu ziehen oder eine a n dere Waffe zur Hand zu nehmen; man hätte mich sofort niedergemacht.
    Das Mädchen stemmte die Hände in die Hüften, warf den Kopf zurück und lachte triumphierend.
    Man nahm mir Waffen und Kleidung. Ich wurde mit dem Gesicht nach unten in das Boot geworfen, die Han d gelenke wurden mir auf dem Rücken zusammengebu n den, die Fußgelenke ebenso gründlich verschnürt.
    Mit leichtem Schritt trat das Mädchen in mein Boot und stellte sich über mich. Jemand reichte ihr die Stange, mit der sie ihr Boot vorangetrieben hatte, das nun an ein anderes gebunden wurde. Mit der Stange begann sie mein Binsenboot durch das Schilf zu staken, gefolgt von mehreren anderen Fahrzeugen. Einmal hielt das Mädchen inne, legte den Kopf zurück und stieß ein seltsames Pfe i fen aus – den Ruf der Marschgans. Der Laut wurde sofort von mehreren Seiten erwidert, und kurz darauf schlossen sich weitere Renceboote unserer Gruppe an.
    Die Rencebauern verständigten sich also mit diesen Signalen, mit der Nachahmung des Schreis der Marsc h gänse. Sie hatten mich also längst entdeckt und beobac h tet, denn die Schreie der Marschgänse verfolgten mich schon seit Stunden.

3
     
     
    Die Renceinseln der Marschgemeinden sind ziemlich klein, selten größer als siebzig Meter im Quadrat. Sie bestehen durch und durch aus den verwobenen Stämmen der Rencepflanze und schwimmen im Sumpf. Sie sind im allgemeinen etwa zwei Meter dick und ragten vielleicht einen Meter aus dem Wasser. In dem Maße, wie die Re n cestengel unter der Insel abbrechen oder verfaulen, we r den oben neue Schichten angefügt.
    Um eine unerwünschte Fortbewegung der Insel zu verhindern, gibt es im allgemeinen mehrere lange Marschranken, die das
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