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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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Schuld am Tod seines Sohnes.
    Meine Träume sind zerstört, dachte er. Aber ich werde nicht aufgeben, bis Mills tot ist. 
     
    Weit oben auf dem Berg leckte sich Cal Strekker die Wunden und sah den Judenstern den Himmel verschmutzen. Er schnitt sich einen Hemdärmel ab, riß ihn in Streifen, wickelte ihn fest um seinen Knöchel. Er glaubte nicht, daß er gebrochen war, nur verstaucht, aber trotzdem tat er höllisch weh. Es schmerzte noch mehr, als er seinen Stiefel wieder anzog, aber das Leder half, den Knöchel zu stützen, damit er nicht wegknickte.
    Seitlich am Hals hatte sich ein dunkelvioletter Fleck gebildet, wo Carey versucht hatte, ihn mit diesem bösen Schlitzaugentrick zu köpfen. Auch die Schulter, auf der er gelandet war, war ziemlich verbeult.
    Und jetzt blinkte dieser gottverfluchte Scheißstern wie bei einem vierundzwanzig-Stunden-Koscher-Dinner für Judenjungs.
    Na, Steve Mills könnte genausogut eine rote Fahne vor Hansens Nase wedeln, dachte er. Da drüben bei dem Stern wird’s bald echt Streit geben.
    Er griff nach einem Zedernzweig, zog sich hoch, und begann, den Berg hinabzusteigen. 
     
    Für Neal lief alles auf ein Pferderennen hinaus.
    Es ging flach über den Beifuß. Sein schwarzes Pferd galoppierte, ließ Schneeklumpen hinter sich hochstieben, schnitt durch die kühle Luft wie ein schlankes, scharfes Ebenholzmesser.
    Neal beugte sich über den Hals des Pferdes, so tief er konnte, um seinen Luftwiderstand zu verringern, wie er es bei Jockeys gesehen hatte. Die Knie zog er hoch hinter die Schultern des Pferdes, seine Waden an Midnights Flanken.
    Es war verzweifelt, beängstigend und wunderbar zugleich. Das Geräusch der Hufe auf der Schneedecke, das Keuchen des Pferdes, sein eigener Herzschlag, alles in einem Rhythmus synchronisiert. Und der dampfende Pferdegeruch in seiner Nase, der süße Beifuß, der Schnee. Die Hitze des Pferdes gegen die kühle Luft, seine eigene schweißige Haut unter der Kleidung, der kleine warme Körper, der sich an seinen Rücken klammerte, und: Teufel, er war am Leben!
    Er riskierte einen Blick über die Schulter hinweg und konnte sie kommen sehen. Bill McCurdy vornweg. Der beste Reiter, der wagemutigste auf dem schnellsten Pferd. Neal wußte, er wußte einfach, daß Bill grinste. Die anderen drei direkt hinter ihm. Hansen auf seinem großen Pferd, er war schnell, aber nicht so schnell, ritt gleichmäßig, damit sein Pferd nicht stürzte. Johns kleiner Renner mußte sich anstrengen, mit den kurzen Beinen, aber er kam näher, immer näher. Und dann Craig auf diesem großen Klepper, der die Kühe so gut antreiben konnte, und niemals eine davonkommen ließ. Und sie kamen alle näher, kamen näher, flogen. Wilde Männer auf wilden Pferden.
    Neal trat Midnight und beugte sich noch tiefer hinunter. Er spürte, wie das Pferd noch etwas schneller wurde, und dieses Etwas brauchten sie, weil McCurdy immer näher kam. Dieser kümmerte sich nicht um die Schlupflöcher der Taschenratten, die sein Pferd sekundenschnell stolpern lassen konnten; kümmerte sich nicht um die Untiefen, die ihn über den Kopf des Pferdes hinweg fliegen lassen konnten, wobei er sich den Hals bräche. Er kümmerte sich nicht um die vereisten Grasbüschel, die sein Pferd über ihn hinweg kollern lassen und ihm so Brustkorb und Beine brechen konnten: Er raste einfach drauflos, flog hinweg über das Buschwerk, war nur noch sechs, nur noch fünf, nurmehr vier Pferdelängen hinter Neal.
    Und Neal versuchte einfach nur, sich festzuhalten. Er versuchte auf dem wild rasenden Pferd im Sattel zu bleiben. Neal wußte, daß McCurdy Cowboy genug war, neben ihn zu reiten, den Arm auszustrecken und ihn aus dem Sattel zu stoßen, als wären sie beim Rodeo und der Summer wäre ertönt. Und mehr brauchte es nicht, denn da waren noch die anderen drei, und Vetters starke Arme würden ihm Cody entreißen, und das wäre das Ende.
    Er bohrte seine Füße in die Steigbügel, umklammerte die Zügel, trat wieder zu, bettelte noch ein bißchen mehr: Bitte Pferd, nur ein bißchen mehr. Ich weiß, daß es nicht in dir steckt, aber versuch es. Bitte, du mußt schneller sein als das andere Pferd, denn jetzt ist es nur noch ein Wettrennen unter Pferden, und du bist mein Pferd. Und Midnight fand irgendwo die Kraft und wurde noch ein bißchen schneller und noch ein bißchen schneller. Neal hörte ihn vor Schmerz stöhnen, als die Schaumblasen von seinem Maul wegflogen. Er spürte Midnights Herz mit wahrhaft herzbrecherischer
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