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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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ist.«
    Sie hatten drei Stunden hin und her geschossen, um auch nur ungefähr herauszufinden, wie viele Männer dort draußen waren. Wenigstens vier in dem großen Heuschober, zwei weitere an der Straße, außerdem wahrscheinlich drei verstreut im Beifuß um das Haus herum.
    Und sie haben die ganze Nacht, dachte Neal. Die ganze Nacht bis morgen früh, bevor wir auch nur die Chance haben, Hilfe zu bekommen.
    »Ich habe keine Angst vor diesen Schwanzköpfen«, sagte Karen.
    »Solltest du aber«, entgegnete Neal. Im Augenblick überlegen sie sich, wie sie das Haus stürmen können. Sie wissen, daß sie in der Überzahl sind, und besser bewaffnet. Wenn Strekker da draußen wäre, hätte er sie schon längst in Gang gesetzt. Koordiniertes Feuer von allen Seiten, damit wir die Köpfe einziehen müssen, dann ein paar Männer mit Molotowcocktails, und schon steht das Haus in Flammen. Teufel, sie hocken direkt neben einer Traktor-Scheune voller Benzinkanistern und haufenweise leeren Flaschen. Hansen braucht ein bißchen länger, um drauf zu kommen, aber irgendwann wird er’s. Dann ist alles vorbei.
    Wir müssen einen Deal machen.
    »Du kannst in ein paar Stunden fahren«, sagte Neal, »wenn es hell wird.«
    »Glaubst du, sie werden uns durchlassen?« fragte Karen.
    »Ja, glaube ich.«
    Wenn sie alle tot am Boden liegen.
    In diesem Augenblick hörte er unten Glas klirren und dann das beängstigende Knistern der Flammen. Er rannte hinunter und sah, wie Steve in der Küche ein Feuer austrat, während Ed mit einer Flinte in die Nacht schoß.
    Schätze, Hansen ist gerade drauf gekommen, dachte Neal.
    Sie ließen sich alle zu Boden fallen, als die Kugeln zum Fenster hereinschwirrten.
    »Willst du brennen, Jude?« hörte Neal Hansen brüllen.
    »Wir haben jede Menge Benzin hier! Genug für unser eigenes kleines Krematorium!«
    Neal hörte die Männer in der Scheune lachen.
    »Komm raus, Jude! Oder du wirst brennen! Ich will dich, Jude! Versteck dich nicht mehr hinter Frauen und Kindern und komm raus!«
    Steve sagte. »Ich gehe.« Steve wollte aufstehen. Neal packte ihn und zog ihn zurück. »Den Teufel wirst du tun.«
    Neal kroch auf das Fenster zu und schoß ein paar Runden ungefähr in die Richtung, aus der Hansens Stimme kam.
    »Raus, Jude! Raus, Jude!« rief jemand.
    Dann brüllte irgendein Scherzkeks aus der Scheune: »Juden raus, Juden raus!« und der Rest der Bande stimmte ein.
    »Juden raus! Juden raus! Juden raus!«
    Neal hörte drei Schüsse durch ein Fenster im oberen Stock knallen. Steve rannte die Treppe rauf. Er fand Peggy, die Shelly auf den Boden hinter dem Bett in den Armen hielt.
    »Oh Gott«, stöhnte er. »Alles in Ordnung?«
    »Bestens«, entgegnete Peggy. Shelly nickte. Sie hatte Tränen in den Augen, aber sie lächelte ihren Vater an.
    »Geht ins Bad«, sagte Steve.
    »Gib mir eine Waffe«, sagte Peggy.
    Steve brüllte zum Fenster raus: »Hier sind Frauen und Kinder!«
    Die Antwort war: »Juden raus! Juden raus! Juden raus!«
    Peggy sah den Blick ihres Mannes und verkündete: »Du wirst nicht dort rausgehen.«
    »Doch, werde ich, Peg.«
    »Komm mir jetzt nicht mit diesem ›ein-Mann-mußtun-was-ein-Mann-tun-muß‹-Blödsinn, Steve.«
    Steve kauerte sich hinter seine Frau und streichelte ihr Haar. »Aber manchmal stimmt es. Manchmal muß ein Mann tun, was ein Mann tun muß.«
    »Daddy, sie werden dich umbringen!« weinte Shelly.
    Steve umarmte sie beide, drückte sie fest an sich. Dann stand er auf und ging die Treppe hinunter.
    Neal packte ihn vorn am Hemd.
    »Geh mir aus dem Weg, Neal«, sagte Steve.
    »Ich gehe mit dir.«
    »Das ist nicht dein Kampf.«
    »Ich hab’ ihn angefangen.«
    Steve schüttelte den Kopf. »Die haben ihn angefangen. Los, Neal, sonst muß ich dich fertig machen, bevor ich rausgehen und die fertig machen kann. Vielleicht macht mich das fertig.«
    Das Gegröle wurde lauter und wilder. »Juden raus! Juden raus! Juden raus!« Die Männer dort draußen schrien in hitziger Ekstase.
    »Geh mir aus dem Weg, Neal«, wiederholte Steve. In seiner Stimme lag dieselbe Kraft, die darin gelegen hatte, bevor er nach Cal Strekker geschlagen hatte. In jener Nacht, die jetzt Jahre her zu sein schien. Er packte Neal an den Schultern und schob ihn beiseite.
    Neal hielt Steves Hemd fester. »Ich gehe mit«, flüsterte Neal, »aber wir sollten dafür sorgen, daß wir auch das bekommen, was wir wollen. Du willst dich im Tausch anbieten für Peggy und Shelly. Ich will Karen, den Jungen und meine Freunde. Es
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