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GK0148 - Der Voodoo-Mörder

GK0148 - Der Voodoo-Mörder

Titel: GK0148 - Der Voodoo-Mörder
Autoren: Jason Dark
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Erst jetzt erwachte der Mann aus seiner Erstarrung. »Einen Arzt!« kreischte er. »Einen Arzt!« Der Kellner war ein schmalhüftiger Typ mit weiblichen Gesichtszügen und glatten schwarzen Haaren. Sein blütenweißes Jackett war hauteng auf Taille gearbeitet.
    Schreiend und mit beiden Armen fuchtelnd lief er zum Tresen, fauchte die Bedienung an und verlangte nach einem Telefon.
    Mittlerweile waren die meisten Gäste aufgesprungen.
    Stumm und mit blassen Gesichtern starrten sie auf die am Boden liegende Frau.
    Es war Mittagszeit. Angestellte, Sekretärinnen und Hausfrauen bevölkerten die kleine Cafeteria im Herzen von London. Das Lokal war erst vor wenigen Wochen eröffnet worden, hatte aber einen enormen Zulauf, da hier auch Hamburger, Pommes frites und andere in England noch unbekannte ›Köstlichkeiten‹ serviert wurden. Und nun lag eine Tote auf dem Boden. Eine verdammt schlechte Reklame.
    Der Meinung war wohl auch der Geschäftsführer, den eine aufgeschreckte Bedienung aus seinem Büro geholt hatte. Der Boß des Ladens, ein smarter Boy mit Managerambitionen, fuhr sich mit allen zehn Fingern durch sein welliges Haar.
    »Ausgerechnet in diesem Lokal muß das passieren. Es ist zum Heulen.« Vorwurfsvoll sah er den Kellner, der den Tod der jungen Frau miterlebt hatte, an. »Hätte die nicht bei der Konkurrenz umkippen können?«
    Der Kellner hob die Schultern. Er war blaß geworden. »Ich – ich kann ja auch nichts dafür. Ich habe die Ambulanz schon verständigt, das war alles, was ich tun konnte.«
    Der Geschäftsführer tippte dem Mann gegen die schmale Hühnerbrust. »Sie können noch was tun, mein Bester.«
    »Und?«
    »Stellen Sie sich vor den Ausgang und sehen Sie zu, daß niemand das Lokal verläßt, der noch nicht bezahlt hat. Ich kenne die Leute. Die warten ja nur auf solche Gelegenheiten.«
    Der Kellner senkte den Kopf und sagte: »Yes, Sir.« Dann nahm er seinen zugewiesenen Platz ein.
    Die Befürchtung des Geschäftsführers erwies sich als voreilig.
    Niemand verließ das Lokal. Die Gäste waren viel zu neugierig.
    Sie standen nur und glotzten, sogar die Frauen. Einige tuschelten auch erregt miteinander, und es war zu vermuten, daß manchem eine Gänsehaut über dem Rücken lief.
    In der Ferne jaulten Sirenen.
    Die Ambulanz war auf dem Weg.
    Schon bald stoppte der Kastenwagen mit kreischenden Bremsen. Die hintere Klappe flog auf, und zwei Männer stiegen aus, die eine Bahre trugen. Sie wühlten sich durch den Ring der Neugierigen, die sich vor dem Lokal versammelt hatten und sich an den Scheiben die Nase platt drückten.
    Ein Arzt folgte den beiden Helfern mit wehendem Kittel. Der Mann hatte neben dem Fahrer gesessen und trug eine Tasche in der rechten Hand.
    Neben der Toten kniete er nieder, holte sein Stethoskop hervor und horchte auf Herztöne.
    Mindestens zwanzig Augenpaare starrten ihn an. Teils sensationslüstern – teils ängstlich.
    Nach einer halben Minute richtete sich der Arzt auf, strich eine graue Haarsträhne aus der Stirn, zuckte mit den Achseln und sagte lakonisch: »Exitus. Wie mir scheint, ist die Frau an einem Herzversagen gestorben. Da kann man nichts mehr machen.«
    Der Arzt gab den beiden Helfern einen Wink, und sie legten die Tote auf die Trage. Mit unbewegten Gesichtern marschierten sie hinaus.
    Der Arzt blickte in die Runde. »Hat jemand den Tod der Frau beobachtet?«
    Der Kellner trat vor. »Ich.«
    »Gut, dann erzählen Sie mal.«
    Der Kellner strich sich über sein blasses Gesicht und berichtete.
    Der Doktor nickte mehrmals und meinte dann: »Ja, das sieht ganz nach einem Herzanfall aus.«
    »Aber sie war doch noch so jung.« Der Kellner rang die Hände.
    »Das hat heute gar nichts mehr zu sagen. Aber etwas anderes, junger Mann, ich muß natürlich der Polizei Meldung erstatten, und dann braucht man Sie als Zeugen. Halten Sie sich also bereit.«
    Der Kellner nickte und schrieb dem Arzt schnell seinen Namen und die Adresse auf.
    Der Weißkittel steckte den Zettel ein, ging hinaus und setzte sich wieder neben den Fahrer.
    Der sah den Arzt an. »Wohin, Sir?«
    Der Doktor blickte durch die Scheibe. Er hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und sagte dann leise: »Fahren Sie zum Leichenschauhaus. Die Tote muß obduziert werden.«
    »War es Mord?«
    Der Arzt gab keine Antwort. Er hockte nach wie vor gedankenverloren auf dem Sitz.
    Von der Bedford Street war es nicht weit bis zur Victoria Street, wo das Gebäude von New Scotland Yard stand. Zu diesem Komplex gehörte
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