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Das Schlangental - Neal Carey 3

Das Schlangental - Neal Carey 3

Titel: Das Schlangental - Neal Carey 3
Autoren: Don Winslow
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Geschwindigkeit schlagen.
    Ich weiß, daß ich dich umbringe, Pferd. Ich weiß, daß ich dich umbringe. Es tut mir leid, aber, verstehst du, wir haben dieses Kind bei uns, du und ich. Wir sind nicht wichtig, und er spürte Midnight noch einmal schneller werden. Es war unglaublich für ihn, das Pferd legte noch ein wenig zu, drängte voran, und sie flogen. Flogen wie wilde, schwitzende, keuchende, prustende, lebende Engel durch den Nachthimmel.
    Und dann konnte Neal die Lichter vor sich sehen, die silbernen Lichter des Sterns. Noch nie zuvor hatte er ein Tier geliebt, und nie hatte er ein Kind geliebt. Jetzt liebte er beide, und sie würden es nicht schaffen. Keiner von ihnen, denn Bill McCurdy war jetzt direkt hinter ihnen. Direkt hinter ihnen, und gleich schon neben ihnen.
    Neal trat Midnight, um das letzte aus ihm herauszuholen, aber das Pferd war klüger. Es ritt einfach nur nach rechts, vor den Verfolger. Bill war ein teuflischer Reiter. Ohne zu verlangsamen, lehnte er sich nach links, nahm sein Pony mit und wollte wieder mit ihnen gleichziehen. Aber Midnight zuckte ebenfalls nach links hinüber und blockierte erneut den Weg. Ewig konnte es jedoch nicht so weitergehen, denn das andere Pferd war jünger, schneller und trug den bei weitem besseren Reiter. Als Bill sein Pferd erneut nach rechts riß, kam er so schnell vorgeschossen, daß sie plötzlich nebeneinander ritten. Sattel an Sattel, die Stiefel berührten sich beinahe, die Pferde auf gleicher Höhe. Neal spürte Bills Hand an seinem Ärmel. Er versuchte, den rechten Zügel zu sich heranzuziehen und wollte das Pferd weglenken. Midnight aber lehnte sich hinein , lehnte sein Gewicht gegen die Schulter des anderen Pferdes, stieß es weg und katapultierte beinahe Bill aus dem Sattel.
    Beinahe auch Neal, aber er schaffte es gerade noch, sich mit seiner linken Hand festzuhalten und weiterzureiten. Dann war Bill wieder da, direkt an Neals Seite, den rechten Fuß schon aus dem Steigbügel gezogen und auf den Sattel gestemmt. Neal sah, daß er sich zum Sprung bereit machte, verflucht. Er wollte springen und dabei Neal mitsamt dem Jungen von dem galoppierenden Pferd reißen, und das Haus der Mills war so nah, so nah! Er konnte das Haus schon sehen, den Zaun. Dann riß Bill auch den linken Fuß aus dem Steigbügel, hielt sich nur noch mit den Zügeln auf dem Rücken seines Pferdes, ein verrückter Cowboy-Blick stand in seinen Augen. Er spannte die Muskeln an, um zu springen und…
    Midnight sprang über den Zaun. Bill glitt vom Pferd und landete auf dem Stacheldraht. Aber als die Kugeln flogen, machte er sich eilig los.
    Midnight schien zu spüren, daß er seine Aufgabe erfüllt hatte und wurde langsamer, als er auf den Hof ritt, auf dem Steve Mills mit seinem Gewehr stand. Das Pferd tat noch zwei Schritte, dann gab sein Herz endgültig auf. Neal schwang sich eine Sekunde, bevor Midnight zu Boden ging und auf die Seite rollte, aus dem Sattel. Neal ging auf die Knie und nahm den Kopf des Pferdes in die Arme. Midnight verdrehte die Augen, hatte Schaum vor dem Maul, die Beine zuckten.
    Zum ersten Mal in der ganzen verdammten Zeit begann Neal zu weinen. Er spürte Steve neben sich stehen.
    »Steve, ich…«
    »Deine Freunde haben mir schon alles erzählt. Ich kümmere mich um dein Pferd. Bring du besser den Jungen rein.«
    Neal taumelte durch die Tür in die Küche. Karen nahm ihm das Päckchen von den Schultern, nahm Cody in ihre Arme. Das letzte, was Neal hörte, bevor er zusammenbrach, war ein einzelner Schuß aus Steves Gewehr.
     
     
13
     
    »Daß es dem Jungen gutgeht, wäre die Übertreibung des Jahres«, sagte Karen Hawley. »Er braucht ein Krankenhaus, eine Tonne Vitamine, ausführliche psychiatrische Behandlung und seine Mutter. Ich habe vor, mit dem Krankenhaus anzufangen. Und zwar gleich.«
    »Wie meinst du das?« fragte Neal. Sie standen in Shellys Schlafzimmer, Karen hatte Cody in Laken gewickelt.
    »Ich meine, daß ich ihn jetzt nach Austin fahre und einen Hubschrauber rufe, damit sie ihn nach Fallon ins Krankenhaus bringen.«
    »Das kannst du nicht«, sagte Neal.
    Karen starrte Neal an. »Du vergißt, daß ich Mißbrauchsbeauftragte von South Lander County bin, und dieses Kind ist mit absoluter Sicherheit mißbraucht worden. Ich nehme ihn in Gewahrsam. Muß ich dich dazu erst verhaften? Prima. Neal Carey, oder wie dein Name auch immer lautet: Du bist verhaftet.«
    »Ich meine, du kannst das nicht, weil das Haus von bewaffneten Männern umstellt
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