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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom
Autoren: Rolf D. Sabel
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Prolog
Tod eines Tyrannen
    Es konnte nicht anders sein, als dass viele Leute Gaius Caligula, der sich zu solchen Verrücktheiten und Verbrechen verstieg, beiseite schaffen wollten. So fassten zwei Männer gemeinsam den Plan zu einem Anschlag und führten ihn aus: die Prätorianertribune Cassius Chaerea und Cornelius Sabinus.
    Es war am 24. Januar des Jahres 41 n. Chr., ungefähr um ein Uhr des Nachmittags, als Gaius Caligula, noch unschlüssig, ob er seinen Platz im Theater verlassen solle, um sich zum Essen zu begeben, sich endlich auf Zureden seiner Freunde hin erhob. In einem Flur, durch den er gehen musste, bereiteten sich eben vornehme Knaben vor, die man aus Kleinasien zu einer Aufführung hatte kommen lassen. Der Kaiser blieb bei ihnen stehen, um ihnen zuzuschauen und sie aufzumuntern.
    Über das Folgende liegen dem Chronisten zwei verschiedene Berichte vor: Der eine erzählt, dass ihn Chaerea während des Gespräches mit den Knaben von hinten mit einem Schwerthieb am Hals schwer verletzt habe. Vorher habe der Kaiser noch gesagt: »Tu es!« Darauf durchbohrte der Tribun Cornelius Sabinus von vorne Caligulas Brust.
    Nach dem anderen Bericht habe Sabinus, nachdem das Dienstpersonal durch mitverschworene Offiziere entfernt worden sei, um die Losung gebeten. Caligula antwortete: »Jupiter«, und Chaerea rief aus: »So sei’s denn erfüllt«, und spaltete dem Kaiser mit dem Schwert das Kinn. Während dieser schmerzverkrümmt am Boden lag und rief, er lebe noch, wurde er von den übrigen Verschworenen durch dreißig Hiebe erledigt. Beim ersten Lärm eilten des Kaisers Sänftenträger mit Stangen zu Hilfe, bald auch die Germanen der Leibwache, doch zu spät! Danach raste die Leibwache plündernd und mordend durch die Räume des Palastes, und wer sich nicht versteckte, fiel ihnen zum Opfer.
    Claudius, der Onkel des Kaisers, hatte sich vor diesen Wirren im Hermaeum versteckt, einem Pavillon. Wenig später schlich er sich,erschreckt durch das Gerücht, der Kaiser sei ermordet, auf eine nahe Terrasse und verbarg sich dort hinter den Türvorhängen.
    Ein zufällig dort vorbeikommender Prätorianer sah seine Füße, wollte wissen, um wen es sich handelt, erkannte ihn und zog ihn aus seinem Versteck. Und als sich Claudius voll Furcht dem Mann vor die Knie warf, begrüßte der ihn als neuen Kaiser. Darauf führte er ihn zu seinen Kameraden. Von ihnen wurde Claudius in ihr Lager getragen, wo er die Nacht verbrachte. Am folgenden Tag, als der Senat noch tagte, aber zu keinem Entschlusse kam, und die Menge einen neuen Herrscher verlangte, duldete es Claudius, dass die in Waffen versammelten Soldaten auf seinen Namen schworen und versprach jedem fünfzehntausend Sesterzen. Er war somit der erste Kaiser, der sich der Treue der Soldaten durch eine Belohnung versicherte. (nach Sueton, »Leben der Cäsaren«)
    Entnommen aus: F.W. Putzgers Historischer Schulatlas zur Alten, Mittleren und Neuen Geschichte. Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1927

I.
Der Auftrag
    November des Jahres 53 n. Chr.
    Schneidend weht der nächtliche Ostwind über den Rhein. Er bringt seit Stunden dichten Eisregen und vermischt sich mit den schnell treibenden Nebelschwaden zu einer undurchdringlichen weißen Wand. Gratus Vitellius lehnt sich an die Zinnen der neu errichteten Stadtmauer und betrachtet gedankenverloren das Naturschauspiel, seine klammen Finger streichen über den frischen Mörtel. Von Osten bläst ihm nicht nur der Eissturm ins Gesicht, aus dieser Richtung droht auch Gefahr. Vor allem der germanische Stamm der Sugambrer ist es, der den römischen Grenztruppen das Leben erschwert. Erst vor vier Tagen wurde eine römische Patrouille in einer Nacht wie dieser von den Germanen niedergemacht. Ebenso schnell und lautlos, wie sie mit ihren kleinen Booten über den Rhein gekommen waren, verschwanden sie wieder. Zurück blieben die geplünderten und entstellten Leichen von zehn Kameraden.
    Gratus seufzt auf und wickelt sich noch tiefer in sein Sagum , doch auch der schwere Soldatenmantel vermag die Kälte nicht abzuhalten, die klamm und feucht an seinen Beinen heraufkriecht. Noch vor drei Monaten hat der Legionär im heißen Wüstenwind der Provinz Judäa Dienst getan. Die Versetzung in die Provincia Germania kam völlig überraschend. Nach dreiundzwanzig Jahren Dienst im Orient hat man ihn jetzt für die letzten zwei Jahre an den Rhein versetzt. Gratus schüttelt den Kopf. Er versteht diese Entscheidung nicht. Eine Begründung hat ihm
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