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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten!«
    »Verstehe ich. Es macht viel mehr Spaß, den Medien nichts zu sagen, wenn man selber was weiß.«
    Bevor Grütke antworten konnte, legte Terz auf. Gemeinsam mit den anderen ging er zu einem Eisladen um die Ecke.
    »Sabine hat das Obduktionsergebnis morgen früh«, sagte Michel Brüning. »Wenn wir einen natürlichen Todesfall haben, war vielleicht jemand dabei. Dann müssen wir diese Person finden.«
    »Oder es war ein Unfall«, meinte Knut Perrell. »Dann suchen wir einen Verursacher.«
    »Was für ein Unfall sollte das sein?«, fragte Sammi.
    »Na, es hat schon Berühmtere gegeben, die ihre Geilheit nicht überlebten. Atemkontrollspiele und so.«
    »Du kennst dich da wohl aus, was?«
    »Besser sich auskennen als gar kein Spaß«, grinste Perrell.
    Sammi ignorierte die Anspielung auf sein allgemein bekanntes und nicht ganz freiwilliges Single-Dasein.
    »Oder es war ein Mord, der wie ein natürlicher Tod aussehen soll«, sprach Terz aus, was jeder von ihnen schon insgeheim erwogen hatte. »Dann suchen wir einen Täter.«
    »Was haben die Nachbarn ergeben?«, wollte Sammi wissen.
    »Ein paar fehlen uns noch. Aber einer will eine Person gesehen haben, die am Abend das Haus verließ«, berichtete Brüning.
    »Wann?«
    »So genau wusste er das nicht. Als es dunkel wurde.«
    »Also etwa gegen zehn, halb elf.«
    »Eher um elf.«
    »Sorius starb gegen Mitternacht?«, versicherte sich Perrell.
    »Plus/minus«, verbesserte Sammi scharf. »Konnte er die Person beschreiben?«
    »Groß, schlank. Sonnenbrille«, erwiderte Brüning.
    »Sonnenbrille. Um die Tageszeit. Mann oder Frau?«
    »Er war nicht sicher.«
    »Fuhr er/sie mit dem Auto weg? Mit einem Taxi? Mensch, muss man dir alles aus der Nase ziehen?«
    »Er/sie ging«, ließ Brüning sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Großartig. Ein geschlechtsloses Wesen mit Sonnenbrille.«
    Terz erzählte von der Haushälterin.
    »Sie kommt jeden Tag bis sieben?«, fragte Sammi nach. Terz bestätigte, und Sammi folgerte: »Die Spurensicherer haben in und um das Bett ein paar lange, hellblonde Haare gefunden. Wenn die Putzfrau am Nachmittag da war – und ordentlich putzte –, stammen die Haare von einer Person, die Sorius danach besuchte.«
    »Wahrscheinlich die Geheimnisvolle mit der Sonnenbrille.«
    »Vielleicht. Was ist mit Sorius’ Geschäftspartner, diesem von Hollfelden?«
    »Ich habe kurz mit ihm telefoniert«, erklärte Brüning. »Er war bei einem Kundentermin. Er schien sehr betroffen, aber gefasst und fragte, ob wir gleich vorbeikommen. Ich sagte, wir kommen morgen.«
    Sammi wirkte, als wolle er die anderen noch einteilen, doch offenbar fiel ihm nicht ein, wofür. Terz kam ihm zuvor und sah demonstrativ auf die Uhr.
    »Dann wünsche ich einen schönen Abend.«
    Sammi öffnete den Mund, aber Terz wandte sich schon ab. Im Weggehen hörte er Sammi: »Und? Lust, noch was trinken zu gehen?«
    »Ich habe schon was vor«, antwortete Maria Lund, der die Frage gegolten hatte. Den Rest der Konversation, falls es einen gab, verschluckten die Motorengeräusche von Terz’ Wagen.
    Als er in der Buchhandlung zu dem Einsatz gerufen worden war, hatte er befürchtet, sich die Nacht mit Zeugen und Verdächtigen um die Ohren schlagen zu müssen. Nun würden es doch Petit Fours und Champagner sein. Er war zu Konsul Meyenbrincks Sommerfest geladen, einem Höhepunkt der hanseatischen Gesellschaft. Einmal im Jahr lud der Geschäftsmann – und Honorarkonsul eines afrikanischen Kleinstaates – alle, die in Hamburg wichtig waren oder die er als wichtig betrachtete, in seine Villa an der Elbchaussee. Obwohl das Fest als unhanseatisch protzig galt und die Klatschpresse eingeladen war, ließen sich in der Stadt der Händler und Geschäftsleute nur wenige die Gelegenheit zum Kontakteknüpfen und -auffrischen entgehen. Konrad Terz hatte früh akzeptiert, dass Erfolg weniger davon abhing, was man konnte, als vielmehr davon, wen man kannte. Er würde sich heute Abend unter die wichtigen Leute mischen. Und vielleicht erfuhr er bei dieser Gelegenheit auch ein wenig über Winfried Sorius, der vielen Anwesenden sicher kein Unbekannter war.
    Sollte sich morgen herausstellen, dass Sorius keines natürlichen Todes gestorben war, hatten sie noch genug zu ermitteln, und das vor allem in einem politischen Minenfeld. Selbst wenn sie nur eine verschreckte Geliebte suchten, der ein Malheur passiert war.
    Vielleicht konnte er auf der Dachterrasse noch ein paar Strahlen
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