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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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schob ihre Locke unter die Kapuze. »Du kontaminierst uns hier sonst alles«, sagte er.
    Es konnte Zufall sein, doch Terz meinte, dass Perrell seinen Finger länger als notwendig dort ließ.
    »Du musst gerade reden«, lachte Lund und zog kurzerhand Perrells Kopfbedeckung tiefer, um einen keck hervorlugenden Haarschopf zu bedecken.
    »Sind wir hier zum Klönen oder zum Ermitteln?«, bellte Samminger.
    Terz sah in die Runde. Seit einem Monat war er Abteilungsleiter. Als solcher führte er selbst keine Ermittlungen mehr, sondern verteilte die Fälle auf seine vier Mitarbeiter, koordinierte und unterstützte sie.
    »Gut. Das hier übernimmt Sammi.«
    Samminger verzog das Gesicht und nickte. Er war vier Jahre älter als Terz und bei der Besetzung des Abteilungsleiterpostens übergangen worden.
    »Dann gehen wir.«
    Im ersten Stock erhaschte Terz Blicke in eine helle Bibliothek, ein voll gestopftes Arbeitszimmer und ein komfortables Bad, bevor sie das karg möblierte Schlafzimmer erreichten. Wie ein Altar thronte das Bett im Zentrum des Raumes, flankiert nur von einer Stehlampe. An der Wand hing ein Bild, auf dem Terz nichts erkannte. Große Fenster und Türen führten zur Gartenseite auf einen Balkon.
    Über die Schlafstatt beugte sich ein weiterer weißer Overall. Die Gerichtsmedizinerin Sabine Krahne richtete sich auf und begrüßte sie mit einem Kopfnicken.
    Der Tote lag auf dem Rücken. Terz erkannte das Gesicht. Jeder, der in der Hamburger Gesellschaft verkehrte oder Konsument von Glamourmagazinen und -kolumnen war, hätte es erkannt. Der stämmige Körper war trainiert, die grauen Haare kurz geschnitten. Der Tote trug nur ein Kleidungsstück – ein Lederhalsband mit Schnalle.
    Terz trat an das Bett. »Interessanter Pyjama.«
    Sabine Krahne verschränkte die Arme. »Das ist …«
    »… Winfried Sorius. Beliebter Gast aller Klatschspalten.«
    »Dann müsstest du ihn ja persönlich kennen«, feixte Sammi.
    »Ich bin ihm ein paarmal begegnet«, gab Terz gelassen zurück. Eine kleine Pause verlieh den folgenden Worten das notwendige Gewicht: »Von ihm stammen die Werbekampagnen für den Bürgermeister.«
    Die Runde stöhnte auf. Jeder von ihnen wusste, was das bedeutete: Ab sofort standen sie unter dem Brennglas von Rathaus, Öffentlichkeit und ihren Vorgesetzten. Aus dem anonymen war ein reicher und nun sogar ein wichtiger Toter geworden. Sie gruppierten sich um das Bett. Der Körper des Toten erinnerte an geäderten Marmor.
    »Da sage noch einer, dass der Tod alle Menschen gleich macht«, sinnierte Terz.
    »Wundert mich, dass noch keiner aus dem Rathaus hier ist«, ätzte Brüning.
    »Der müsste an den Reportern vorbei.«
    Sammi glotzte, statt die Ermittlungen zu leiten. So würde er beruflich nie weiterkommen. Und die Ermittlungen auch nicht.
    »Wie lang ist er schon tot?«, fragte Terz.
    »Etwa seit Mitternacht, plus/minus«, erklärte Krahne.
    »Er lag also die ganze Nacht da?«
    »Wir wissen noch nicht, ob er auch hier starb.«
    In dem Zimmer roch es förmlich nach Sex. Vorsichtig schob Terz seinen Finger zwischen Hals und Band. Tote Haut auf toter Haut, kalt und schlaff.
    »Er ist nicht damit erwürgt worden«, erläuterte Krahne.
    »Wie starb er dann?«
    »Keinerlei Blutungen an den Augen oder im Mundraum, die auf Erdrosseln hindeuten.«
    »So … bekleidet geht keiner schlafen.«
    »Kurz vor seinem Tod hatte er Sex.«
    »Und die andere Person hat sich aus dem Staub gemacht?«
    »Dann suchen wir gar keinen Mörder«, schloss Sammi enttäuscht. Eine Möglichkeit weniger, sich für die nächste Beförderung zu empfehlen.
    Brüning kratzte sich am Kopf. »Nee. Bloß eine, die Schiss bekommen hat. Kann ich verstehen.«
    Noch einmal fuhr Terz mit dem Finger unter das Band. »War der Fotograf schon da?«
    Krahne nickte.
    Terz öffnete die Schnalle, und die beiden Enden fielen schlaff in das Kissen. Er beugte sich über den Hals, dann deutete er auf eine Stelle unter dem Kieferbogen des Toten. »Was ist das?«
    Krahne nahm ihre Halbmondbrille ab und untersuchte die Stelle.
    »Winzige Blutergüsse.«
    »Woher kommen die?«
    »Auf jeden Fall sind es keine Würgemale.«
    Sammi kam dazu. »Ein Knutschfleck?«
    Krahne betastete die Stelle. »Knutschen verursacht keine Schwellung.«
    »An manchen Stellen schon«, bemerkte Sammi mit schmutzigem Grinsen und erntete verächtliche Blicke der beiden Frauen. Erst Terz’ mitleidiger Blick zwang das blöde Grinsen aus seinem Gesicht.
    »Was ist dann die Ursache?«
    »Das
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