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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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einiges mit.«
    »Ich weiß wirklich nicht. Ich hier nur putzen und einkaufen. Wenn Frauen kommen, ich nie da. Ich ziehe nur Haare aus Duschabfluss. Glaub mir, jede Farbe dabei.«
    »Wie oft sind Sie hier?«
    »Jeden Tag drei bis sieben Uhr Nachmittag.«
    »Auch am Wochenende?«
    »Ja.«
    Terz ließ sich ihren Namen und die Adresse geben. Die Putzfrau nahm ihre Handtasche und stand auf. »Dann ich kann also neue Arbeit suchen?«
    »Ich fürchte.«
    Was sie beim Hinausgehen murmelte, klang nicht jugendfrei.
    Die anderen waren noch beschäftigt, also besichtigte Terz das Haus. Die Räume waren so spartanisch wie teuer eingerichtet. Nur ein kleines Zimmer war voll gehängt mit alten Bildern und Stichen jeder Größe, in zwei Biedermeiervitrinen stapelten sich Bücher, weitere neben dem antiken Schreibtisch und um den ehrwürdigen Ohrensessel. Auf dem Tisch lagen Skizzen und Notizen. Terz überflog sie. Strichmännchen liefen, dazu Text. »Hamburg gewinnt«. Wohl für den Bürgermeister. Auf einem anderen Blatt Gläser, volle, leere. »Dem Hanseaten sein Bier«. War das Deutsch? Eine Liste mit Namen: IT -Konzept, TipTop- IT , Complete Computer, EDV in und mehr. Vielleicht eine Namensentwicklung. Eine Telefonliste, Krobat, Villich, andere, kannte er alle nicht. Entwürfe für Logos mit blauen Flügeln, grün-gelben Blüten, orangefarbenen Wellen, noch mehr Bücher über Werbung, Fotografie, Kunst. Auf einem kleinen Fernseher neben dem Schreibtisch tanzten zwei Porzellanhündchen miteinander, unter dem Gerät stand eine Mini-Hi-Fi-Anlage. In den Schreibtischladen fand er eine teure Schreibfeder und vier Armbanduhren, die alt und wertvoll aussahen. Terz legte eine nach der anderen um sein freies Handgelenk. Sie standen ihm ausgezeichnet. Er verstaute sie wieder in ihrer Box. Der Raum schien ebenso wenig verändert oder durchsucht wie die anderen. Sie würden keinen Raubmörder suchen müssen.
    Mit Druck hinter den Augen machte sich seine Müdigkeit bemerkbar. Er holte seinen Schlüsselbund aus der Tasche und ließ sich in dem bequemen Lederstuhl nieder. Die Hand mit den Schlüsseln ließ er locker neben der Armlehne hängen. Nach wenigen Sekunden war er eingeschlafen.
    Er erwachte vom Klimpern der Schlüssel, die auf den Boden gefallen waren. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er nur einige Minuten geschlafen hatte. Genug, um den Rest des Tages fit zu bleiben.
    Die drückende Schwüle hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Sammi war mit der Leiche fertig, die Spurensicherer aus dem Haus. Terz und sein Team sammelten sich in der Eingangshalle und packten die Overalls ein, als sein Handy Burt Bacharach spielte. Das Gespräch kam aus der Zentrale.
    »Ist das der Winfried Sorius, von dem ich fürchte, dass er es ist, bei dem ihr gerade seid?«, wollte eine blecherne Stimme grußlos wissen.
    Terz erkannte sie sofort als jene Jan Grütkes, des Sprechers der Hamburger Polizei. »Wer will das wissen?«
    »Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt, Konrad. Du weißt, was ein Toter wie Sorius bedeutet.«
    »Dass wir ein Verbrechen aufzuklären haben wie jedes andere auch. Wenn es eines war.«
    »Am besten wäre es keines.«
    Das war mehr als deutlich. »Wünschen wir uns alle. Spart Arbeit. Aber ob es eines ist oder nicht, liegt nicht an uns.«
    Grütke räusperte sich. »Natürlich nicht. Aber bis auf weiteres geht kein Wort an die Presse. Außer von mir. Ich werde über alles Neue sofort informiert. Ist schon mit Jost abgesprochen.« Wie viele Subalterne nahe der Macht schöpfte Grütke eine gewisse Genugtuung daraus, seinen obersten Chef, Polizeipräsident Jost Meffen, beim Vornamen nennen zu dürfen. Terz tat das auch, sah es aber weder als Privileg noch trug er es so penetrant zur Schau.
    »Und wenn ich jetzt schon meinen Mund nicht halten konnte?«
    »Hör auf, Konrad! Ich bin Sprecher der Hamburger Polizei.«
    »Beruhige dich«, lachte Terz ins Telefon. »Was hätte ich ihnen denn sagen sollen?«
    Tatsächlich hatte Grütke im vergangenen Jahr alle Medienartikel über Terz gesammelt. Dank der Buchveröffentlichung und der daraus folgenden Bekanntheit waren es einige gewesen. Ihre Anzahl hatte Grütke mit der Menge der Berichte verglichen, die durch seine Pressemeldungen veröffentlicht worden waren. Seitdem versuchte er das Verhältnis umzukehren.
    »Mit den Medien wird prinzipiell nur über mich kommuniziert.«
    »Über deinen Kopf?«
    »Genau! Und wenn … ach!« Grütke begriff. Er schnaubte. »Ich werde über die
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