Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
Vom Netzwerk:
Herumreden stahlen. »Ich muss telefonieren.«
    Dem anderen ging bereits der Atem aus. »Und ich muss mit Ihnen reden.«
    Terz wurde häufig von Wildfremden angesprochen. Sie beklagten sich über Verbrechen, die Polizei oder ihre Nachbarn.
    »Geht es um meine Bücher, wenden Sie sich bitte an den Illau-Verlag. Geht es um ein Verbrechen, wählen Sie den Notruf.«
    Mittlerweile hatten sie den Eingang des Parkhauses erreicht.
    »Bei Ihrem Verlag war ich schon.« Mit eingezogenem Kopf sah er zu Terz auf wie ein Hund, der einen Schlag erwartet. Er gehörte zu jenem Typ, dessen Unsicherheit bei dem Kommissar statt Mitleid Gereiztheit hervorriefen. Eine Gruppe lärmender Geschäftsleute verließ den Lift und drängte Terz’ Verfolger ab. Schnell stieg der Kommissar ein. Durch den schmaler werdenden Spalt der Aufzugtür fing er den Blick des Mannes auf. Enttäuschungen, Ärger und Hoffnungslosigkeit hatten ihre Spuren in dessen Züge gegraben. Widerwillig gab Terz seinem aufsteigenden Mitleid nach. Er drückte die Türöffnertaste, sodass der andere sich zu ihm in die Kabine schieben konnte.
    »Was wollen Sie denn?«
    Mit nervösen Fingern nestelte der Fremde einen Stapel Papiere aus seiner Mappe. Ein Manuskript. Auch diese Kandidaten kannte Terz. Hoffnungsfrohe Sonntagsautoren, die über ihn an einen Verlag kommen wollten. Terz schob die Papiere zurück.
    »Ich bin weder Lektor noch Manager. Schicken Sie Ihr Manuskript an Verlage oder Agenten.«
    »Genau das habe ich getan. Und was ist passiert?«
    Der Lift hielt, mit einem leisen Klingen öffnete sich die Tür.
    »Sie haben eine Ablehnung bekommen. Bleiben Sie dran.«
    »Das tat ich! Und ein Jahr später erschien Ihr Buch!«
    »Von mir sind bereits drei Bücher erschienen. Und jetzt entschuldigen Sie, ich habe einen Einsatz.«
    Terz stieg in den Wagen, setzte das Blaulicht aufs Dach und fuhr los. Im Rückspiegel sah er, dass der Mann noch hinter ihm herlief und mit der Mappe winkte. Terz telefonierte bereits mit seiner Frau:
    »Der Sorius, mit dem du mal Golf gespielt hast, weißt du, wo der wohnt?«

3
    Innocentiastraße, Straße der Unschuld, sehr passend für einen Tatort. Zwei Streifenwagen wachten vor einer Stadtvilla, die Terz sich frühestens nach einem halben Dutzend weiterer Bestseller würde leisten können. Ein paar Journalisten lümmelten vor der Absperrung. Als sie ihn entdeckten, gingen die Blitzlichter los. Einer der Männer, der aussah wie ein kleiner beiger Frosch, stürzte auf Terz zu. »Ah, der Starkommissar!«
    »Fodl, ich dachte, dich treffe ich erst heute Abend.« Reinhard Frenzen, aus unbekannten Gründen von jedermann »Fodl« genannt, berichtete üblicherweise von den Reichen und Schönen der Stadt. Terz zog den Overall aus dem Kofferraum über, nur die Kapuze noch nicht. Kam besser auf den Fotos.
    »Wunderbare Schlagzeile: Promikommissar untersucht Promimord«, rief Fodl. Blitzblitzblitz.
    »Leute, ich weiß noch nicht einmal, ob es Mord war. Und vor Redaktionsschluss werde ich euch nicht mehr sagen können.«
    Terz stieg über die Absperrung, grüßte den Uniformierten und betrat das Haus. Gleißendes Licht strahlte durch das Dachfenster in die Eingangshalle und löste die Konturen zweier Figuren in weißen Overalls fast auf. Terz musste an einen Science-Fiction-Film denken, während er die Latexhandschuhe überzog.
    »Schönen Tag«, grüßte er die Kollegen.
    Maria Lunds helle Stimme erwiderte seinen Gruß freundlich. Die Jüngste seines Teams war seit zwei Jahren dabei. Ihre Figur konnte selbst der Overall nicht verunstalten, blonde Locken ringelten sich unter der Kapuze hervor. Erwin Samminger dagegen wirkte noch roher, sobald seine zentimeterkurz geschnittenen Haare verdeckt waren.
    »Sehr schöner Tag«, blaffte er und zeigte mit dem Daumen hoch. »Vor allem für den da oben.«
    »Du lebst ja noch, Sammi.«
    »Aber in was für einer Welt …«
    »Jammer nicht, mach sie besser. Wo ist der Viersiebzehner?«
    »Schon weg«, sagte Lund.
    »Und Michel und Knut?«
    Die Frage wurde von einer kehligen Stimme in seinem Rücken beantwortet.
    »Zu Diensten.« Brüning, der Älteste in Terz’ Truppe, wackelte wie eine überstopfte Weißwurst mit Bart auf sie zu. Knut Perrell hinter ihm war einen guten Kopf größer, und sein Overall spannte um Brust und Schultern. In seinem Gesicht strahlte fast immer gute Laune, selbst an einem Tatort zuckte der rotblonde Schnurrbart lustig.
    Er begrüßte alle mit einem Lächeln, stellte sich vor Maria Lund und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher