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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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ihr allerdings zu lang. Ein typischer Frederik-Name. Manieriert, übertrieben, unpraktisch. Deshalb kürzte sie ihn ab. Der Katze war es egal, solange sie zu fressen bekam. Darum liebte man Tiere. So einfach war das. Und so enttäuschend.
    »Schau, was ich für dich habe.« Sie schwenkte das Plastiksäckchen mit den Hühnerherzen.
    Petzold schleuderte die Schuhe von den Füßen und trug die Katze in die schmale Küche. Zeitung und Post warf sie auf den kleinen Tisch. Sie füllte die Näpfe mit Wasser und dem frischen Fleisch. Durch das hohe Altbaufenster fiel schräges Morgenlicht. Pis Fell leuchtete noch röter als sonst. Gierig versenkte sie ihr Gesicht im Futter.
    Nach einer langen Dusche presste Petzold einen Saft aus den frischen Früchten und sackte auf einem der zwei alten Holzstühle zusammen. Pi hatte es sich inzwischen auf der Fensterbank in der Sonne bequem gemacht. Als Petzold eingetreten war, hatte sie nur kurz den Kopf gehoben, ohne die genussvoll zusammengekniffenen Augen zu öffnen, sich gerekelt und wieder eingerollt. Petzold trank einen Schluck und starrte gedankenverloren an der Katze vorbei aus dem Fenster. Das Laub eines Ahornbaums im Hof zitterte in der beginnenden Hitze.
    So lange wie möglich hatte sie diesen Moment hinausgeschoben. Kaum saß sie still, tauchten die Bilder der vergangenen Nacht auf. Der zerschlitzte Brustkorb des Mannes. Das obszöne Eigenleben der blutigen Spalten bei jedem seiner Atemzüge. Vergeblich versuchte Petzold, sie zu verscheuchen. Sie hatte sich an das Adrenalin gewöhnt, das bei Einsätzen jedes Mal aufs Neue in ihren Adern glühte. Vielleicht brauchte sie es sogar. Das gestand sie sich aber nur selten ein.
    Es half ihr. In Stresssituationen schaltete es das Denken aus. Sie funktionierte dann wie ein Roboter. Tat, was sie tun musste. Womit sie immer noch kämpfte, war das Gefühl danach. Sobald die erste Anspannung vergangen war. Wenn sie sich in das Opfer hineinversetzte.
    In der Zeitung konnte von ihrem nächtlichen Fall noch nichts stehen, weil sie nur eine Abendausgabe herausbrachte. Auf dem Wohnzimmersofa öffnete Petzold den Laptop. In der Onlineausgabe des größten Boulevardblatts fand sie eine kurze Notiz. Der nächtliche Reporter am Tatort war also von dort gekommen. Sonst nirgends eine Erwähnung.
    Petzold streckte sich auf dem Sofa aus und schloss kurz die Augen. Dass Pi ins Zimmer schlich und sich an ihre Seite kuschelte, baute sie bereits in ihre Träume ein.
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