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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Sie wollen, dass ich in die Politik gehe?«
    Gelächter füllte den Raum.
    »Die Täter sind tot. Was –«
    Ein Arzt trat in das Zimmer.
    »Meine Damen und Herren, bitte gehen Sie jetzt. Herr Terz braucht Ruhe.«
    Mit sanfter Gewalt schoben der Arzt und ein paar Schwestern den Journalistenpulk hinaus, Meffen schüttelte ihm ein letztes Mal die Hand. Von Suspendierung war natürlich keine Rede mehr. Vor der Öffentlichkeit feierte Hamburgs oberster Gesetzeshüter seinen besten Mann und hoffte, dass ein wenig von dessen Glanz auf ihn abstrahlte.
    Der Arzt fühlte Terz’ Puls und nickte zufrieden.
    »Morgen können Sie raus.«
    Höchste Zeit. Seit zwei Wochen versauerte er in diesem Bett. Die ersten Tage hatte er nur im Dämmerschlaf wahrgenommen.
    Elena war unverletzt geblieben. Die Ärzte hatten sie für zwei Nächte zur Beobachtung dabehalten. Dann war sie nach Hause zu den Kindern zurückgekehrt.
    Sobald er einigermaßen ansprechbar gewesen war, gaben sich Ermittler und Journalisten, Familienmitglieder, Freunde und Gratulanten die Klinke in die Hand. Eine war Amelie Kantau gewesen.
    »Mein Mann und ich lassen uns scheiden.« Sie blickte Terz vielsagend an. »Ich ließ ihn und Elisa Beiert beobachten. Danach wurde er sehr versöhnlich. Er überlässt mir eine Villa in Blankenese und ein paar Millionen. Danke.«
    Auch Fodl hatte ihn besucht. Terz schwankte zwischen Mitleid und Schadenfreude.
    »Du hättest mich fast umgebracht, als du die Verbrecher auf mich aufmerksam gemacht hast«, warf er Terz vor. In seinem Gesicht klebten noch zwei kleine Pflaster.
    »Andernfalls hätte Scaffo zugeschlagen.«
    »Du warst sauer wegen der Enthüllungen und wolltest es mir heimzahlen!«
    »Das hätte ich einfacher haben können.«
    »Die Narben bleiben mir ein Leben lang.« Er lachte. »Aber die Frauen lieben es!«
    Was für Frauen kannte der? Außerdem waren bestenfalls ein paar Kratzer zu sehen.
    Sogar von Kantusse kam eine Karte. Sie zeigte einen österreichischen See und trug neben seiner auch die Unterschrift einer Frau. Gut für Kantusse. Er hatte in der Zeitung von den Vorfällen gelesen.
    In einer stillen Stunde signierte Terz die Bücher jener, die in der Autogrammstunde leer ausgegangen waren. Sein Verleger Fred Illau hatte sie persönlich vorbeigebracht.
    »Hast du gewusst«, fragte Terz ihn bei der Gelegenheit, »dass dieser Sandel seine Idee auch dir zugeschickt hatte? Du hast dich seinerzeit sehr konstruktiv in die Entwicklung meines ersten Manuskripts eingebracht.«
    »Aber die Grundidee war doch von dir«, hatte Illau eingewendet.
    »War sie nicht.«
    Der Arzt ließ neuen Besuch herein. Wie üblich trug Sammi den Krawattenknoten zu groß. »Kann ich allein mit dem Kommissar sprechen?«
    Sammi blieb am Fußende des Bettes stehen. Lange sahen sie sich schweigend an.
    »Das hast du toll hinbekommen«, sagte sein Besucher endlich. »Mehrere Polizisten können bezeugen, dass Ramscheidt und Scaffo dich umbringen und dir alle Morde unterjubeln wollten. Dank Fodl haben die Medien sogar Bilder. Und die lügen ja bekanntlich nicht. Jetzt glaubt jeder, dass die beiden alle Morde begangen und die Spuren gefälscht haben.«
    Weich schmiegte sich das Kissen um Terz’ Rücken. »Nur du nicht.«
    »Nein.«
    »Hast du Beweise? Zeugen?«
    Ein spöttischer Lachversuch Sammis endete in heiserem Krächzen. »Zeugen! Wittpohl sagt kein Wort, um sich nicht zu belasten. Ramscheidt und Scaffo können nichts mehr sagen.«
    »Ich habe sie nicht getötet.«
    Sammi versteinerte, wollte losschreien, hielt sich zurück. Scaffo war von zwei Bereitschaftspolizisten tödlich getroffen worden. Terz’ Schuss über Ramscheidts Kopf war von den Polizisten als Angriff Ramscheidts interpretiert worden. Zum Denken war keine Zeit geblieben, nur zum Handeln. Projektile aus den Waffen von Maria Lund, Sammi und einem Bereitschaftspolizisten hatten Ramscheidt in Arm, Bein und Brust getroffen. Das erste hatte eine Schlagader so unglücklich getroffen, dass er noch am Tatort verblutet war. Aber auch die beiden anderen Verletzungen hätte er wahrscheinlich nicht lange überlebt. Die Kollegen hatten auf Nummer sicher gehen müssen. Terz hatte erst später davon erfahren. Wie von allem anderen.
    Nach Ramscheidts und Scaffos Tod, Fodls Bildern und dem gefälschten »Abschiedsbrief«, der bei Ramscheidt gefunden worden war, gab es keinen Zweifel mehr. Die Ermittler gingen jetzt davon aus, dass der ehemalige Fremdenlegionär und Söldner Scaffo der Mörder von
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