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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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in dem ich mein Abendessen eingenommen habe. Ist es wirklich vor meiner Tür passiert?«
    Daran hatte Petzold auch schon gedacht. Natürlich konnten der oder die Täter den Verletzten hier nur abgeladen haben. Das würde erklären, dass niemand die Tat bemerkt und die Polizei um Hilfe gerufen hatte.
    »Wir wissen es noch nicht. Wohnt sonst noch jemand in diesem Haus?«
    »Nein. Tagsüber kommt eine Haushälterin. Aber sie geht um sieben Uhr, nachdem sie gekocht hat, auch gestern. Hoffentlich wird der Mann in ein ordentliches Krankenhaus gebracht. Weiß man denn, wer er ist?«
    »Noch nicht. Er war vollständig nackt, ohne Papiere.«
    »Das ist mir gar nicht so aufgefallen, unter all dem Blut. Nur, dass er nicht von hier kommt. Er muss Afrikaner oder Araber sein, so wie er aussah. Vielleicht wollte er ja zu unseren neuen Nachbarn.« Petzold musste ihn gar nicht fragen, um mehr zu erfahren. »Sie werden im Rahmen Ihrer Ermittlungen ohnehin bald selber darauf kommen. Direkt gegenüber ist vor einigen Monaten ein syrischer Geschäftsmann eingezogen. Bei ihm verkehren häufiger Menschen aus diesen Weltgegenden.«
    Ja, die bösen Nachbarn. Und noch dazu, wenn sie aus dem Ausland kamen und Geld hatten, womöglich aus dunklen Kanälen. Der Grat zwischen Hinweis und Verleumdung war schmal. Das machte ihre Arbeit nicht einfacher.
    »Danke, dass Sie uns darauf hinweisen.«
    »Insel der Seligen« hatte ein Papst lange vor Lia Petzolds Geburt Österreich einmal genannt, wofür ihn die Bewohner des Landes liebten. Und sich selbst noch mehr. Doch immer mehr Fremde ließen sich auf dieser Insel nieder, und das verstörte viele Ureinwohner.
    Petzold sah noch einmal durch die Halle, mehr um ihre Gedanken schweifen zu lassen als aus Neugier, und reichte Köstner eine Visitenkarte. »Falls Sie noch etwas sehen oder hören sollten, man weiß ja nie. Danke für Ihr Engagement.«
    Zurück auf der Straße entdeckte sie sofort das neue Auto. Ein großer BMW blockierte neben den drei verbliebenen Einsatzwagen die Fahrbahn. Auch ein Journalist blitzte mittlerweile mit seiner Kamera herum. Chefinspektor Pribil unterhielt sich mit zwei Männern in Zivil.
    An dem einen schien Petzold alles kantig, vom militärischen Haarschnitt über die rahmenlose Brille bis zu den Entenschnabelschuhen. Der zweite war ein schwergewichtiger Vollbartträger mit offenem Leinengilet über einem Blumenhemd, der die fünfzig bereits überschritten haben musste.
    »Die Kollegen vom BVT : Herr Doktor Krischintzky und Magister Bohutsch.«
    Der kantige Krischintzky gehörte zu den Händezerdrückern. Bohutschs Griff dagegen wirkte, als hätte Petzold in Pudding gegriffen.
    »Gut, dass Sie uns gerufen haben«, erklärte Krischintzky.
    Ich war das nicht, dachte Petzold.
    »Wir haben in den letzten Wochen verschiedentlich Hinweise bekommen, dass etwas im Busch sein könnte. Offenbar sind das jetzt die Vorboten.«
    »Aber wer soll dem Mann denn dieses Wort in die Brust geschnitten haben?«, fragte Petzold. »Ein Terrorist vielleicht? Weshalb?«
    »Sie sind zu jung, um sich zu erinnern«, sagte der Ältere. »Auch Wien hat Terror schon erlebt. Denken Sie an das OPEC -Drama 1975. Oder an die Attentate, bei denen Stadtrat Nittel und zwei Besucher der Synagoge ermordet wurden.«
    »Davon habe ich tatsächlich noch keine Falten bekommen«, erwiderte sie mit einem Blick in Bohutschs zerfurchtes Gesicht, für dessen Zustand sie eher Alkohol als Sorgen verantwortlich machte. »Persönlich habe ich bisher nur österreichische Terroristen erlebt. Franz Fuchs mit seinen Brief- und anderen Bomben und junge Landsleute, die islamistische Drohungen im Internet verbreiten.«
    Verärgert setzte Bohutsch zu einer Antwort an, als der Streifenpolizist von seiner Befragung aus dem gegenüberliegenden Haus zurückkehrte.
    »Wie war es bei den Syrern?«, fragte ihn Petzold.
    »Sie wissen es schon?«
    »Mein Kandidat war gesprächig«, erklärte sie. »Und er mag seine neuen Nachbarn offenbar nicht.«
    »Syrer?«, hakte Krischintzky misstrauisch nach.
    »Ein fetter, höflicher Mann mit zwei Söhnen um die zwanzig. Und zwei Leibwächtern für jeden. Die halten sich aber dezent im Hintergrund oder geben sich als Hausangestellte aus.«
    »Und Sie sind da einfach hinein und haben mit ihnen geplaudert?«, fragte Bohutsch betont ungläubig.
    Was sollte das denn jetzt?
    »Ich habe ihn geschickt«, erklärte Petzold. »Anrainerbefragung. Routine.«
    »Gegenüber von ihrem Haus hat man einen Schwerverletzen
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