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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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kann ich morgen nach der Obduktion sagen.«
    »Wer hat ihn gefunden?« Terz drehte sich zu Samminger. »Entschuldige. Dein Fall, Sammi.«
    »Eine Mitarbeiterin des Toten«, sagte Krahne. »Sie liegt unten auf einem Sofa. Ist umgekippt. Eine Beamtin ist bei ihr.«
    Weil Ermittlungsleiter Sammi zu lange nachdachte, teilte Terz ein: »Sammi leitet die Ermittlungen, kümmert sich also um die Spuren an der Leiche. Michel, Maria und Knut besuchen die Nachbarn.«
    »Mein Fall«, erinnerte Sammi mit schmalen Lippen. »Aber ich muss mich ohnehin erst mal um den da kümmern. Vielleicht kann mir Maria helfen.«
    Auch wenn er Sammi die Führung der Ermittlung übertragen hatte, konnte er diesen Widerspruch gegen seine Anordnung nicht dulden.
    »Das kannst du allein. Maria habe ich jetzt schon für die Nachbarn eingeteilt. Ich befrage die Frau, die ihn gefunden hat.«
    Sammi wollte etwas erwidern, ließ es dann aber. Er begann, die Klebestreifen auszupacken, mit denen er noch die kleinste Faser oder Haarschuppe sichern konnte. Terz und die anderen würdigte er keines Blickes mehr.
    So ist das, dachte Terz, der Zauderer bekommt die Leichen, der Chef die Frauen.
    Die sehr blonde junge Frau wirkte auf dem riesigen Sofa im Wohnzimmer ziemlich verloren, obwohl sich eine Polizistin mit ihr unterhielt. Zwischen den schmalen Fingern zitterte eine Zigarette.
    »Das ist Andrea Fann«, stellte die Beamtin vor.
    Fann sah ihn mit Rehaugen an und inhalierte einen Zug.
    Terz stellte sich vor und fragte: »Wie geht es Ihnen?«
    »Geht schon«, antwortete sie mit dünner Stimme. Rauch quoll aus ihrem Mund.
    »Sie haben ihn gefunden?«
    Die Frau nickte.
    »Wie kam es dazu?«
    Ihre Stimme zitterte. »Herr von Hollfelden hat mich geschickt.«
    Terz blieb geduldig. Eine Leiche findet man nicht jeden Tag. »Das ist wer?«
    »Das – das ist unser Chef. Ich meine, er war Wins – äh – der Partner von Herrn Sorius.«
    »Und weshalb hat Herr von Hollfelden Sie geschickt?«
    Sie saugte an ihrem Glimmstängel. »Herr Sorius war zu einem wichtigen Termin nicht erschienen.«
    »Wie sind Sie denn ins Haus gekommen?«
    Wasser stieg in ihre großen Augen. »Herr von Hollfelden gab mir doch einen Schlüssel. Als ich Win – ich meine – Sie wissen schon, als ich ihn fand, rief ich sofort die Polizei.«
    »Herr von Hollfelden hatte einen Schlüssel zu diesem Haus?«
    »Er – ich weiß nicht. Ja. Er gab ihn mir ja.«
    »Sie wissen nicht, woher er ihn hatte?«
    »N-nein.«
    Aus der Empfangshalle hörte Terz eine aufgebrachte Frauenstimme.
    »Wissen Sie von irgendwelchen Schwierigkeiten, die Herr Sorius hatte?«
    Ihre Bambiaugen weiteten sich. »Ich bin doch nur Praktikantin!«
    Die Stimmen näherten sich. Ein uniformierter Beamter erschien in der Tür.
    »Da draußen ist so eine Ausländerin, die behauptet, hier zu arbeiten.«
    »Und wäre sie Deutsche, würden Sie ihr das sogar glauben.«
    Der Mann hatte Terz’ Ton bemerkt und zögerte mit der Antwort. »Ich … äh, das habe ich nicht gesagt …«
    »Schicken Sie sie schon herein!«
    Sichtlich widerstrebend begleitete der Mann eine Frau mittleren Alters in den Raum, die mit entschiedenen Schritten auf ihn zumarschierte. Ihre resolute Erscheinung stand im Kontrast zu ihrer gläsernen Stimme. Sie sprach mit einem osteuropäischen Akzent, den Terz nicht genau einordnen konnte.
    »Ah, Sie Kommissar Herz von Zeitung.«
    »Terz. Von der Polizei.«
    »’tschuldige, ich merke Gesichter, nicht Namen. Sagen Sie mir, dass nicht wahr ist. Herr Sorius wirklich tot?«
    Da Terz das Verhältnis nicht kannte, in dem die Dame zu Sorius gestanden hatte, legte er ein wenig Mitgefühl in seine Stimme. »Ja.«
    Sie fiel schwer in einen der Polsterstühle. »Na großartig. Der Arbeit also weg.«
    Andrea Fann hatte sich erhoben. »Kann … kann ich gehen?«
    Terz nickte, ließ sie von der Polizistin hinausbringen und widmete sich der anderen Frau.
    »Und wer sind Sie?«
    »Ich habe Haushalt gemacht.«
    »Dann können Sie mir sicher einiges über ihn erzählen.«
    »Wie ist er … ich meine … warum Polizei?«
    »Wissen wir noch nicht. Hatte Herr Sorius Verwandte?«
    »Ich keine kenne.«
    »Eine Frau, Kinder?«
    »Eine Frau, ha! Man nicht soll schlecht reden von Toten. Nein, keine Frau. Freundinnen. Viele!«
    Die Tatsache war Terz aus den Klatschspalten hinlänglich bekannt.
    »Kennen Sie Namen?«
    »Er sie mir nicht vorstellen. Und ich nicht fragen.«
    »Aber wenn man in einem Haushalt arbeitet, bekommt man doch
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