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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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einen Bussibussi-Empfang herrichten. Guten Abend.«
    Sandel stemmte sich dagegen. »Sie schieben mich nicht ab! Jetzt und hier machen wir einen Vertrag, in dem wir meinen Anteil festlegen!«
    »Wenn Sie eine höfliche Aufforderung nicht begreifen«, Terz fasste Sandel mit hartem Griff am Oberarm, »dann muss ich mich verständlich machen.«
    »Lass mich los!«
    Terz packte fester zu und zwang Sandel Richtung Flur. Sandel ließ das leere Glas fallen, und die Splitter verteilten sich über den Wohnzimmerboden. Seine Zunge schlingerte.
    »Loslassen! So wirst du mich nicht los!«
    Er schlug mit der Flasche zu.
    Terz wich aus. Die Flasche glitt Sandel aus der Hand. Mit einem dumpfen Ton landete sie auf dem Boden, ohne zu zerbrechen. Der Angriff hatte Terz zornig gemacht. Er drückte Sandels Arm, dass dieser aufschrie.
    »Ah! Fass mich nicht an!«
    Ein stechender Schmerz schoss durch Terz’ Schienbein, als es von Sandels Fuß getroffen wurde. Wütend stieß er den Mann zurück. Sandel wankte ein paar Schritte nach hinten. Bevor er begriff, dass sich unter einem seiner Füße die Flasche wegdrehte, stürzte er bereits. Einen Augenblick schien er mit rudernden Armen in der Zeit festgefroren.
    Knirschend traf sein Kopf die Steinskulptur auf dem Sofatisch. Der Mantel dämpfte das polternde Aufschlagen am Boden. Leise kollerte die Flasche über das Parkett, bis sie gegen Terz’ Fußspitzen stieß.

4
    Die Abendsonne blendete in den Raum, Millionen heißer Finger schienen Terz zu betasten. Sandels Augen stierten ins Leere. Terz hatte genug Tote gesehen, um zu wissen, was vor ihm lag. Zwei Leichen waren entschieden zu viel für einen Tag.
    Vor allem, wenn eine davon in seinem eigenen Wohnzimmer lag.
    Trotzdem kniete er instinktiv nieder und suchte an Sandels Halsschlagader den Puls.
    In ein paar Minuten kamen die Kinder!
    »Das hast du absichtlich gemacht«, murmelte Terz, als könnte er Sandel damit zum Aufstehen provozieren. Reflexartig zog er Sandels Mantelkragen unter dessen Kopf, damit nicht zu viel Blut auf das Parkett lief.
    Er musste die Kollegen rufen. Es war ein Unfall gewesen. Mit hastigen Schritten eilte er zum Telefon. Sandel hatte Recht mit der Medienlust an der Geschichte. Und nun würde auch noch ein Toter mitspielen. Wut stieg in ihm hoch, auf Sandel, auf sich.
    Er griff zu dem Schnurlostelefon, das neben seinem Handy auf dem Sofatisch lag. Da klingelte das Gerät. Überrascht zuckte Terz zurück. Beim zweiten Mal meldete er sich.
    Die Stimme im Hörer kam ihm bekannt vor.
    »Er wird seine Gründe haben.«
    Es war seine eigene.
    »Natürlich! Sie haben mein Buch gestohlen! Sie haben ein Vermögen damit gemacht! Davon will ich meinen Teil!«
    Sandel! Entsetzt starrte er auf die Leiche neben seinem Sofatisch. Ein Anruf aus dem Reich der Toten!
    »Sie sind ein Dieb! Ein Betrüger! Sie, ein Mann des Gesetzes!«
    Er hörte sich mit Elena telefonieren. Mein Gott, sie konnte jeden Moment mit den Kindern und seiner Mutter hereinplatzen!
    »Ha! Der Kommissar, der Starkommissar als Dieb! Das werden Schlagzeilen!«
    Noch immer war sein Blick an den toten Sandel gefesselt. Jemand hatte ihr Gespräch aufgezeichnet und spielte es nun ab. In der Wohnung gab es eine Wanze. Wer hörte ihn ab? Warum?
    »Die Medien werden sich auf Sie stürzen wie die Geier! Niemand wird Ihre Bücher mehr kaufen!«
    Die Tonqualität war nicht besonders gut. Doch die Stimmen waren deutlich zu erkennen. Der Gesprächston wurde schärfer.
    »Lass mich los! Loslassen! So wirst du mich nicht los! Ah! Fass mich nicht an!«
    Rumpeln, Stille.
    Unverändert lag Sandel da und glotzte aus stumpfen Augen an die Decke.
    »Sie wollten doch nicht Ihre Kollegen rufen?«
    Diese Stimme war neu. Der Mann musste Terz sehen.
    Er fuhr herum und suchte fieberhaft die Fenster der gegenüberliegenden Häuser ab. Der Schatten des frühen Abends machte sie zu blinden Löchern. Einen Sekundenbruchteil lang meinte er, im vierten Stock eines Gebäudes eine Silhouette zu erkennen. Die Figur verschwand und tauchte nicht mehr auf.
    »Was werden die Kollegen denken?«
    »Wer ist da? Wer sind Sie?« Auch auf den Dächern entdeckte er niemanden.
    »In der Wohnung ihres geliebten Kollegen und Bestsellerautors finden die Herren Kommissare eine Leiche mit einem Manuskript, das den Büchern des Kollegen verdammt ähnelt. Was werden sie erst denken, wenn sie erfahren, dass der Tote seinen Anteil wollte und es zu einem Streit kam?«
    Terz meinte ein Klicken zu hören.
    »Lass mich los!
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