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Das Prinzip Terz

Das Prinzip Terz

Titel: Das Prinzip Terz
Autoren: Marcus Rafelsberger
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Polstersessel um einen Glastisch mit einer kopfgroßen Steinskulptur, die Elena von einem befreundeten Künstler geschenkt bekommen hatte.
    »Von den Tantiemen könnte ich jetzt hier wohnen«, blaffte Sandel.
    Terz antwortete nicht und las weiter. Das Exposé ähnelte seinem ersten Buch deutlich. Den Titel hatte es vom dritten.
    Die Idee zu seinem ersten Sicherheitsratgeber war aus einer Laune entstanden. Auf einer Party hatte Terz seinen späteren Verleger Fred Illau kennen gelernt. Sie hatten über das wachsende Sicherheitsbedürfnis der Menschen gesprochen. Illau hatte Terz gefragt, ob er nicht einen Ratgeber zu dem Thema schreiben wollte. Die Ratgeberliteratur boomte, erklärte Illau und entwarf mit Terz spontan ein Konzept für das Büchlein. Eins gab das andere, man traf sich öfter, Illau und Terz entwickelten Struktur und Inhalte, wobei der Verleger dabei offensichtlich routinierter vorging und sich bereits einige Gedanken gemacht zu haben schien. Ein Ghostwriter brachte Terz’ anfangs ungelenke Schreibe in Form, und nach kaum einem Jahr hatten sie das Buch am Markt. Seither war es über zweihundertfünfzigtausendmal verkauft worden.
    Terz erinnerte sich an einen Satz Illaus zu Beginn des Projekts: »Ich brauche nicht nur ein gutes Buch, sondern auch einen Autor, den ich vermarkten kann. Gut aussehend, charmant, gewinnend, so jemanden wie dich, Konrad.« Nicht jemanden wie Sandel.
    »Sie brauchen gar nicht zu erwägen, dass es sich um eine Fälschung handelt. Ich habe den Text bereits Mitte der neunziger Jahre geschrieben. Und ich kann es beweisen. Übrigens könnte ich etwas zu trinken gebrauchen«, sagte Sandel.
    »Ach, wo bleiben meine Manieren«, spöttelte Terz. Er holte Mineralwasser und zwei Gläser aus der Küche.
    »Ich meinte, etwas zu trinken«, betonte Sandel.
    Terz unterließ es, den Begriffsstutzigen zu spielen und Sandel damit zu provozieren. Wozu hatten sie »Deeskalation« gelernt. Er brachte eine angebrochene Weißweinflasche aus dem Kühlschrank. Sandel riss sie ihm fast aus der Hand und schenkte sich ein.
    »Ich habe den Text auch an mich selbst geschickt. Das Kuvert ist bis heute verschlossen. Der Poststempel ist der Beweis.«
    Terz gab ihm die Blätter zurück. Er hatte Fred Illau als geschickten Geschäftsmann kennen gelernt, aber ein Ideendieb? »Wenden Sie sich an meinen Verleger.«
    »Da war ich schon. Er empfängt mich nicht einmal.«
    »Er wird seine Gründe haben.«
    »Natürlich! Sie haben mein Buch gestohlen! Sie haben ein Vermögen damit gemacht! Davon will ich meinen Teil!«
    »Jetzt vergreifen Sie sich im Ton.«
    »Sie sind ein Dieb! Ein Betrüger! Sie, ein Mann des Gesetzes! Warum sind Sie überhaupt bei der Polizei?«
    Vielleicht, weil er sichergehen wollte, dass er auf der Seite der Guten war. Irgendwann vergisst man den Grund.
    Auf dem Sofatisch begann Terz’ Handy »I say a little Prayer« zu spielen. Er erkannte Elenas Nummer auf dem Display und nahm das Gespräch an. Seine Frau telefonierte aus dem Wagen. Die Frage der Fragen: Wo bist du gerade? Sie war mit den Kindern und seiner Mutter unterwegs nach Hause. Zwanzig Minuten noch.
    »Sie müssen jetzt gehen«, sagte er zu Sandel, der sich nachschenkte. »Vergessen Sie die Sache. Sie kommen damit nicht durch.«
    »Sie geben es also zu!«
    »Gar nichts gebe ich zu.«
    »Dann soll das Ganze ein Zufall sein?«
    »Zufälle, mein Freund, sind die Würze des Alltags.«
    Sandel stürzte den Inhalt des Glases hinunter. »Ha! Der Kommissar, der Starkommissar als Dieb! Das werden Schlagzeilen!«
    »Sie dürfen gehen.«
    Sandel gestikulierte mit der leeren Flasche. »Die Medien werden sich auf Sie stürzen wie die Geier! Niemand wird Ihre Bücher mehr kaufen!«
    »Oder noch mehr. Tolle Publicity.«
    »Ihre schicke Wohnung können Sie vergessen, wenn die Tantiemen nicht mehr sprudeln, die teuren Urlaube, der Schmuck für Ihre Frau, jaja, ich lese Zeitungen, besonders die Gesellschaftsseiten, der Herr Starkommissar ist ja ein gern gesehener Gast.« Er ließ sich von Terz nicht unterbrechen. »Ich bin neugierig, wie Ihre feinen Freunde Sie plötzlich empfangen werden. Nix mehr Bussibussi. Darf man als Dieb eigentlich noch bei der Polizei arbeiten?«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    Sandels Grinsen legte schlechte Zähne frei. »Jetzt fängt er plötzlich an zu weinen, der Kleine. Pardon«, er prostete mit dem leeren Glas Terz zu, »der große Starkommissar und Bestsellerautor.«
    Terz schob ihn sachte im Rücken. »Ich muss mich für
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