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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich
Autoren: Jason Dark
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Vierundzwanzig Stunden später!
    Ein Tag war vergangen und die Hälfte der Nacht. Der Mond stand am Himmel. Sein Licht überdeckte nicht nur den wüstenartigen öden Landstrich nördlich der Stadt, es fiel auch auf die Gebäude, die sich hinter dem runden Schutzwall terrassenförmig in die Höhe schoben und vom Palast des Kalifen überragt wurden.
    Normalerweise waren um die Zeit die Tore geschlossen. Jetzt aber standen sie offen, um die zahlreichen Zuschauer aus der Stadt zu lassen, damit die Menschen der Hinrichtung beiwohnen konnten.
    Es war schon etwas Besonderes, das der Kalif da befohlen hatte. Selbst die Alten konnten sich nicht mehr daran erinnern, wann zuletzt jemand bei lebendigem Leibe begraben worden war. Sie wußten nur, daß der Kalif es von den Ägyptern übernommen hatte, dort war es üblich gewesen, Menschen bei lebendigem Leibe einzumauern.
    Man mußte seine Feinde schon sehr hassen, um diese Strafe aussprechen zu können, und der Kalif haßte die drei Zauberer, die er selbst an seinen Hof gerufen hatte, die ihm aber zu mächtig geworden waren.
    Dafür sollten sie jetzt mit dem Leben bezahlen!
    Es gab immer wieder Situationen, in denen der Kalif seine Macht beweisen wollte.
    Und als er durch das Stadttor in seiner Sänfte getragen wurde, standen die Menschen mit Fackeln in den Händen Spalier.
    Die Sänfte wurde von Negersklaven aus dem Süden getragen. Es waren starke Männer, deren Körper mit Fett eingerieben worden waren.
    Der Kalif hatte die Vorhänge zur Seite geschoben. Hin und wieder schaute er seine Untertanen an, die, wenn sie die Blicke auf sich gerichtet sahen, ihre Köpfe senkten und zu Boden schauten, weil der Kalif auf Demut bestand. Widerspruch duldete er ohnehin nicht.
    Der Weg führte ihn zum Steinbruch. Dort schufteten die dunkelhäutigen Sklaven, denn der Kalif baute immer.
    Diesmal sollte der Steinbruch zum Grab werden.
    Die Träger keuchten, denn das Gelände war schwierig. Staub lag in der Luft. Ein jeder schmeckte ihn. Zwei Diener schwangen breite Fächer an den seitlichen Öffnungen der Sänfte, damit der Staub nicht eindringen konnte. Der Mond war inzwischen untergegangen.
    Der Weg führte in Windungen weiter. Er war mit kopfgroßen Hindernissen gespickt, die Träger mußten achtgeben. Wenn sie stolperten, fielen und auch die Sänfte zu Boden krachte, würde man sie gnadenlos auspeitschen lassen. Das alles hatte es schon gegeben.
    Das Grab war bereits in den vergangenen Stunden geschlagen worden. So breit und lang, daß die drei Zauberer hineinpaßten. Wie Brotfladen in den Ofen, so würden sie dort hineingeschoben werden, wo der Tod sie auf seine schrecklichste und grausamste Art und Weise heimsuchen würde.
    Neben dem Grab stoppten die Träger, setzten die Sänfte aber noch nicht ab. Erst als die Fackelträger einen Kreis gebildet hatten, senkten die Träger die Sänfte dem Untergrund entgegen, so daß der Kalif seinen gepolsterten Sitz verlassen konnte.
    Er stieg aus, wehrte mit einer unwilligen Bewegung eine helfende Hand ab und blieb vor dem Grab stehen.
    Sein Blick richtete sich auf die Öffnung. Sie war breit, aber nicht sehr hoch, dafür jedoch so tief, daß die drei Zauberer nebeneinander liegend hineinpaßten.
    Ein Vertrauter kam zu ihm. Der Kalif trat einen Schritt zurück, als er sah, was der Vertraute über seine ausgestreckten Arme gelegt hatte.
    Es war der Teppich!
    Nicht irgendeiner, der von den namenlosen Knüpferinnen hergestellt worden war, nein, dieser Teppich leuchtete in einer besonderen Farbe. In einem dunklen Rot, das an Blut erinnerte. In der Legende über seine Herkunft hieß es auch, daß er mit dem Blut der Menschen gefärbt worden war. Der Kalif, hatte ihn von seinem Vater bekommen, der wieder von seinem Vater und so weiter.
    Wo er herkam, wußte niemand zu sagen. Die Abstammung lag in der Dunkelheit der Geschichte begraben. Doch er war ein besonderer Teppich. In manchen Nächten soll er sogar geflogen sein, und auch die drei Zauberer hatten sich seiner angenommen, um ihn zu untersuchen. Anschließend waren sie dem Kalifen unheimlich gewesen, da hatte sich ihre Macht verstärkt, ihr Wissen vergrößert, und sie hatten von geheimnisvollen Urmächten gesprochen, die in dem Teppich wohnten.
    Der Kalif fürchtete um seine Macht und Herrschaft. Aus diesem Grunde hatte er die Zauberer foltern und quälen lassen, aber keiner von ihnen hatte etwas über die Urkräfte verraten.
    »Soll ich ihn auf den Boden legen?« erkundigte sich der Vertraute devot.
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