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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Autoren: Granger Ann
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    BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH Band 14 566
     
    1. Auflage: Juli 2001 Vollständige Taschenbuchausgabe Bastei Lübbe Taschenbücher ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe
    Deutsche Erstausgabe Titel der englischen Originalausgabe: Where Old Bones Lie © 1993 by Ann Granger © für die deutschsprachige Ausgabe 2001 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach Titelillustration: David Hopkins Lektorat: Ruggero Leò/Stefan Bauer Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg Satz: Druck & Grafik Siebel, Lindlar Druck und Verarbeitung: Elsnerdruck, Berlin Printed in Germany ISBN: 3-404-14566-6
Sie finden uns im Internet unter http://www.luebbe.de Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
     
    ›Geschichte … ein Verzeichnis der Verbrechen, Dummheiten und Missgeschicke der Menschheit.‹
    Edward Gibbon 
    PROLOG
     
    Noch einige Zeit, nach dem sie gegangen war, wartete er auf einen Brief von ihr und hielt frühmorgens von der Spitze der alten Wehrmauer nach dem Postwagen Ausschau. Dienstagabends war er ganz besonders ungeduldig, weil er hoffte, dass sie am Wochenende zuvor einen Brief geschrieben und diesen am Sonntagabend oder am frühen Montag eingeworfen hätte. Sie musste doch wissen, dass er sich Sorgen machte, ob es ihr gut ging und ob sie irgendwo untergekommen war und genügend Geld besaß, also wartete er zuversichtlich, dass der Brief ankäme.
    So früh am Tag, im taufeuchten Gras, wirkten die Farben der umgebenden Landschaft wie frisch gewaschen. Weil der Wind kalt über den Wall wehte, trug er den letzten Pullover, den sie für ihn gestrickt hatte. Er fuhr mit den Fingerspitzen über das Zopfmuster und erinnerte sich, wie sie des besseren Lichts wegen am Fenster gesessen hatte, als sie ihn strickte.
    Er wusste selbst sehr gut, dass er mit vierzehn kein Kind mehr war und in der Lage sein sollte, ohne sie zurechtzukommen – genau wie sie es gesagt hatte. Trotzdem spürte er noch immer einen eigenartigen Schmerz in sich, wenn er an sie dachte.
    Er sah die kleinen roten Postwagen an den meisten Morgen, wie sie klappernd unten über die Straße und am Steinbruch vorbeifuhren. Manchmal brachten sie Briefe für die Farm. Dann bog der Wagen in die Auffahrt ein, und er rannte pochenden Herzens los, um ihn abzufangen. Doch der Fahrer schüttelte stets nur den Kopf, lächelte und fuhr weiter. Für ihn war kein Brief dabei. Die schreckliche Leere kehrte zurück, während er mit zerknitterten und taufeuchten Hosen hinunter zur Straße ging, um dort auf den Schulbus zu warten.
    An den Abenden solcher Tage blätterte er verstohlen die geöffnete Post durch, die hinter die Kaminuhr geklemmt war, um zu sehen, ob sie seinem Vater geschrieben hatte. Doch wenn tatsächlich ein Brief angekommen sein sollte, hatte Vater ihn versteckt, vielleicht, weil eine Nachricht von ihr auch ihm kostbar war. Er sehnte sich danach zu fragen. Auch hätte er zu gerne gewusst, ob Vater seinen Schmerz teilte. Aber da Vater ihn höchstwahrscheinlich in beiden Fällen kurz abgefertigt hätte, behielt er seine Fragen genau wie seine Gefühle für sich.
    Eines Dienstags, als er erwachte, wusste er ganz tief im Innern seines Herzens, dass der Brief niemals kommen würde. Er fragte sich, ob es seine Schuld war und ob er sie vielleicht ungewollt verärgert hatte. An jenem Tag kletterte er nicht in der Frühe vor der Schule auf den alten Wachturm, ebenso wenig wie an einem der folgenden Tage.
    Das Leben ging weiter, und er wuchs heran, doch in all den Jahren vergaß er sie niemals und hoffte, dass sie, wo auch immer sie jetzt sein mochte, glücklich war, und dass sie vielleicht, und sei es nur ganz gelegentlich, einmal an ihn dachte.
    KAPITEL 1
    Ein kleiner Konvoi aus
    Lieferwagen, Wohnanhängern und umgebauten Bussen ratterte über die Hauptstraße. Einige der Fahrzeuge waren kaum mehr als Metallwracks, mehr Rost als Farbe, zusammengehalten von Trotz und Hoffnung, andere waren schrill bemalt mit leuchtend bunten Blumen. In allen keuchten kehlig alte Motoren, während sie mit der Steigung kämpften. Wolken schwarzer Auspuffgase verschmutzten die klare Spätsommerluft und erfüllten sie mit dem durchdringenden Gestank nach Öl.
    Unvermittelt signalisierte die heisere Hupe des purpurnen Busses an der Spitze des Konvois, dass ein gesuchter Orientierungspunkt in Sicht gekommen war, und die nachfolgenden Vehikel antworteten mit einer freudigen Kakophonie.
    Es war die Stelle, wo die Straße den unteren Hang
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