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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen
Autoren: Heather Barbieri
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Little Burke.«
    »Stimmt«, pflichtete Reilly ihm bei.
    Nora sah sie an. »Aber die anderen sagen …«
    »Ich weiß, was sie sagen«, erwiderte Owen. »Im Süden sind ziemlich viele Boote unterwegs, aber im Norden ist keines. Sie lassen es uns wissen, wenn sie etwas finden. In der Zwischenzeit können wir’s im Norden versuchen.«
    Reilly nickte. »Er hat recht. Einen Versuch ist es wert.«
    Little Burke, eine Insel, ein Ort, an dem die Mädchen Schutz gefunden haben konnten wie sie damals.
    Annie war jetzt wach, oder nicht? Sie glaubte, Ronan gehört zu haben. Du schaffst das. Du wirst schon sehen. Ich hab dir doch gesagt, dass ich dich finden würde. Sie bekam wieder Luft. Land. Ihre Haut spannte und juckte, ihre Haare waren verklebt. Meersalz. Das Geräusch der Brandung. Sie spürte noch immer die Bewegung der Wellen, obwohl sie nicht mehr im Wasser lag. Eine Hütte. Nein, ein Schuppen. Obwohl man an manchen Stellen den dunklen Himmel durchs Dach sehen konnte, war es im Innern trocken. Und es brannte Feuer. Sie fror nicht mehr. Der Geruch von Rauch, Seetang, dem Meer bei Ebbe. Siggy neben ihr. Er hatte es geschafft. Ella auch.
    Eine Frau mit langen silbergrauen Haaren, die sie in etwas hüllte. »Ihr seid in Sicherheit«, sagte die Frau im Singsang von Burke’s Island, doch in ihrer Stimme schwang noch etwas anderes mit. Ella schlief tief und fest, wie verzaubert, während Annie zwischen Verzauberung und Realität wechselte, obwohl sie weder reden noch sich bewegen konnte. Die Frau wandte den Blick ab. Wer bist du? , hätte Annie sie gern gefragt, aber sie war nicht in der Lage, die Worte zu formen. »Schlaf, Kleines«, sagte die Frau, zog sie näher zu sich heran und streichelte ihre Wange. Die Wärme, die Worte, die Berührung, zu verführerisch. Annie schloss die Augen und träumte.
    »Ist dies das Gebiet, in das die Strömung sie mitgerissen hätte?«, fragte Nora. Sie hatten keine Spur von dem Ruderboot gefunden, und allmählich begann sie, ihren Plan anzuzweifeln. Der Dunst wurde immer dichter.
    »Laut Karte ja, aber die Inseln richten sich nicht immer nach den Karten«, erklärte Reilly.
    Noras Augen brannten von der permanenten Anstrengung, in den Nebel zu blicken. Sie mussten die Mädchen finden – bald. »Kannst du nicht schneller fahren?«, rief sie Owen zu.
    »Mehr gibt der Motor nicht her.« Wie um seine Worte zu bestätigen, verstummte er.
    »O nein. Kannst du ihn reparieren?«, fragte Nora voller Panik.
    »Keine Ahnung.« Owen verschwand mit Reilly unter Deck, wo sie sie hämmern und fluchen hörte.
    Währenddessen lief sie oben hin und her und lauschte auf Funksprüche. »Sie sagen, im Süden kommt wieder ein Sturm auf«, rief sie hinunter.
    Reilly stieg schwer atmend zu ihr an Deck. »Ja.«
    »Das scheint Sie nicht zu überraschen.«
    »Ich hab’s schon vorhin gehört, wollte Sie aber nicht unnötig beunruhigen …«
    »Umso schneller müssen wir jetzt handeln.«
    »Solche Stürme erschöpfen sich oft nach kurzer Zeit. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er’s nicht bis dorthin schafft.«
    »Ein Restrisiko bleibt – und das will ich nicht eingehen.«
    »Ich dachte, ich könnte den Motor noch mal zum Leben erwecken«, sagte Owen, als er sich wenige Minuten später zu ihnen gesellte, »aber er ist hinüber. Nach meinen Berechnungen sind wir nicht allzu weit vom Ufer entfernt. Wir sollten über Funk Hilfe anfordern. Dann schicken sie ein anderes Boot mit einem Schlauchboot, mit dem man zur Insel fahren kann.«
    »Es ist, als wollte die Insel nicht, dass wir uns ihr nähern. Sie hat ihre eigenen Regeln«, bemerkte Reilly.
    »Und ich die meinen«, sagte Nora. »Wie weit sind wir vom Ufer weg?« Sie zog Schuhe und Jacke aus. Sie hatte das Warten satt und wusste, was sie tun musste. Und sie würde sich nicht von Owen aufhalten lassen.
    »Anderthalb Kilometer, möglicherweise weiter. Moment. Was hast du vor?«, fragte Owen.
    »Ich schwimme rüber«, antwortete sie.
    »Keine gute Idee.«
    »Es gibt keine Alternative. Das weißt du.«
    »Ich begleite dich.«
    »Nein, du musst hierbleiben.« Ihr Blick wanderte zu Reilly, der auf Funksprüche lauschte. »Für den Fall, dass eines der anderen Boote auftaucht.«
    »Da kommt sicher eines. Die Mary Grace ist schon unterwegs. Wenn du dich noch ein bisschen geduldest …«
    »So viel Zeit ist vielleicht nicht mehr. Das kann ich nicht riskieren.«
    »Und dein Risiko?«
    »Unerheblich.« Zumindest, wenn es um ihre Kinder ging.
    »Wenn dir etwas passieren
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