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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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1
    Ich hatte dem Fahrer bereits einen Zwanziger hingeworfen und hüpfte auf und ab wie ein Vorschulkind, das dringend auf die Toilette musste, als das Taxi endlich gegenüber vom Hudson Hotel auf der 50th West hielt. Aufs Wechselgeld wartete ich erst gar nicht, wurde aber beinahe von einem Expressbus umgenietet, als ich über die Eighth A venue flitzte.
    Mein iPhone, das aufdringlich in meiner Tasche vibrierte, beachtete ich nicht. In der gegenwärtigen Lage, nach einem vollen Arbeitstag und der Planung der heutigen Party aller Partys, wäre ich jedoch eher überrascht gewesen, wenn es nicht geklingelt hätte.
    Ein auch für Manhattaner Standard ohrenbetäubender Lärm empfing mich, als ich um die Ecke bog. Ein Presslufthammer? Eine Rammmaschine?
    Natürlich nicht. Ein junger Schwarzer kauerte auf dem Bürgersteig und trommelte auf einem leeren Eimer.
    Zum Glück erblickte ich am Rand der Zuschauermenge auch meine Verabredung zum Mittagessen, Aidan Beck. Ohne Vorwarnung hakte ich mich bei dem blonden, auf verlotterte Art attraktiven jungen Mann ein und zog ihn auf das schicke Hudson Hotel zu. Oben an der von Neonlicht beleuchteten Rolltreppe empfing uns hinter der Theke aus Carrara-Marmor eine Rezeptionistin, die so glücklich lächelte, als spielte sie in einem Highschool-Musical mit.
    » Hallo. Ich habe vor zwanzig Minuten angerufen « , sagte ich. » Ich bin Mrs Smith, und das ist mein Mann. Wir hätten gerne ein Zimmer mit großem Doppelbett. Fußboden und Aussicht sind uns egal. Ich bezahle bar. Ich hab’s wirklich eilig. «
    Voller Anerkennung begutachtete die Rezeptionistin mein verschwitztes Gesicht und den Kontrast zwischen meiner erotischen Büroaufmachung und der ausgeblichenen Jeans und der Wildlederjacke meiner viel jüngeren Begleitung.
    » Dann also schnell nach oben « , forderte uns die übertrieben glückliche Rezeptionistin auf.
    Kalter Wind schlug mir ins Gesicht, als ich eine Stunde später mit Aidan das Hotel wieder verließ. Ich blickte hinauf zu den blauen Türmen des Time Warner Center am Ende der Straße, in denen sich die New Yorker Frühlingssonne spiegelte, und musste lächeln. Mir war eingefallen, wie meine Tochter, Emma, die Türme als die größten gläsernen Torpfosten der Welt bezeichnet hatte.
    Ich sah Aidan an und überlegte, ob das, was wir gerade getan hatten, richtig war. Eigentlich spielt es keine Rolle, dachte ich, als ich meine Augen an dem Ärmel meiner umwerfenden Burberry-Jacke abtupfte. Ich hab’s getan.
    » Du warst wunderbar, ehrlich « , sagte ich, reichte ihm den Umschlag und küsste ihn auf die Wange.
    Er verbeugte sich theatralisch, während er die tausend Dollar in die Innentasche seiner Wildlederjacke steckte. » Hey, das ist mein Job, Nina Bloom « , sagte er und winkte mir im Gehen zu.
    Ich winkte einem Taxi, das mich zu meiner Arbeit zurückbringen sollte. » Für dich bin ich Mrs Smith « , rief ich Aidan hinterher.

2
    » Okay, Mom, du kannst jetzt die Augen aufmachen. «
    Das tat ich.
    Vor mir in unserer gemütlichen Wohnung stand meine Tochter Emma in dem Kleid, das sie zur Feier ihres sechzehnten Geburtstags tragen würde. Als ich ihre strahlende Haut und ihr dunkles Haar über dem schwarzen, ärmellosen Kleid sah, begann ich zum zweiten Mal an diesem Tag vor Rührung zu weinen. Dieses zauberhafte, himmlische Wesen war aus mir heraus entstanden? Sie sah so umwerfend aus.
    » Nicht schlecht « , sagte ich und wischte mir die Tränen vom Gesicht.
    Natürlich war ich nicht nur gerührt wegen Emmas Schönheit, ich war auch stolz. Als sie acht Jahre alt gewesen war, hatte ich sie aus Spaß ermutigt, an der Aufnahmeprüfung für Brearley teilzunehmen, der renommiertesten Mädchenschule von Manhattan. Sie hatte die Prüfung nicht nur bestanden, sondern fast ein Vollstipendium erhalten.
    Am Anfang hatte sie Anpassungsschwierigkeiten gehabt, doch dank ihres Charmes, ihrer Intelligenz und ihrer Willenskraft meisterte sie die Situation hervorragend und gehörte zu den beliebtesten Schülerinnen der Schule.
    Dabei war ich nicht der einzige Mensch, der das dachte. Auf der Geburtstagsfeier einer Schulkameradin war eine der Mütter, die Geld wie Heu hatte und Mitglied im MoMa-Vorstand war, wegen Emmas Begeisterung für Kunstgeschichte so von den Socken, dass sie ein paar Strippen zog, damit Emma einen Platz am Brown College bekam. Nicht, dass Emma auf Hilfe angewiesen wäre.
    Ich würde unsere Dreizimmerwohnung praktisch mit einer Hypothek belasten müssen, um die
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